möglichkeit liegende Zuthaten fossilisiren zu lassen. Nicht so scharf wie die Species faßt Ray die Genera. Hier folgt er noch ganz dem alten Gebrauche, die größeren Gruppen überhaupt als Gattungen zu be- zeichnen, er nennt daher ebensogut die Eierlegenden und Lebendiggebä- renden "Gattungen", wie die Hundeartigen, Hirschartigen oder Hasenar- tigen. Die letztere Verwendungsweise kommt allerdings den Linne'schen großen Gattungen nahe; aber abgesehen davon, daß bei Ray diese Ge- nera mehr den später eingeführten Ordnungen entsprechen, fehlt bei ihm doch die durchgeführte formelle Gliederung des Systems.
Es war nach dem Ausgang des Mittelalters ein Zeichen wieder erwachender Wissenschaftlichkeit, daß von Wotton direct an Aristoteles angeknüpft wurde. Die gleiche Erscheinung tritt bei Ray noch einmal auf. Mit den Vortheilen, welche der Aufschwung der Zootomie, die Harvey'sche Entdeckung des Kreislaufes und die Aufklärungen betreffs der Zeugungsvorgänge der Thierkunde geboten hatten, tritt er bewußt an die anatomische Charakterisirung der Thiergruppen heran und findet denn hier an mehr als einem Orte die Angaben des Aristoteles bestä- tigt. Beide hielten nur einen andern Gang der Darstellung ein. Ari- stoteles legte bei seinen Schilderungen stillschweigend größere Gruppen zu Grunde, welche sogar je nach dem gerade in den Vordergrund tre- tenden biologischen oder anatomischen Gesichtspunkte verschieden definirt wurden; man kann daher nur unter Berücksichtigung seiner sämmt- lichen Mittheilungen zur Einsicht in das sich ihm ergebende Thiersystem gelangen. Ray dagegen gieng den entgegengesetzten Weg; er legte zu- nächst mit möglichst sicherer Begründung des System dar und knüpfte die viel spärlicheren Einzelangaben an die Aufzählung der Arten. Um so vortheilhafter springt aber seine Entwickelung des Systems in die Augen, wenn schon er ihm nicht einmal selbst überall folgt. Daß das- selbe vorzugsweise die Wirbelthiere und ihre Classification betrifft und von den wirbellosen Thieren nur die Insecten von ihm behandelt wur- den, lag zum Theil in der Zeit, welche eingehendere Untersuchungen in die niederen Classen noch nicht hinreichend vorbereitet hatte, zum Theil an der Arbeitstheilung, welche Ray in seinem Freundeskreise ein- geführt und nach welcher er eigentlich sogar nur Pflanzen, dann nach
Periode der Syſtematik.
möglichkeit liegende Zuthaten foſſiliſiren zu laſſen. Nicht ſo ſcharf wie die Species faßt Ray die Genera. Hier folgt er noch ganz dem alten Gebrauche, die größeren Gruppen überhaupt als Gattungen zu be- zeichnen, er nennt daher ebenſogut die Eierlegenden und Lebendiggebä- renden „Gattungen“, wie die Hundeartigen, Hirſchartigen oder Haſenar- tigen. Die letztere Verwendungsweiſe kommt allerdings den Linné'ſchen großen Gattungen nahe; aber abgeſehen davon, daß bei Ray dieſe Ge- nera mehr den ſpäter eingeführten Ordnungen entſprechen, fehlt bei ihm doch die durchgeführte formelle Gliederung des Syſtems.
