Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.steinerungen dieselbe naturgeschichtliche Methode anzuwenden ist, wie bei lebenden Naturgegenständen. Die Einleitung schildert die all- gemeine Natur der Schalthiere, ihre Fortpflanzung durch Eier, für deren Annahme besonders der Nachweis der Schneckeneier durch den Abbate Antonio Felice Marsilli (1683) einen neuen festen Halt gegeben hatte, und ihr Wachsthum. Bezeichnend ist es für die Erfas- sung der Aufgabe in jener Zeit, daß der Verfasser die Art der Be- nutzung seiner Methode, d. h. die Kunst eine noch unbekannte Form von Schalthieren zu "bestimmen", kurz auseinandersetzt. Es erhält dieser Umstand eine besondere Bedeutung, wenn man erwägt, daß es dem Verfasser dabei um Anhaltepunkte zur Bestimmung der fossilen Formen zu thun war. Zu diesem Zwecke definirt er nun, was man unter Classe, Gattung und Species zu verstehen habe. Bei der Spe- cies fehlt der von Ray eingeführte Hinweis auf die gleichartige Fort- pflanzung und wird nur auf die Verschiedenheit in gewissen Accidentien Werth gelegt, welche als solche auch den Species anderer Classen eigen sein können, welche aber beim Vorhandensein der charakteristischen Gattungsmerkmale die zu einem solchen Genus gehörenden Arten aus- einander halten. Während unter der Gattung eine Anzahl von Arten verstanden wird, welche in einem charakteristischen Merkmal (nota) übereinstimmen, nennt Lang eine Anzahl in ähnlicher Weise überein- stimmender Gattungen eine Classe, vereinigt mehrere Classen zu einer Ordnung oder einem Theile und nennt die gesammten Schalthiere eine Familie. Man sieht, die damals freilich noch nicht überall gleich be- nutzten Ausdrücke Familie, Ordnung, Classe werden hier gerade in umgekehrter Reihenfolge verwandt. Obgleich Lang bei der Aufzählung der Arten ausdrücklich von den Farbenunterschieden absehen zu müssen erklärt, weil dadurch die Zahl der Arten zu groß und der Umfang der Arbeit zu bedeutend anwachsen würde, so gibt er doch ein alphabe- tisches Verzeichniß der Farben, damit dem Bedürfniß nach einer über- einstimmenden wissenschaftlichen Terminologie Ausdruck gebend, aber ohne Definition der Namen, welche Charleton hinzugefügt hatte. Sein System ist fast dasselbe wie das Lister's; doch nimmt er mit Major eingehender auf die Windungsart Rücksicht. Dabei legt er indessen auf ſteinerungen dieſelbe naturgeſchichtliche Methode anzuwenden iſt, wie bei lebenden Naturgegenſtänden. Die Einleitung ſchildert die all- gemeine Natur der Schalthiere, ihre Fortpflanzung durch Eier, für deren Annahme beſonders der Nachweis der Schneckeneier durch den Abbate Antonio Felice Marſilli (1683) einen neuen feſten Halt gegeben hatte, und ihr Wachsthum. Bezeichnend iſt es für die Erfaſ- ſung der Aufgabe in jener Zeit, daß der Verfaſſer die Art der Be- nutzung ſeiner Methode, d. h. die Kunſt eine noch unbekannte Form von Schalthieren zu „beſtimmen“, kurz auseinanderſetzt. Es erhält dieſer Umſtand eine beſondere Bedeutung, wenn man erwägt, daß es dem Verfaſſer dabei um Anhaltepunkte zur Beſtimmung der foſſilen Formen zu thun war. Zu dieſem Zwecke definirt er nun, was man unter Claſſe, Gattung und Species zu verſtehen habe. Bei der Spe- cies fehlt der von Ray eingeführte Hinweis auf die gleichartige Fort- pflanzung und wird nur auf die Verſchiedenheit in gewiſſen Accidentien Werth gelegt, welche als ſolche auch den Species anderer Claſſen eigen ſein können, welche aber beim Vorhandenſein der charakteriſtiſchen Gattungsmerkmale die zu einem ſolchen Genus gehörenden Arten aus- einander halten. Während unter der Gattung eine Anzahl von Arten verſtanden wird, welche in einem charakteriſtiſchen Merkmal (nota) übereinſtimmen, nennt Lang eine Anzahl in ähnlicher Weiſe überein- ſtimmender Gattungen eine Claſſe, vereinigt mehrere Claſſen zu einer Ordnung oder einem Theile und nennt die geſammten Schalthiere eine Familie. Man ſieht, die