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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Zoologische Kenntnisse des Alterthums.
er die aus beiden entspringenden Nachkommen wieder fruchtbar sein, da
er nur die Hemionoi als unfruchtbar ausnimmt (De gener. anim. II,
7. 118.
).

Nicht so zahlreich waren ursprünglich bei den Alten die Vögel
im Hauswesen vertreten; doch erreichte bei den Römern die Zahl der
wenn nicht völlig gezähmten doch gehaltenen eine auch jetzt vielleicht
kaum übertroffene Höhe. Bereits erwähnt wurde, daß das Huhn erst
später eingeführt geworden sein kann; noch bei Aristophanes heißt es
der "persische Vogel", seinen östlichen Ursprung andeutend. Doch er-
wähnt bereits Aristoteles edler Zuchthühner mit bunten Farben, leider
ohne einzelne Angaben über Form, Größe u. s. f. zu machen. (Hist.
anim. VI, 1. 1
). Die einzige von ihm benannte Rasse waren die klei-
nen adriatischen, über deren sonstige Art und Abstammung nichts be-
kannt ist. Auch damals benutzte man schon den Instinct brütiger Hen-
nen, um ihnen untergelegte Eier anderer Vögel (bei Aristoteles findet
sich eine Angabe über Pfaueneier) ausbrüten zu lassen. Die Kampf-
sucht der Hähne entgieng der Aufmerksamkeit der Alten nicht. Es wird
mehrfach erzählt, daß nach den Perserkriegen in Athen Hahnenkämpfe
als Volksbelustigungen aufgekommen seien. Außer diesen Hahnenkäm-
pfen hatten die Römer noch Kämpfe von Wachteln und Rebhühnern
(s. Plinius, hist. nat. XI, 51. 112)45).

Berühmt als Hausvogel, bei den Römern heilig gehalten, war
auch die Gans, welcher bereits Aristoteles als gezähmten Vogels ge-
denkt. Die Wohlschmeckerei der Römer brachte schon ziemlich bald das
künstliche Fetten der Gänse durch Nudeln auf; fette Gänselebern beson-
ders der rein weißen Gänse waren bereits damals geschätzt. Der
Gänsefeder als Schreibwerkzeug gedenkt erst Isidor von Sevilla; doch
wird die Benutzung der Feder zu diesem Zwecke damals schon als be-
kannt erwähnt. Als wilde Gans ist wahrscheinlich die kleine in Heer-
den lebende Gans des Aristoteles, chenerotes des Plinius anzusehen.
Der Chenalopex ist wohl sicher die ägyptische Entengans. Wenn auch

45) Ueber Hahnen- und Wachtelkämpfe bei den Alten s. Beckmann, Bei-
träge zur Geschichte der Erfindungen 5. Bd. S. 446.

Zoologiſche Kenntniſſe des Alterthums.
er die aus beiden entſpringenden Nachkommen wieder fruchtbar ſein, da
er nur die Hemionoi als unfruchtbar ausnimmt (De gener. anim. II,
7. 118.
).

Nicht ſo zahlreich waren urſprünglich bei den Alten die Vögel
im Hausweſen vertreten; doch erreichte bei den Römern die Zahl der
wenn nicht völlig gezähmten doch gehaltenen eine auch jetzt vielleicht
kaum übertroffene Höhe. Bereits erwähnt wurde, daß das Huhn erſt
ſpäter eingeführt geworden ſein kann; noch bei Ariſtophanes heißt es
der „perſiſche Vogel“, ſeinen öſtlichen Urſprung andeutend. Doch er-
wähnt bereits Ariſtoteles edler Zuchthühner mit bunten Farben, leider
ohne einzelne Angaben über Form, Größe u. ſ. f. zu machen. (Hist.
anim. VI, 1. 1
). Die einzige von ihm benannte Raſſe waren die klei-
nen adriatiſchen, über deren ſonſtige Art und Abſtammung nichts be-
kannt iſt. Auch damals benutzte man ſchon den Inſtinct brütiger Hen-
nen, um ihnen untergelegte Eier anderer Vögel (bei Ariſtoteles findet
ſich eine Angabe über Pfaueneier) ausbrüten zu laſſen. Die Kampf-
ſucht der Hähne entgieng der Aufmerkſamkeit der Alten nicht. Es wird
mehrfach erzählt, daß nach den Perſerkriegen in Athen Hahnenkämpfe
als Volksbeluſtigungen aufgekommen ſeien. Außer dieſen Hahnenkäm-
pfen hatten die Römer noch Kämpfe von Wachteln und Rebhühnern
(ſ. Plinius, hist. nat. XI, 51. 112)45).

