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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Systematik.
sein Unternehmen nicht ganz vervollständigen konnte. Die Thierwelt
Großbritanniens schilderte (mit Ausnahme der Insekten) Thomas
Pennant
(1776, 77), welcher auch die arktischen Thierformen über-
sichtlich zusammengestellt hatte. Die Naturgeschichte Cornwalls fand
einen glücklichen Beschreiber in Borlase (1758). Ueber die Natur-
geschichte Frankreichs berichtete in einem ausführlichen Werke Buc'hoz
(1776 flgde.). Sardinien schilderte Cetti (1774), Oberitalien Sco-
poli
(1786), das adriatische Meer Vitaliano Donati (1750)
und Olivi (1792). Auch Deutschland fand für mehrere seiner Pro-
vinzen faunistische oder allgemein naturhistorische Beschreiber. So
schilderte Kramer die Thiere Nieder-Oesterreichs (1756), einen Ver-
such einer ungarischen Fauna gab Severin (1779). Die höheren
Thiere des Mainzer Landes beschrieb. Bernh. Seb. von Nau
(1787-88), nachdem 1749 Phil. Conrad Fabricius die Thiere
der benachbarten Wetterau übersichtlich zusammengestellt hatte.

Durch vorstehend aufgeführte Arbeiten, denen noch einzelne unter-
geordnetere zugefügt werden könnten, wurde nun zwar die Kenntniß
der thierischen Formen und des Vorkommens derselben gefördert.
Die Gesetzmäßigkeit des letzteren aber wurde nirgends nachzuweisen
versucht. Man verstand wohl unter der Fauna nach Linne's Vorgang
die Gesammtheit der Thierwelt eines bestimmten Bezirks; das Ver-
hältniß derselben zur Fauna benachbarter oder entfernterer Bezirke blieb
ununtersucht. Es stellt sich daher ähnlich wie fast alle angeführten,
z. B. die europäische Fauna J. A. E. Goeze's, welche Donndorf
fortführte, einfach als eine Naturgeschichte der Thiere dar, mit ausschließ-
licher Berücksichtigung der in Europa vorkommenden. Die allmählich
bekannt gemachten zahlreichen Einzelangaben forderten aber zu einer ver-
gleichenden Darstellung des Vorkommens der verschiedenen Arten auf.
Eine solche entwarf und zwar sofort mit weitem wissenschaftlichen Blicke
Eberh. Aug. Wilh. Zimmermann (geb. 1743, gest. 1815), aller-
dings sich auf den Menschen und die übrigen Säugethiere beschränkend
(1778). Er bestimmte den Verbreitungsbezirk der aufgezählten Thiere
nicht blos viel eingehender, als es Buffon gethan hatte, sondern wurde
wie jener zu allgemeinen Fragen veranlaßt, welche er unbefangener und

Periode der Syſtematik.
ſein Unternehmen nicht ganz vervollſtändigen konnte. Die Thierwelt
Großbritanniens ſchilderte (mit Ausnahme der Inſekten) Thomas
Pennant
(1776, 77), welcher auch die arktiſchen Thierformen über-
ſichtlich zuſammengeſtellt hatte. Die Naturgeſchichte Cornwalls fand
einen glücklichen Beſchreiber in Borlaſe (1758). Ueber die Natur-
geſchichte Frankreichs berichtete in einem ausführlichen Werke Buc'hoz
(1776 flgde.). Sardinien ſchilderte Cetti (1774), Oberitalien Sco-
poli
(1786), das adriatiſche Meer Vitaliano Donati (1750)
und Olivi (1792). Auch Deutſchland fand für mehrere ſeiner Pro-
vinzen fauniſtiſche oder allgemein naturhiſtoriſche Beſchreiber. So
ſchilderte Kramer die Thiere Nieder-Oeſterreichs (1756), einen Ver-
ſuch einer ungariſchen Fauna gab Severin (1779). Die höheren
Thiere des Mainzer Landes beſchrieb. Bernh. Seb. von Nau
(1787-88), nachdem 1749 Phil. Conrad Fabricius die Thiere
der benachbarten Wetterau überſichtlich zuſammengeſtellt hatte.

