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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Hausthiere der Griechen und Römer.
daß sich die Jungen in ihrer Form nach der Mutter richten41), muß
also doch die Unterschiede bemerkt haben. Später heißt Maulthier mu-
lus,
Maulesel hinnus (burdo bei Isidor von Sevilla). Als "Ginnos"
(hinnus) bezeichnet Aristoteles das Product von Maulthier und Stute.
Fruchtbare Maulthiere erwähnt Plinius (VIII, 44. 69), doch ohne Zu-
verlässigkeit.

Bekannt ist, daß Schweine schon in den ältesten griechischen
Zeiten gehalten wurden. Besondere Resultate einer sorgfältigen Zucht,
für welche Columella Anweisung gibt, sind nicht weiter bekannt gewor-
den. Doch erwähnt Barro Schweine in Gallien, welche so fett seien,
daß sie sich nicht mehr selbst von der Stelle bewegen können. Einhufige
Schweine führt Aristoteles als in Päonien und Illyrien vorkommend
an (Hist. anim. II, 1. 17). Den Babyrussa schildert Plinius.

Die Sagen vom kalydonischen und erymantischen Eber führen mit
ihren Jagdabenteuern auf das zuletzt noch zu erwähnende Haussäuge-
thier, den Hund. Als gute Jagdhunde führt Aristoteles die lakonischen
Hunde an42), welche aus einer Kreuzung des Fuchses mit dem Hunde
hervorgegangen sein sollen. Die molossischen Hunde sind theils Jagd-,
theils gute Wächterhunde. Ob das Malteserhündchen43) des Aristote-
les
, welcher Name bei späteren Schriftstellern wiederkehrt (z. B. Pli-
nius
, Aelian), dieselbe oder eine ähnliche Rasse ist, welche Linne als
Canis familiaris melitaeus aufführt, ist, da sowohl Beschreibung als
genauere Angaben über das eigentliche Vaterland fehlen, kaum zu be-
stimmen44). Außer der erwähnten Kreuzung von Hund und Fuchs
(und früher von Hund und Tiger oder vielleicht Schakal) gedenkt Ari-
stoteles
noch der Kreuzungen zwischen Hund und Wolf, und zwar läßt

41) Hist. anim. VI, 23. 162. Im Gegensatz hierzu führt Columella (9. Cap.)
an, daß die Zucht meist nach dem Vater arte.
42) vielleicht dieselbe Rasse, welche Simonides als kuon Amuklaios erwähnt.
43) kunidion melitaion.Hist. anim. IX, 6. 50. Aelian, de nat. anim.
XVI, 6.
44) Aubert und Wimmer (Aristot. Thierkunde, I. S. 72) glauben mög-
licherweise an Canis Zerda denken zu dürfen, welcher über Malta aus Afrika ge-
bracht worden wäre. Der Name Melite kommt aber öfter vor, und es liegt daher
wohl näher, an eine griechische Rasse kleiner Schoßhunde zu denken.

Hausthiere der Griechen und Römer.
daß ſich die Jungen in ihrer Form nach der Mutter richten41), muß
alſo doch die Unterſchiede bemerkt haben. Später heißt Maulthier mu-
lus,
Mauleſel hinnus (burdo bei Iſidor von Sevilla). Als „Ginnos“
(hinnus) bezeichnet Ariſtoteles das Product von Maulthier und Stute.
Fruchtbare Maulthiere erwähnt Plinius (VIII, 44. 69), doch ohne Zu-
verläſſigkeit.

Bekannt iſt, daß Schweine ſchon in den älteſten griechiſchen
Zeiten gehalten wurden. Beſondere Reſultate einer ſorgfältigen Zucht,
für welche Columella Anweiſung gibt, ſind nicht weiter bekannt gewor-
den. Doch erwähnt Barro Schweine in Gallien, welche ſo fett ſeien,
daß ſie ſich nicht mehr ſelbſt von der Stelle bewegen können. Einhufige
Schweine führt Ariſtoteles als in Päonien und Illyrien vorkommend
an (Hist. anim. II, 1. 17). Den Babyruſſa ſchildert Plinius.