Es war nach dem Ausgang des Mittelalters ein Zeichen wieder erwachender Wiſſenſchaftlichkeit, daß von Wotton direct an Ariſtoteles angeknüpft wurde. Die gleiche Erſcheinung tritt bei Ray noch einmal auf. Mit den Vortheilen, welche der Aufſchwung der Zootomie, die Harvey'ſche Entdeckung des Kreislaufes und die Aufklärungen betreffs der Zeugungsvorgänge der Thierkunde geboten hatten, tritt er bewußt an die anatomiſche Charakteriſirung der Thiergruppen heran und findet denn hier an mehr als einem Orte die Angaben des Ariſtoteles beſtä- tigt. Beide hielten nur einen andern Gang der Darſtellung ein. Ari- ſtoteles legte bei ſeinen Schilderungen ſtillſchweigend größere Gruppen zu Grunde, welche ſogar je nach dem gerade in den Vordergrund tre- tenden biologiſchen oder anatomiſchen Geſichtspunkte verſchieden definirt wurden; man kann daher nur unter Berückſichtigung ſeiner ſämmt- lichen Mittheilungen zur Einſicht in das ſich ihm ergebende Thierſyſtem gelangen. Ray dagegen gieng den entgegengeſetzten Weg; er legte zu- nächſt mit möglichſt ſicherer Begründung des Syſtem dar und knüpfte die viel ſpärlicheren Einzelangaben an die Aufzählung der Arten. Um ſo vortheilhafter ſpringt aber ſeine Entwickelung des Syſtems in die Augen, wenn ſchon er ihm nicht einmal ſelbſt überall folgt. Daß daſ- ſelbe vorzugsweiſe die Wirbelthiere und ihre Claſſification betrifft und von den wirbelloſen Thieren nur die Inſecten von ihm behandelt wur- den, lag zum Theil in der Zeit, welche eingehendere Unterſuchungen in die niederen Claſſen noch nicht hinreichend vorbereitet hatte, zum Theil an der Arbeitstheilung, welche Ray in ſeinem Freundeskreiſe ein- geführt und nach welcher er eigentlich ſogar nur Pflanzen, dann nach
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Periode der Syſtematik.
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die Species faßt Ray die Genera. Hier folgt er noch ganz dem alten
Gebrauche, die größeren Gruppen überhaupt als Gattungen zu be-
zeichnen, er nennt daher ebenſogut die Eierlegenden und Lebendiggebä-
renden „Gattungen“, wie die Hundeartigen, Hirſchartigen oder Haſenar-
tigen. Die letztere Verwendungsweiſe kommt allerdings den Linné'ſchen
großen Gattungen nahe; aber abgeſehen davon, daß bei Ray dieſe Ge-
nera mehr den ſpäter eingeführten Ordnungen entſprechen, fehlt bei
ihm doch die durchgeführte formelle Gliederung des Syſtems.
Es war nach dem Ausgang des Mittelalters ein Zeichen wieder
erwachender Wiſſenſchaftlichkeit, daß von Wotton direct an Ariſtoteles
angeknüpft wurde. Die gleiche Erſcheinung tritt bei Ray noch einmal
auf. Mit den Vortheilen, welche der Aufſchwung der Zootomie, die
Harvey'ſche Entdeckung des Kreislaufes und die Aufklärungen betreffs
der Zeugungsvorgänge der Thierkunde geboten hatten, tritt er bewußt
an die anatomiſche Charakteriſirung der Thiergruppen heran und findet
denn hier an mehr als einem Orte die Angaben des Ariſtoteles beſtä-
tigt. Beide hielten nur einen andern Gang der Darſtellung ein. Ari-
ſtoteles legte bei ſeinen Schilderungen ſtillſchweigend größere Gruppen
zu Grunde, welche ſogar je nach dem gerade in den Vordergrund tre-
tenden biologiſchen oder anatomiſchen Geſichtspunkte verſchieden definirt
wurden; man kann daher nur unter Berückſichtigung ſeiner ſämmt-
lichen Mittheilungen zur Einſicht in das ſich ihm ergebende Thierſyſtem
gelangen. Ray dagegen gieng den entgegengeſetzten Weg; er legte zu-
nächſt mit möglichſt ſicherer Begründung des Syſtem dar und knüpfte
die viel ſpärlicheren Einzelangaben an die Aufzählung der Arten. Um
ſo vortheilhafter ſpringt aber ſeine Entwickelung des Syſtems in die
Augen, wenn ſchon er ihm nicht einmal ſelbſt überall folgt. Daß daſ-
ſelbe vorzugsweiſe die Wirbelthiere und ihre Claſſification betrifft und
von den wirbelloſen Thieren nur die Inſecten von ihm behandelt wur-
den, lag zum Theil in der Zeit, welche eingehendere Unterſuchungen in
die niederen Claſſen noch nicht hinreichend vorbereitet hatte, zum Theil
an der Arbeitstheilung, welche Ray in ſeinem Freundeskreiſe ein-
geführt und nach welcher er eigentlich ſogar nur Pflanzen, dann nach
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/447>, abgerufen am 22.11.2024.
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