Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Periode der Systematik. veröffentlichten Sammelwerke über Zootomie. Die Vergleichung beidermit einander zeigt auch, wie stetig das Interesse an derartigen Arbeiten zunahm, da in dem späteren eine viel bedeutendere Zahl jener Arbeiten aufgenommen werden konnte. Das erste ist die "Anatomia anima- lium" von Geraard Blaes (Gerardus Blasius), einem Professor der Medicin in Amsterdam, welcher sich viel mit der anatomischen Un- tersuchung sowohl des Menschen als der Thiere beschäftigte und schon vor dem hier besprochenen Sammelwerke Miscellaneen zur Anatomie des Menschen und der Thiere herausgegeben hatte12). Sind auch von seinen eigenen zootomischen Arbeiten nur einzelne Angaben über den Tiger, die Zibethkatze, Fledermaus, den Frosch, Reiher in seinem Buche enthalten, ohne daß er die Anatomie eines dieser Thiere voll- ständig gibt, so ist die Sammlung, welche die Arbeiten von Malpighi, Willis, Bartholin, Drelincourt und mehreren anderen Aelteren und Neueren unter Wiederholung der betreffenden Abbildungen wiederbringt, nicht ohne großen Nutzen für ihre Zeit gewesen. Und wie dies selbst noch bis in den Anfang des jetzigen Jahrhunderts anerkannt wurde, so ist bei der ungleich schwierigeren Verbreitung der Litteratur, auch der periodischen, aus welcher Blaes manches übernommen hat, in seiner Zeit das Verdienst damals noch höher anzuschlagen gewesen. Häufig verweist er auch nur auf die betreffenden Stellen, wo über gewisse Thiere Aus- führliches zu finden ist. Er kennzeichnet sein Werk dadurch selbst als Repertorium und ist ihm deshalb aus dem Umstande, daß er die vor- handenen Lücken nicht durch größere eigene Arbeiten vollständig aus- zufüllen versucht hat, kein Vorwurf zu machen. Noch reichhaltiger, aber in Bezug auf den Plan des Unterneh- 12) Er ist der Entdecker des Ausführungsgangs der Parotis, welchen er dem
Steno, nach dem der Gang genannt wird, gezeigt hat. s. Blaes's Brief an Tho- mas Bartholin in des letzteren Centuriae epistol. III. 43. Seine Anatomia ani- malium erschien Amsterdam, 1681, seine Miscellanea anatomica hominis bruto- rumque fabricam exhibentia, ebenda 1673. 8°. Periode der Syſtematik. veröffentlichten Sammelwerke über Zootomie. Die Vergleichung beidermit einander zeigt auch, wie ſtetig das Intereſſe an derartigen Arbeiten zunahm, da in dem ſpäteren eine viel bedeutendere Zahl jener Arbeiten aufgenommen werden konnte. Das erſte iſt die »Anatomia anima- lium« von Geraard Blaes (Gerardus Blasius), einem Profeſſor der Medicin in Amſterdam, welcher ſich viel mit der anatomiſchen Un- terſuchung ſowohl des Menſchen als der Thiere beſchäftigte und ſchon vor dem hier beſprochenen Sammelwerke Miscellaneen zur Anatomie des Menſchen und der Thiere herausgegeben hatte12). Sind auch von ſeinen eigenen zootomiſchen Arbeiten nur einzelne Angaben über den Tiger, die Zibethkatze, Fledermaus, den Froſch, Reiher in ſeinem Buche enthalten, ohne daß er die Anatomie eines dieſer Thiere voll- ſtändig gibt, ſo iſt die Sammlung, welche die Arbeiten von Malpighi, Willis, Bartholin, Drelincourt und mehreren anderen Aelteren und Neueren unter Wiederholung der betreffenden Abbildungen wiederbringt, nicht ohne großen Nutzen für ihre Zeit geweſen. Und wie dies ſelbſt noch bis in den Anfang des jetzigen Jahrhunderts anerkannt wurde, ſo iſt bei der ungleich ſchwierigeren Verbreitung der Litteratur, auch der periodiſchen, aus welcher Blaes manches übernommen hat, in ſeiner Zeit das Verdienſt damals noch höher anzuſchlagen geweſen. Häufig verweiſt er auch nur auf die betreffenden Stellen, wo über gewiſſe Thiere Aus- führliches zu finden iſt. Er kennzeichnet ſein Werk dadurch ſelbſt als Repertorium und iſt ihm deshalb aus dem Umſtande, daß er die vor- handenen Lücken nicht durch größere eigene Arbeiten vollſtändig aus- zufüllen verſucht hat, kein Vorwurf zu machen. Noch reichhaltiger, aber in Bezug auf den Plan des Unterneh- 12) Er iſt der Entdecker des Ausführungsgangs der Parotis, welchen er dem