Die Sagen vom kalydoniſchen und erymantiſchen Eber führen mit
ihren Jagdabenteuern auf das zuletzt noch zu erwähnende Hausſäuge-
thier, den Hund. Als gute Jagdhunde führt Ariſtoteles die lakoniſchen
Hunde an42), welche aus einer Kreuzung des Fuchſes mit dem Hunde
hervorgegangen ſein ſollen. Die moloſſiſchen Hunde ſind theils Jagd-,
theils gute Wächterhunde. Ob das Malteſerhündchen43) des Ariſtote-
les
, welcher Name bei ſpäteren Schriftſtellern wiederkehrt (z. B. Pli-
nius
, Aelian), dieſelbe oder eine ähnliche Raſſe iſt, welche Linné als
Canis familiaris melitaeus aufführt, iſt, da ſowohl Beſchreibung als
genauere Angaben über das eigentliche Vaterland fehlen, kaum zu be-
ſtimmen44). Außer der erwähnten Kreuzung von Hund und Fuchs
(und früher von Hund und Tiger oder vielleicht Schakal) gedenkt Ari-
ſtoteles
noch der Kreuzungen zwiſchen Hund und Wolf, und zwar läßt

41) Hist. anim. VI, 23. 162. Im Gegenſatz hierzu führt Columella (9. Cap.)
an, daß die Zucht meiſt nach dem Vater arte.
42) vielleicht dieſelbe Raſſe, welche Simonides als κύων Ἀμυκλαίος erwähnt.
43) κυνίδιον μελιταῖον.Hist. anim. IX, 6. 50. Aelian, de nat. anim.
XVI, 6.
44) Aubert und Wimmer (Ariſtot. Thierkunde, I. S. 72) glauben mög-
licherweiſe an Canis Zerda denken zu dürfen, welcher über Malta aus Afrika ge-
bracht worden wäre. Der Name Μελίτη kommt aber öfter vor, und es liegt daher
wohl näher, an eine griechiſche Raſſe kleiner Schoßhunde zu denken.
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[37/0048] Hausthiere der Griechen und Römer. daß ſich die Jungen in ihrer Form nach der Mutter richten 41), muß alſo doch die Unterſchiede bemerkt haben. Später heißt Maulthier mu- lus, Mauleſel hinnus (burdo bei Iſidor von Sevilla). Als „Ginnos“ (hinnus) bezeichnet Ariſtoteles das Product von Maulthier und Stute. Fruchtbare Maulthiere erwähnt Plinius (VIII, 44. 69), doch ohne Zu- verläſſigkeit. Bekannt iſt, daß Schweine ſchon in den älteſten griechiſchen Zeiten gehalten wurden. Beſondere Reſultate einer ſorgfältigen Zucht, für welche Columella Anweiſung gibt, ſind nicht weiter bekannt gewor- den. Doch erwähnt Barro Schweine in Gallien, welche ſo fett ſeien, daß ſie ſich nicht mehr ſelbſt von der Stelle bewegen können. Einhufige Schweine führt Ariſtoteles als in Päonien und Illyrien vorkommend an (Hist. anim. II, 1. 17). Den Babyruſſa ſchildert Plinius. Die Sagen vom kalydoniſchen und erymantiſchen Eber führen mit ihren Jagdabenteuern auf das zuletzt noch zu erwähnende Hausſäuge- thier, den Hund. Als gute Jagdhunde führt Ariſtoteles die lakoniſchen Hunde an 42), welche aus einer Kreuzung des Fuchſes mit dem Hunde hervorgegangen ſein ſollen. Die moloſſiſchen Hunde ſind theils Jagd-, theils gute Wächterhunde. Ob das Malteſerhündchen 43) des Ariſtote- les, welcher Name bei ſpäteren Schriftſtellern wiederkehrt (z. B. Pli- nius, Aelian), dieſelbe oder eine ähnliche Raſſe iſt, welche Linné als Canis familiaris melitaeus aufführt, iſt, da ſowohl Beſchreibung als genauere Angaben über das eigentliche Vaterland fehlen, kaum zu be- ſtimmen 44). Außer der erwähnten Kreuzung von Hund und Fuchs (und früher von Hund und Tiger oder vielleicht Schakal) gedenkt Ari- ſtoteles noch der Kreuzungen zwiſchen Hund und Wolf, und zwar läßt 41) Hist. anim. VI, 23. 162. Im Gegenſatz hierzu führt Columella (9. Cap.) an, daß die Zucht meiſt nach dem Vater arte. 42) vielleicht dieſelbe Raſſe, welche Simonides als κύων Ἀμυκλαίος erwähnt. 43) κυνίδιον μελιταῖον.Hist. anim. IX, 6. 50. Aelian, de nat. anim. XVI, 6. 44) Aubert und Wimmer (Ariſtot. Thierkunde, I. S. 72) glauben mög- licherweiſe an Canis Zerda denken zu dürfen, welcher über Malta aus Afrika ge- bracht worden wäre. Der Name Μελίτη kommt aber öfter vor, und es liegt daher wohl näher, an eine griechiſche Raſſe kleiner Schoßhunde zu denken.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/48>, abgerufen am 30.04.2024.