damals freilich noch nicht überall gleich be- nutzten Ausdrücke Familie, Ordnung, Claſſe werden hier gerade in umgekehrter Reihenfolge verwandt. Obgleich Lang bei der Aufzählung der Arten ausdrücklich von den Farbenunterſchieden abſehen zu müſſen erklärt, weil dadurch die Zahl der Arten zu groß und der Umfang der Arbeit zu bedeutend anwachſen würde, ſo gibt er doch ein alphabe- tiſches Verzeichniß der Farben, damit dem Bedürfniß nach einer über- einſtimmenden wiſſenſchaftlichen Terminologie Ausdruck gebend, aber ohne Definition der Namen, welche Charleton hinzugefügt hatte. Sein Syſtem iſt faſt daſſelbe wie das Liſter's; doch nimmt er mit Major eingehender auf die Windungsart Rückſicht. Dabei legt er indeſſen auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0466" n="455"/><fw place="top" type="header">Die Zeit von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118788000">Ray</persName> bis <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117523216">Klein</persName>.</fw><lb/> ſteinerungen dieſelbe naturgeſchichtliche Methode anzuwenden iſt, wie<lb/> bei lebenden Naturgegenſtänden. Die Einleitung ſchildert die all-<lb/> gemeine Natur der Schalthiere, ihre Fortpflanzung durch Eier, für<lb/> deren Annahme beſonders der Nachweis der Schneckeneier durch den<lb/> Abbate <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/128937378">Antonio Felice Marſilli</persName></hi> (1683) einen neuen feſten Halt<lb/> gegeben hatte, und ihr Wachsthum. 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Die Zeit von Ray bis Klein.
ſteinerungen dieſelbe naturgeſchichtliche Methode anzuwenden iſt, wie
bei lebenden Naturgegenſtänden. Die Einleitung ſchildert die all-
gemeine Natur der Schalthiere, ihre Fortpflanzung durch Eier, für
deren Annahme beſonders der Nachweis der Schneckeneier durch den
Abbate Antonio Felice Marſilli (1683) einen neuen feſten Halt
gegeben hatte, und ihr Wachsthum. Bezeichnend iſt es für die Erfaſ-
ſung der Aufgabe in jener Zeit, daß der Verfaſſer die Art der Be-
nutzung ſeiner Methode, d. h. die Kunſt eine noch unbekannte Form
von Schalthieren zu „beſtimmen“, kurz auseinanderſetzt. Es erhält
dieſer Umſtand eine beſondere Bedeutung, wenn man erwägt, daß es
dem Verfaſſer dabei um Anhaltepunkte zur Beſtimmung der foſſilen
Formen zu thun war. Zu dieſem Zwecke definirt er nun, was man
unter Claſſe, Gattung und Species zu verſtehen habe. Bei der Spe-
cies fehlt der von Ray eingeführte Hinweis auf die gleichartige Fort-
pflanzung und wird nur auf die Verſchiedenheit in gewiſſen Accidentien
Werth gelegt, welche als ſolche auch den Species anderer Claſſen eigen
ſein können, welche aber beim Vorhandenſein der charakteriſtiſchen
Gattungsmerkmale die zu einem ſolchen Genus gehörenden Arten aus-
einander halten. Während unter der Gattung eine Anzahl von Arten
verſtanden wird, welche in einem charakteriſtiſchen Merkmal (nota)
übereinſtimmen, nennt Lang eine Anzahl in ähnlicher Weiſe überein-
ſtimmender Gattungen eine Claſſe, vereinigt mehrere Claſſen zu einer
Ordnung oder einem Theile und nennt die geſammten Schalthiere eine
Familie. Man ſieht, die damals freilich noch nicht überall gleich be-
nutzten Ausdrücke Familie, Ordnung, Claſſe werden hier gerade in
umgekehrter Reihenfolge verwandt. Obgleich Lang bei der Aufzählung
der Arten ausdrücklich von den Farbenunterſchieden abſehen zu müſſen
erklärt, weil dadurch die Zahl der Arten zu groß und der Umfang der
Arbeit zu bedeutend anwachſen würde, ſo gibt er doch ein alphabe-
tiſches Verzeichniß der Farben, damit dem Bedürfniß nach einer über-
einſtimmenden wiſſenſchaftlichen Terminologie Ausdruck gebend, aber
ohne Definition der Namen, welche Charleton hinzugefügt hatte. Sein
Syſtem iſt faſt daſſelbe wie das Liſter's; doch nimmt er mit Major
eingehender auf die Windungsart Rückſicht. Dabei legt er indeſſen auf
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