Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.u. a. und die Berichte darüber der Pariser Akademie übersandte. Ed- ward Tyson gab (1699) die erste Anatomie eines menschenähnlichen Affen, des Chimpanse, mit guten Abbildungen für die Londoner Ge- sellschaft der Wissenschaften heraus, ebenso die Anatomie eines Beutel- thieres und eines Delphins. James Douglas und der bekannte Chirurg Garengeot verglichen fast gleichzeitig die Muskulatur des Hundes mit der des Menschen (1707). Patrick Blair schilderte das Knochengerüst des Elefanten (1710); sein Landsmann Cheselden stellte mehrere Säugethierskelete dar (1733). Auch der ältere Jus- sieu beschrieb Knochen, so z. B. den Hippopotamusschädel. Schon vorher hatten unter Einfluß der neuen Richtung Charras die Unter- suchungen über die Viper (1668), Lorenzini die über Torpedo (1678) veröffentlicht. Oliger Jacobaeus verfolgte die Entwicke- lung des Frosches aus dem Ei durch den Larvenzustand bis zur ent- wickelten Form und erläuterte den Bau der Salamander und des klei- nen Draco (1686).Vallisnieri gab eine ausführliche Anatomie des Chamaeleon (1715) und zahlreiche Beobachtungen über die Ent- wickelung von Insecten. Für die Geschichte der Physiologie ist er (ge- storben 1730) durch die hauptsächlich durch ihn erfolgte Gründung der Einschachtelungstheorie betreffs der Beantwortung der Frage nach dem Wesen der Zeugung von Bedeutung geworden. Auch hat er zum all- gemeineren Bekanntwerden mancher merkwürdigen Form, wie z. B. der Pipa aus Surinam beigetragen27). Einer besondern Erwähnung ist auch die Arbeit Dufay's über die Salamander werth, worin er deren Verwandlungsgeschichte darstellte. Endlich erschien 1744 das erste neuere Handbuch der vergleichenden Anatomie von Alexander Monro (dem Vater, 1697 bis 1767), welches zwar selbstverständ- lich durchaus nicht vollständig ist, aber doch zeigt, wie das Bedürfniß nach allgemeinen litterarischen Hülfsmitteln sich geltend zu machen be- gann. Auch ist noch zu bemerken, daß das Seelenleben der Thiere eine 27) Die Pipa war zuerst durch Marie Sibylle Merian genauer be- kannt worden (1705); später fand sie durch Levin Vincent eine ausführliche Beschreibung. 29*
u. a. und die Berichte darüber der Pariſer Akademie überſandte. Ed- ward Tyſon gab (1699) die erſte Anatomie eines menſchenähnlichen Affen, des Chimpanſe, mit guten Abbildungen für die Londoner Ge- ſellſchaft der Wiſſenſchaften heraus, ebenſo die Anatomie eines Beutel- thieres und eines Delphins. James Douglas und der bekannte Chirurg Garengeot verglichen faſt gleichzeitig die Muskulatur des Hundes mit der des Menſchen (1707). Patrick Blair ſchilderte das Knochengerüſt des Elefanten (1710); ſein Landsmann Cheſelden ſtellte mehrere Säugethierſkelete dar (1733). Auch der ältere Juſ- ſieu beſchrieb Knochen, ſo z. B. den Hippopotamusſchädel. Schon vorher hatten unter Einfluß der neuen Richtung Charras die Unter- ſuchungen über die Viper (1668), Lorenzini die über Torpedo (1678) veröffentlicht. Oliger Jacobaeus verfolgte die Entwicke- lung des Froſches aus dem Ei durch den Larvenzuſtand bis zur ent- wickelten Form und erläuterte den Bau der Salamander und des klei- nen Draco (1686).Vallisnieri gab eine ausführliche Anatomie des Chamaeleon (1715) und