Steno, nach dem der Gang genannt wird, gezeigt hat. ſ. Blaes's Brief an Tho- mas Bartholin in des letzteren Centuriae epistol. III. 43. Seine Anatomia ani- malium erſchien Amſterdam, 1681, ſeine Miscellanea anatomica hominis bruto- rumque fabricam exhibentia, ebenda 1673. 8°. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0417" n="406"/><fw place="top" type="header">Periode der Syſtematik.</fw><lb/> veröffentlichten Sammelwerke über Zootomie. Die Vergleichung beider<lb/> mit einander zeigt auch, wie ſtetig das Intereſſe an derartigen Arbeiten<lb/> zunahm, da in dem ſpäteren eine viel bedeutendere Zahl jener Arbeiten<lb/> aufgenommen werden konnte. Das erſte iſt die »<hi rendition="#aq">Anatomia anima-<lb/> lium«</hi> von <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/174863365">Geraard Blaes</persName></hi> (<hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/174863365">Gerardus Blasius</persName></hi>), einem Profeſſor<lb/> der Medicin in Amſterdam, welcher ſich viel mit der anatomiſchen Un-<lb/> terſuchung ſowohl des Menſchen als der Thiere beſchäftigte und ſchon<lb/> vor dem hier beſprochenen Sammelwerke Miscellaneen zur Anatomie<lb/> des Menſchen und der Thiere herausgegeben hatte<note place="foot" n="12)">Er iſt der Entdecker des Ausführungsgangs der Parotis, welchen er dem<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118617737">Steno</persName>, nach dem der Gang genannt wird, gezeigt hat. ſ. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/174863365">Blaes</persName>'s Brief an <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118652850">Tho-<lb/> mas Bartholin</persName> in des letzteren <hi rendition="#aq">Centuriae epistol. III. 43.</hi> Seine <hi rendition="#aq">Anatomia ani-<lb/> malium</hi> erſchien Amſterdam, 1681, ſeine <hi rendition="#aq">Miscellanea anatomica hominis bruto-<lb/> rumque fabricam exhibentia,</hi> ebenda 1673. 8°.</note>. Sind auch von<lb/> ſeinen eigenen zootomiſchen Arbeiten nur einzelne Angaben über den<lb/> Tiger, die Zibethkatze, Fledermaus, den Froſch, Reiher in ſeinem<lb/> Buche enthalten, ohne daß er die Anatomie eines dieſer Thiere voll-<lb/> ſtändig gibt, ſo iſt die Sammlung, welche die Arbeiten von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119403099">Malpighi</persName>,<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118772015">Willis</persName>, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118652850">Bartholin</persName>, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/100109535">Drelincourt</persName> und mehreren anderen Aelteren und<lb/> Neueren unter Wiederholung der betreffenden Abbildungen wiederbringt,<lb/> nicht ohne großen Nutzen für ihre Zeit geweſen. Und wie dies ſelbſt<lb/> noch bis in den Anfang des jetzigen Jahrhunderts anerkannt wurde, ſo<lb/> iſt bei der ungleich ſchwierigeren Verbreitung der Litteratur, auch der<lb/> periodiſchen, aus welcher <persName ref="http://d-nb.info/gnd/174863365">Blaes</persName> manches übernommen hat, in ſeiner Zeit<lb/> das Verdienſt damals noch höher anzuſchlagen geweſen. Häufig verweiſt<lb/> er auch nur auf die betreffenden Stellen, wo über gewiſſe Thiere Aus-<lb/> führliches zu finden iſt. Er kennzeichnet ſein Werk dadurch ſelbſt als<lb/> Repertorium und iſt ihm deshalb aus dem Umſtande, daß er die vor-<lb/> handenen Lücken nicht durch größere eigene Arbeiten vollſtändig aus-<lb/> zufüllen verſucht hat, kein Vorwurf zu machen.</p><lb/> <p>Noch reichhaltiger, aber in Bezug auf den Plan des Unterneh-<lb/> mens mit dem des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/116200340">Blaſius</persName> gleichartig iſt die Sammlung des Gießener<lb/> Profeſſors der Phyſik und ſpäter auch der Medicin <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/117340650">Michael Bern-<lb/> hard Valentini</persName></hi>, welche unter dem Titel <hi rendition="#aq">Amphitheatrum zooto-<lb/></hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [406/0417]
Periode der Syſtematik.
