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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Erweiterung der Thierkenntniß.
Aleppo's schilderte Alexander Russell, dessen Sohn Patrick
Russell
später die indischen Schlangen beschrieb. Sehr reich an Re-
sultaten waren die Reisen Carl Peter Thunberg's, welcher Süd-
Afrika, Süd-Asien und Japan besuchte (1770-79). Ostindien bereiste
Pehr Osbeck (1750-52); eine indische Fauna stellten außer Forster
noch Latham und Davis zusammen. Weitaus die wichtigsten Reisen
waren aber diejenigen, welche, von der russischen Regierung ausgestattet,
der naturhistorischen Durchforschung Central-Asiens und Sibiriens
galten. Hier knüpfen sich alle wissenschaftlichen Resultate fast aus-
schließlich an deutsche Namen. War bereits die erste Reise, welche in
den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts unternommen wurde,
von großem Erfolge, so war die zweite für die Zoologie durch die Theil-
nahme Pallas' besonders bedeutungsvoll. An der ersten betheiligten sich
Messerschmidt, Joh. Georg Gmelin, Bering, Steller, dessen Schil-
derung nordischer Seethiere die erste und letzte authentische Beschreibung
der jetzt ausgestorbenen oder unauffindbaren Seekuh (Borkenthier) ent-
hält. Die zweite führten außer Pallas noch Samuel Gottlob Gmelin,
Falk, Güldenstädt und Lepechin aus (1768-74). Die Verdienste
Pallas' sind so vielseitig, daß er einer ausführlicheren Erwähnung be-
darf. Es mag daher die Uebersicht der faunistischen Versuche zunächst
zu Ende geführt werden. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts zog
auch Island die Aufmerksamkeit der dänischen Gesellschaft der Wissen-
schaften auf sich; dieselbe ließ die merkwürdige Insel naturhistorisch
durch Eggert Olafson und Biarno Paulson (Povelsen) unter-
suchen (1752-57). Eine gedrängte Uebersicht der Naturgeschichte
Islands gab noch Nikolas Mohr (1788). Nachdem Erich Pon-
toppidan
bereits 1752 die Naturgeschichte Dänemarks und Norwe-
gens mit eingehender Berücksichtigung der Thierwelt geschildert,
P. Ascanius später (1767 u. flgde.) noch weitere Gegenstände ab-
gebildet hatte, bearbeitete Otto Friedrich Müller56) (1776 u.
flgde.) die Fauna Dänemarks in einer musterhaften Art, wennschon er

56) O. Fr. Müller war 1730 in Kopenhagen geboren und starb daselbst
1784 als Conferenzrath. Zur Vollendung seiner Fauna trugen Peter Christian
Abildgaard
und Jens Rathke bei.

Erweiterung der Thierkenntniß.
Aleppo's ſchilderte Alexander Ruſſell, deſſen Sohn Patrick
Ruſſell
ſpäter die indiſchen Schlangen beſchrieb. Sehr reich an Re-
ſultaten waren die Reiſen Carl Peter Thunberg's, welcher Süd-
Afrika, Süd-Aſien und Japan beſuchte (1770-79). Oſtindien bereiſte
Pehr Osbeck (1750-52); eine indiſche Fauna ſtellten außer Forſter
noch Latham und Davis zuſammen. Weitaus die wichtigſten Reiſen
waren aber diejenigen, welche, von der ruſſiſchen Regierung ausgeſtattet,
der naturhiſtoriſchen Durchforſchung Central-Aſiens und Sibiriens
galten. Hier knüpfen ſich alle wiſſenſchaftlichen Reſultate faſt aus-
ſchließlich an deutſche Namen. War bereits die erſte Reiſe, welche in
den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts unternommen wurde,
von großem Erfolge, ſo war die zweite für die Zoologie durch die Theil-
nahme Pallas' beſonders bedeutungsvoll. An der erſten betheiligten ſich
Meſſerſchmidt, Joh. Georg Gmelin, Bering, Steller, deſſen Schil-
derung nordiſcher Seethiere die erſte und letzte authentiſche Beſchreibung
der jetzt ausgeſtorbenen oder unauffindbaren Seekuh (Borkenthier) ent-
hält. Die zweite führten außer Pallas noch Samuel Gottlob Gmelin,
Falk, Güldenſtädt und Lepechin aus (1768-74). Die Verdienſte
Pallas' ſind ſo vielſeitig, daß er einer ausführlicheren Erwähnung be-
darf. Es mag daher die Ueberſicht der fauniſtiſchen Verſuche zunächſt
zu Ende geführt werden. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts zog
auch Island die Aufmerkſamkeit der däniſchen Geſellſchaft der Wiſſen-
ſchaften auf ſich; dieſelbe ließ die merkwürdige Inſel naturhiſtoriſch
durch Eggert Olafſon und Biarno Paulſon (Povelſen) unter-
ſuchen (1752-57). Eine gedrängte Ueberſicht der Naturgeſchichte
Islands gab noch Nikolas Mohr (1788). Nachdem Erich Pon-
toppidan
bereits 1752 die Naturgeſchichte Dänemarks und Norwe-
gens mit eingehender Berückſichtigung der Thierwelt geſchildert,
P. Ascanius ſpäter (1767 u. flgde.) noch weitere Gegenſtände ab-
gebildet hatte, bearbeitete Otto Friedrich Müller56) (1776 u.
flgde.) die Fauna Dänemarks in einer muſterhaften Art, wennſchon er