Durch vorſtehend aufgeführte Arbeiten, denen noch einzelne unter-
geordnetere zugefügt werden könnten, wurde nun zwar die Kenntniß
der thieriſchen Formen und des Vorkommens derſelben gefördert.
Die Geſetzmäßigkeit des letzteren aber wurde nirgends nachzuweiſen
verſucht. Man verſtand wohl unter der Fauna nach Linné's Vorgang
die Geſammtheit der Thierwelt eines beſtimmten Bezirks; das Ver-
hältniß derſelben zur Fauna benachbarter oder entfernterer Bezirke blieb
ununterſucht. Es ſtellt ſich daher ähnlich wie faſt alle angeführten,
z. B. die europäiſche Fauna J. A. E. Goeze's, welche Donndorf
fortführte, einfach als eine Naturgeſchichte der Thiere dar, mit ausſchließ-
licher Berückſichtigung der in Europa vorkommenden. Die allmählich
bekannt gemachten zahlreichen Einzelangaben forderten aber zu einer ver-
gleichenden Darſtellung des Vorkommens der verſchiedenen Arten auf.
Eine ſolche entwarf und zwar ſofort mit weitem wiſſenſchaftlichen Blicke
Eberh. Aug. Wilh. Zimmermann (geb. 1743, geſt. 1815), aller-
dings ſich auf den Menſchen und die übrigen Säugethiere beſchränkend
(1778). Er beſtimmte den Verbreitungsbezirk der aufgezählten Thiere
nicht blos viel eingehender, als es Buffon gethan hatte, ſondern wurde
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[534/0545] Periode der Syſtematik. ſein Unternehmen nicht ganz vervollſtändigen konnte. Die Thierwelt Großbritanniens ſchilderte (mit Ausnahme der Inſekten) Thomas Pennant (1776, 77), welcher auch die arktiſchen Thierformen über- ſichtlich zuſammengeſtellt hatte. Die Naturgeſchichte Cornwalls fand einen glücklichen Beſchreiber in Borlaſe (1758). Ueber die Natur- geſchichte Frankreichs berichtete in einem ausführlichen Werke Buc'hoz (1776 flgde.). Sardinien ſchilderte Cetti (1774), Oberitalien Sco- poli (1786), das adriatiſche Meer Vitaliano Donati (1750) und Olivi (1792). Auch Deutſchland fand für mehrere ſeiner Pro- vinzen fauniſtiſche oder allgemein naturhiſtoriſche Beſchreiber. So ſchilderte Kramer die Thiere Nieder-Oeſterreichs (1756), einen Ver- ſuch einer ungariſchen Fauna gab Severin (1779). Die höheren Thiere des Mainzer Landes beſchrieb. Bernh. Seb. von Nau (1787-88), nachdem 1749 Phil. Conrad Fabricius die Thiere der benachbarten Wetterau überſichtlich zuſammengeſtellt hatte. Durch vorſtehend aufgeführte Arbeiten, denen noch einzelne unter- geordnetere zugefügt werden könnten, wurde nun zwar die Kenntniß der thieriſchen Formen und des Vorkommens derſelben gefördert. Die Geſetzmäßigkeit des letzteren aber wurde nirgends nachzuweiſen verſucht. Man verſtand wohl unter der Fauna nach Linné's Vorgang die Geſammtheit der Thierwelt eines beſtimmten Bezirks; das Ver- hältniß derſelben zur Fauna benachbarter oder entfernterer Bezirke blieb ununterſucht. Es ſtellt ſich daher ähnlich wie faſt alle angeführten, z. B. die europäiſche Fauna J. A. E. Goeze's, welche Donndorf fortführte, einfach als eine Naturgeſchichte der Thiere dar, mit ausſchließ- licher Berückſichtigung der in Europa vorkommenden. Die allmählich bekannt gemachten zahlreichen Einzelangaben forderten aber zu einer ver- gleichenden Darſtellung des Vorkommens der verſchiedenen Arten auf. Eine ſolche entwarf und zwar ſofort mit weitem wiſſenſchaftlichen Blicke Eberh. Aug. Wilh. Zimmermann (geb. 1743, geſt. 1815), aller- dings ſich auf den Menſchen und die übrigen Säugethiere beſchränkend (1778). Er beſtimmte den Verbreitungsbezirk der aufgezählten Thiere nicht blos viel eingehender, als es Buffon gethan hatte, ſondern wurde wie jener zu allgemeinen Fragen veranlaßt, welche er unbefangener und

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/545>, abgerufen am 22.11.2024.