Berühmt als Hausvogel, bei den Römern heilig gehalten, war
auch die Gans, welcher bereits Ariſtoteles als gezähmten Vogels ge-
denkt. Die Wohlſchmeckerei der Römer brachte ſchon ziemlich bald das
künſtliche Fetten der Gänſe durch Nudeln auf; fette Gänſelebern beſon-
ders der rein weißen Gänſe waren bereits damals geſchätzt. Der
Gänſefeder als Schreibwerkzeug gedenkt erſt Iſidor von Sevilla; doch
wird die Benutzung der Feder zu dieſem Zwecke damals ſchon als be-
kannt erwähnt. Als wilde Gans iſt wahrſcheinlich die kleine in Heer-
den lebende Gans des Ariſtoteles, chenerotes des Plinius anzuſehen.
Der Chenalopex iſt wohl ſicher die ägyptiſche Entengans. Wenn auch

45) Ueber Hahnen- und Wachtelkämpfe bei den Alten ſ. Beckmann, Bei-
träge zur Geſchichte der Erfindungen 5. Bd. S. 446.
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[38/0049] Zoologiſche Kenntniſſe des Alterthums. er die aus beiden entſpringenden Nachkommen wieder fruchtbar ſein, da er nur die Hemionoi als unfruchtbar ausnimmt (De gener. anim. II, 7. 118.). Nicht ſo zahlreich waren urſprünglich bei den Alten die Vögel im Hausweſen vertreten; doch erreichte bei den Römern die Zahl der wenn nicht völlig gezähmten doch gehaltenen eine auch jetzt vielleicht kaum übertroffene Höhe. Bereits erwähnt wurde, daß das Huhn erſt ſpäter eingeführt geworden ſein kann; noch bei Ariſtophanes heißt es der „perſiſche Vogel“, ſeinen öſtlichen Urſprung andeutend. Doch er- wähnt bereits Ariſtoteles edler Zuchthühner mit bunten Farben, leider ohne einzelne Angaben über Form, Größe u. ſ. f. zu machen. (Hist. anim. VI, 1. 1). Die einzige von ihm benannte Raſſe waren die klei- nen adriatiſchen, über deren ſonſtige Art und Abſtammung nichts be- kannt iſt. Auch damals benutzte man ſchon den Inſtinct brütiger Hen- nen, um ihnen untergelegte Eier anderer Vögel (bei Ariſtoteles findet ſich eine Angabe über Pfaueneier) ausbrüten zu laſſen. Die Kampf- ſucht der Hähne entgieng der Aufmerkſamkeit der Alten nicht. Es wird mehrfach erzählt, daß nach den Perſerkriegen in Athen Hahnenkämpfe als Volksbeluſtigungen aufgekommen ſeien. Außer dieſen Hahnenkäm- pfen hatten die Römer noch Kämpfe von Wachteln und Rebhühnern (ſ. Plinius, hist. nat. XI, 51. 112) 45). Berühmt als Hausvogel, bei den Römern heilig gehalten, war auch die Gans, welcher bereits Ariſtoteles als gezähmten Vogels ge- denkt. Die Wohlſchmeckerei der Römer brachte ſchon ziemlich bald das künſtliche Fetten der Gänſe durch Nudeln auf; fette Gänſelebern beſon- ders der rein weißen Gänſe waren bereits damals geſchätzt. Der Gänſefeder als Schreibwerkzeug gedenkt erſt Iſidor von Sevilla; doch wird die Benutzung der Feder zu dieſem Zwecke damals ſchon als be- kannt erwähnt. Als wilde Gans iſt wahrſcheinlich die kleine in Heer- den lebende Gans des Ariſtoteles, chenerotes des Plinius anzuſehen. Der Chenalopex iſt wohl ſicher die ägyptiſche Entengans. Wenn auch 45) Ueber Hahnen- und Wachtelkämpfe bei den Alten ſ. Beckmann, Bei- träge zur Geſchichte der Erfindungen 5. Bd. S. 446.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/49>, abgerufen am 21.11.2024.