56) O. Fr. Müller war 1730 in Kopenhagen geboren und ſtarb daſelbſt
1784 als Conferenzrath. Zur Vollendung ſeiner Fauna trugen Peter Chriſtian
Abildgaard
und Jens Rathke bei.
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[533/0544] Erweiterung der Thierkenntniß. Aleppo's ſchilderte Alexander Ruſſell, deſſen Sohn Patrick Ruſſell ſpäter die indiſchen Schlangen beſchrieb. Sehr reich an Re- ſultaten waren die Reiſen Carl Peter Thunberg's, welcher Süd- Afrika, Süd-Aſien und Japan beſuchte (1770-79). Oſtindien bereiſte Pehr Osbeck (1750-52); eine indiſche Fauna ſtellten außer Forſter noch Latham und Davis zuſammen. Weitaus die wichtigſten Reiſen waren aber diejenigen, welche, von der ruſſiſchen Regierung ausgeſtattet, der naturhiſtoriſchen Durchforſchung Central-Aſiens und Sibiriens galten. Hier knüpfen ſich alle wiſſenſchaftlichen Reſultate faſt aus- ſchließlich an deutſche Namen. War bereits die erſte Reiſe, welche in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts unternommen wurde, von großem Erfolge, ſo war die zweite für die Zoologie durch die Theil- nahme Pallas' beſonders bedeutungsvoll. An der erſten betheiligten ſich Meſſerſchmidt, Joh. Georg Gmelin, Bering, Steller, deſſen Schil- derung nordiſcher Seethiere die erſte und letzte authentiſche Beſchreibung der jetzt ausgeſtorbenen oder unauffindbaren Seekuh (Borkenthier) ent- hält. Die zweite führten außer Pallas noch Samuel Gottlob Gmelin, Falk, Güldenſtädt und Lepechin aus (1768-74). Die Verdienſte Pallas' ſind ſo vielſeitig, daß er einer ausführlicheren Erwähnung be- darf. Es mag daher die Ueberſicht der fauniſtiſchen Verſuche zunächſt zu Ende geführt werden. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts zog auch Island die Aufmerkſamkeit der däniſchen Geſellſchaft der Wiſſen- ſchaften auf ſich; dieſelbe ließ die merkwürdige Inſel naturhiſtoriſch durch Eggert Olafſon und Biarno Paulſon (Povelſen) unter- ſuchen (1752-57). Eine gedrängte Ueberſicht der Naturgeſchichte Islands gab noch Nikolas Mohr (1788). Nachdem Erich Pon- toppidan bereits 1752 die Naturgeſchichte Dänemarks und Norwe- gens mit eingehender Berückſichtigung der Thierwelt geſchildert, P. Ascanius ſpäter (1767 u. flgde.) noch weitere Gegenſtände ab- gebildet hatte, bearbeitete Otto Friedrich Müller 56) (1776 u. flgde.) die Fauna Dänemarks in einer muſterhaften Art, wennſchon er 56) O. Fr. Müller war 1730 in Kopenhagen geboren und ſtarb daſelbſt 1784 als Conferenzrath. Zur Vollendung ſeiner Fauna trugen Peter Chriſtian Abildgaard und Jens Rathke bei.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/544>, abgerufen am 22.11.2024.