veröffentlichten Sammelwerke über Zootomie. Die Vergleichung beider
mit einander zeigt auch, wie ſtetig das Intereſſe an derartigen Arbeiten
zunahm, da in dem ſpäteren eine viel bedeutendere Zahl jener Arbeiten
aufgenommen werden konnte. Das erſte iſt die »Anatomia anima-
lium« von Geraard Blaes (Gerardus Blasius), einem Profeſſor
der Medicin in Amſterdam, welcher ſich viel mit der anatomiſchen Un-
terſuchung ſowohl des Menſchen als der Thiere beſchäftigte und ſchon
vor dem hier beſprochenen Sammelwerke Miscellaneen zur Anatomie
des Menſchen und der Thiere herausgegeben hatte 12). Sind auch von
ſeinen eigenen zootomiſchen Arbeiten nur einzelne Angaben über den
Tiger, die Zibethkatze, Fledermaus, den Froſch, Reiher in ſeinem
Buche enthalten, ohne daß er die Anatomie eines dieſer Thiere voll-
ſtändig gibt, ſo iſt die Sammlung, welche die Arbeiten von Malpighi,
Willis, Bartholin, Drelincourt und mehreren anderen Aelteren und
Neueren unter Wiederholung der betreffenden Abbildungen wiederbringt,
nicht ohne großen Nutzen für ihre Zeit geweſen. Und wie dies ſelbſt
noch bis in den Anfang des jetzigen Jahrhunderts anerkannt wurde, ſo
iſt bei der ungleich ſchwierigeren Verbreitung der Litteratur, auch der
periodiſchen, aus welcher Blaes manches übernommen hat, in ſeiner Zeit
das Verdienſt damals noch höher anzuſchlagen geweſen. Häufig verweiſt
er auch nur auf die betreffenden Stellen, wo über gewiſſe Thiere Aus-
führliches zu finden iſt. Er kennzeichnet ſein Werk dadurch ſelbſt als
Repertorium und iſt ihm deshalb aus dem Umſtande, daß er die vor-
handenen Lücken nicht durch größere eigene Arbeiten vollſtändig aus-
zufüllen verſucht hat, kein Vorwurf zu machen.
Noch reichhaltiger, aber in Bezug auf den Plan des Unterneh-
mens mit dem des Blaſius gleichartig iſt die Sammlung des Gießener
Profeſſors der Phyſik und ſpäter auch der Medicin Michael Bern-
hard Valentini, welche unter dem Titel Amphitheatrum zooto-
12) Er iſt der Entdecker des Ausführungsgangs der Parotis, welchen er dem
Steno, nach dem der Gang genannt wird, gezeigt hat. ſ. Blaes's Brief an Tho-
mas Bartholin in des letzteren Centuriae epistol. III. 43. Seine Anatomia ani-
malium erſchien Amſterdam, 1681, ſeine Miscellanea anatomica hominis bruto-
rumque fabricam exhibentia, ebenda 1673. 8°.
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