zahlreiche Beobachtungen über die Ent- wickelung von Inſecten. Für die Geſchichte der Phyſiologie iſt er (ge- ſtorben 1730) durch die hauptſächlich durch ihn erfolgte Gründung der Einſchachtelungstheorie betreffs der Beantwortung der Frage nach dem Weſen der Zeugung von Bedeutung geworden. Auch hat er zum all- gemeineren Bekanntwerden mancher merkwürdigen Form, wie z. B. der Pipa aus Surinam beigetragen27). Einer beſondern Erwähnung iſt auch die Arbeit Dufay's über die Salamander werth, worin er deren Verwandlungsgeſchichte darſtellte. Endlich erſchien 1744 das erſte neuere Handbuch der vergleichenden Anatomie von Alexander Monro (dem Vater, 1697 bis 1767), welches zwar ſelbſtverſtänd- lich durchaus nicht vollſtändig iſt, aber doch zeigt, wie das Bedürfniß nach allgemeinen litterariſchen Hülfsmitteln ſich geltend zu machen be- gann. Auch iſt noch zu bemerken, daß das Seelenleben der Thiere eine 27) Die Pipa war zuerſt durch Marie Sibylle Merian genauer be- kannt worden (1705); ſpäter fand ſie durch Levin Vincent eine ausführliche Beſchreibung. 29*
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Die Zeit von Ray bis Klein.
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Affen, des Chimpanſe, mit guten Abbildungen für die Londoner Ge-
ſellſchaft der Wiſſenſchaften heraus, ebenſo die Anatomie eines Beutel-
thieres und eines Delphins. James Douglas und der bekannte
Chirurg Garengeot verglichen faſt gleichzeitig die Muskulatur des
Hundes mit der des Menſchen (1707). Patrick Blair ſchilderte das
Knochengerüſt des Elefanten (1710); ſein Landsmann Cheſelden
ſtellte mehrere Säugethierſkelete dar (1733). Auch der ältere Juſ-
ſieu beſchrieb Knochen, ſo z. B. den Hippopotamusſchädel. Schon
vorher hatten unter Einfluß der neuen Richtung Charras die Unter-
ſuchungen über die Viper (1668), Lorenzini die über Torpedo
(1678) veröffentlicht. Oliger Jacobaeus verfolgte die Entwicke-
lung des Froſches aus dem Ei durch den Larvenzuſtand bis zur ent-
wickelten Form und erläuterte den Bau der Salamander und des klei-
nen Draco (1686).Vallisnieri gab eine ausführliche Anatomie
des Chamaeleon (1715) und zahlreiche Beobachtungen über die Ent-
wickelung von Inſecten. Für die Geſchichte der Phyſiologie iſt er (ge-
ſtorben 1730) durch die hauptſächlich durch ihn erfolgte Gründung der
Einſchachtelungstheorie betreffs der Beantwortung der Frage nach dem
Weſen der Zeugung von Bedeutung geworden. Auch hat er zum all-
gemeineren Bekanntwerden mancher merkwürdigen Form, wie z. B.
der Pipa aus Surinam beigetragen 27). Einer beſondern Erwähnung
iſt auch die Arbeit Dufay's über die Salamander werth, worin er
deren Verwandlungsgeſchichte darſtellte. Endlich erſchien 1744 das
erſte neuere Handbuch der vergleichenden Anatomie von Alexander
Monro (dem Vater, 1697 bis 1767), welches zwar ſelbſtverſtänd-
lich durchaus nicht vollſtändig iſt, aber doch zeigt, wie das Bedürfniß
nach allgemeinen litterariſchen Hülfsmitteln ſich geltend zu machen be-
gann. Auch iſt noch zu bemerken, daß das Seelenleben der Thiere eine
27) Die Pipa war zuerſt durch Marie Sibylle Merian genauer be-
kannt worden (1705); ſpäter fand ſie durch Levin Vincent eine ausführliche
Beſchreibung.
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