eingehende, allerdings zunächst vorwaltend casuistische Behandlung er- fuhr durch H. Rovarius28).
In einer viel nachhaltigeren Weise als früher machten jetzt auch die neuen Formen aus fremden Ländern ihren Einfluß auf die betref- fenden Classen geltend. Wenn schon die Arbeiten der Piso, Markgrav, Bontius u. A. immer ihre Bedeutung behielten, so erfuhren sie doch durch neuere Reisen theils mannichfache Bestätigungen, vor Allem aber beträchtliche Erweiterungen. Zudem bildeten sich in Folge beque- merer Conservationsmethoden allmählich größere Sammlungen exoti- scher Naturerzeugnisse, von denen nur an die berühmten Museen von Rumph und Seba erinnert werden mag, welche durch ihren Reich- thum vorzüglich an südasiatischen Gegenständen geradezu Quellen für die naturgeschichtliche Kenntniß Ostindiens wurden. Bedeutend war auch die Sammlung des Londoner Droguenhändlers James Peti- ver, welcher durch die veröffentlichten "Abbildungen von Wasserthie- ren von Amboina" (1713) bekannt worden ist. Der vorliegenden Zeit gehört auch Engelbert Kämpfer an, welcher zum erstenmale die Naturgeschichte Japans den Europäern erschloß, wenn schon sich die Resultate seiner Reise vorzüglich für Botanik werthvoll zeigen. In diese Zeit fällt ferner die Herausgabe der Naturgeschichte Aegyptens von Prosper Alpin (1735), deren bereits oben Erwähnung geschah. Diesem schließen sich die Reisen nach dem Orient und Nordafrika von Tournefort (1717) und Shaw (1738) und nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung von Kolbe (1719) an. Neue Thierarten aus Amerika lehrten John Brickel, Pierre Barreere und vorzüglich Mark Catesby kennen, ebenso die Reisen Labat's nach West-Indien und Feuillee's nach Süd-Amerika, besonders auch Hans Sloane's Reise nach Madeira, Jamaica u. s. f. Die Figuren Ca- tesby's sind nicht bloß sorgfältig und durchaus wiedererkennbar, son- dern auch von einem, gegen früher sehr vortheilhaft sich auszeichnenden Colorit. Ein interessantes und noch wenig durchforschtes faunistisches
28)H. Rovarius, Quod animalia bruta ratione saepe utantur melius homine libri duo. Helmstad. 1728.
Periode der Syſtematik.
eingehende, allerdings zunächſt vorwaltend caſuiſtiſche Behandlung er- fuhr durch H. Rovarius28).
In einer viel nachhaltigeren Weiſe als früher machten jetzt auch die neuen Formen aus fremden Ländern ihren Einfluß auf die betref- fenden Claſſen geltend. Wenn ſchon die Arbeiten der Piſo, Markgrav, Bontius u. A. immer ihre Bedeutung behielten, ſo erfuhren ſie doch durch neuere Reiſen theils mannichfache Beſtätigungen, vor Allem aber beträchtliche Erweiterungen. Zudem bildeten ſich in Folge beque- merer Conſervationsmethoden allmählich größere Sammlungen exoti- ſcher Naturerzeugniſſe, von denen nur an die berühmten Muſeen von Rumph und Seba erinnert werden mag, welche durch ihren Reich- thum vorzüglich an ſüdaſiatiſchen Gegenſtänden geradezu Quellen für die naturgeſchichtliche Kenntniß Oſtindiens wurden. Bedeutend war auch die Sammlung des Londoner Droguenhändlers James Peti- ver, welcher durch die veröffentlichten „Abbildungen von Waſſerthie- ren von Amboina“ (1713) bekannt worden iſt. Der vorliegenden Zeit gehört auch Engelbert Kämpfer an, welcher zum erſtenmale die Naturgeſchichte Japans den Europäern erſchloß, wenn ſchon ſich die Reſultate ſeiner Reiſe vorzüglich für Botanik werthvoll zeigen. In dieſe Zeit fällt ferner die Herausgabe der Naturgeſchichte Aegyptens von Prosper Alpin (1735), deren bereits oben Erwähnung geſchah. Dieſem ſchließen ſich die Reiſen nach dem Orient und Nordafrika von Tournefort (1717) und Shaw (1738) und nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung von Kolbe (1719) an. Neue Thierarten aus Amerika lehrten John Brickel, Pierre Barreère und vorzüglich Mark Catesby kennen, ebenſo die Reiſen Labat's nach Weſt-Indien und Feuillée's nach Süd-Amerika, beſonders auch Hans Sloane's Reiſe nach Madeira, Jamaica u. ſ. f. Die Figuren Ca- tesby's ſind nicht bloß ſorgfältig und durchaus wiedererkennbar, ſon- dern auch von einem, gegen früher ſehr vortheilhaft ſich auszeichnenden Colorit. Ein intereſſantes und noch wenig durchforſchtes fauniſtiſches
28)H. Rovarius, Quod animalia bruta ratione saepe utantur melius homine libri duo. Helmstad. 1728.
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In einer viel nachhaltigeren Weiſe als früher machten jetzt auch
die neuen Formen aus fremden Ländern ihren Einfluß auf die betref-
fenden Claſſen geltend. Wenn ſchon die Arbeiten der Piſo, Markgrav,
Bontius u. A. immer ihre Bedeutung behielten, ſo erfuhren ſie doch
durch neuere Reiſen theils mannichfache Beſtätigungen, vor Allem
aber beträchtliche Erweiterungen. Zudem bildeten ſich in Folge beque-
merer Conſervationsmethoden allmählich größere Sammlungen exoti-
ſcher Naturerzeugniſſe, von denen nur an die berühmten Muſeen von
Rumph und Seba erinnert werden mag, welche durch ihren Reich-
thum vorzüglich an ſüdaſiatiſchen Gegenſtänden geradezu Quellen für
die naturgeſchichtliche Kenntniß Oſtindiens wurden. Bedeutend war
auch die Sammlung des Londoner Droguenhändlers James Peti-
ver, welcher durch die veröffentlichten „Abbildungen von Waſſerthie-
ren von Amboina“ (1713) bekannt worden iſt. Der vorliegenden Zeit
gehört auch Engelbert Kämpfer an, welcher zum erſtenmale die
Naturgeſchichte Japans den Europäern erſchloß, wenn ſchon ſich die
Reſultate ſeiner Reiſe vorzüglich für Botanik werthvoll zeigen. In
dieſe Zeit fällt ferner die Herausgabe der Naturgeſchichte Aegyptens
von Prosper Alpin (1735), deren bereits oben Erwähnung geſchah.
Dieſem ſchließen ſich die Reiſen nach dem Orient und Nordafrika von
Tournefort (1717) und Shaw (1738) und nach dem Vorgebirge
der guten Hoffnung von Kolbe (1719) an. Neue Thierarten aus
Amerika lehrten John Brickel, Pierre Barreère und vorzüglich
Mark Catesby kennen, ebenſo die Reiſen Labat's nach Weſt-Indien und Feuillée's nach Süd-Amerika, beſonders auch Hans
Sloane's Reiſe nach Madeira, Jamaica u. ſ. f. Die Figuren Ca-
tesby's ſind nicht bloß ſorgfältig und durchaus wiedererkennbar, ſon-
dern auch von einem, gegen früher ſehr vortheilhaft ſich auszeichnenden
Colorit. Ein intereſſantes und noch wenig durchforſchtes fauniſtiſches
28) H. Rovarius, Quod animalia bruta ratione saepe utantur melius
homine libri duo. Helmstad. 1728.
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/463>, abgerufen am 22.11.2024.
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