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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Systematik.
gab er hierüber nur eine Andeutung, ohne eine specielle Ausführung zu
versuchen. Blumenbach bemerkte (1779), daß die Eintheilung der
Vögel weniger Schwierigkeiten unterworfen sei, als die der Säugethiere,
da man in Folge der einfacheren Bildung der Vögel von gewissen
Theilen, wie Schnabel und Füße, die Charaktere der Ordnungen her-
nehmen könne. Unter seinen neuen Ordnungen ist die der Leicht-
schnäbler mit "ungeheuer großen, aber hohlen Schnäbeln" neu (Papa-
geyen, Pfeffervögel, Nashornvögel). Gleichfalls eklektisch das scheinbar
Zweckmäßigste von seinen Vorgängern aufnehmend theilte John La-
tham
(geb. 1740, gest. 1837) die Vögel in neun Ordnungen (1781,
dann 1790 u. später), sie zunächst nach Ray's Vorgang in Land- und
Wasservögel scheidend. Im Allgemeinen behielt er Linne's Ordnungen
bei, zu denen er noch die Tauben, Strauße und die mit häutig um-
säumten Zehen versehenen Pinnatipeden Klein's brachte. Latham's
Hauptverdienst liegt in der sorgfältigen Beschreibung der Arten. --
Gerade im Gegensatze zu Blumenbach's angeführter Bemerkung sagt
Batsch sehr richtig (a. a. O.), daß, je einförmiger der Körperbau der
Vögel sei, sich ein natürliches System ihrer Gattungen um so schwerer
aufstellen lasse. Auch hier ist die allgemeine Charakteristik treffend und
scharf; er hebt den einfachen Hinterhauptsgelenkhöcker im Gegensatze
zu dem paarigen der Säugethiere hervor, erwähnt die Anordnung der
Federn im Quincunx u. And. Seine neuen Ordnungen entsprechen
nicht den Blumenbach'schen, aus welchen er die Leichtschnäbler aufge-
nommen hat. Krähen und Sperlingsartige vereinigt er, wogegen er
die Tauben zu den Hühnern bringt. Auch faßt er die Spechtartigen
nicht richtig auf. Im Ganzen bewährt sich aber Batsch auch hier als
geistvoller und denkender Beobachter. -- Für die Verbreitung der
Kenntniß neuer und seltener Arten sorgte George Edwards (1693
-1773), welcher sowohl in dem den Vögeln vorzugsweise gewidmeten
Werke (1743-51, fortgesetzt von Peter Brown, 1776), als auch
in seinen Gleanings neue oder noch nicht abgebildete Vögel ver-
öffentlichte. Was einzelne Gruppen betrifft, so setzte Merrem
a. a. O.) die Unterschiede zwischen Adler und Falken ausführlich
auseinander. Derselbe gab im Anschluß hieran auch die ersten

Periode der Syſtematik.
gab er hierüber nur eine Andeutung, ohne eine ſpecielle Ausführung zu
verſuchen. Blumenbach bemerkte (1779), daß die Eintheilung der
Vögel weniger Schwierigkeiten unterworfen ſei, als die der Säugethiere,
da man in Folge der einfacheren Bildung der Vögel von gewiſſen
Theilen, wie Schnabel und Füße, die Charaktere der Ordnungen her-
nehmen könne. Unter ſeinen neuen Ordnungen iſt die der Leicht-
ſchnäbler mit „ungeheuer großen, aber hohlen Schnäbeln“ neu (Papa-
geyen, Pfeffervögel, Nashornvögel). Gleichfalls eklektiſch das ſcheinbar
Zweckmäßigſte von ſeinen Vorgängern aufnehmend theilte John La-
tham
(geb. 1740, geſt. 1837) die Vögel in neun Ordnungen (1781,
dann 1790 u. ſpäter), ſie zunächſt nach Ray's Vorgang in Land- und
Waſſervögel ſcheidend. Im Allgemeinen behielt er Linné's Ordnungen
bei, zu denen er noch die Tauben, Strauße und die mit häutig um-
ſäumten Zehen verſehenen Pinnatipeden Klein's brachte. Latham's
Hauptverdienſt liegt in der ſorgfältigen Beſchreibung der Arten. —
Gerade im Gegenſatze zu Blumenbach's angeführter Bemerkung ſagt
Batſch ſehr richtig (a. a. O.), daß, je einförmiger der Körperbau der
Vögel ſei, ſich ein natürliches Syſtem ihrer Gattungen um ſo ſchwerer
aufſtellen laſſe. Auch hier iſt die allgemeine Charakteriſtik treffend und
ſcharf; er hebt den einfachen Hinterhauptsgelenkhöcker im Gegenſatze
zu dem paarigen der Säugethiere hervor, erwähnt die Anordnung der
Federn im Quincunx u. And. Seine neuen Ordnungen entſprechen
nicht den Blumenbach'ſchen, aus welchen er die Leichtſchnäbler aufge-
nommen hat. Krähen und Sperlingsartige vereinigt er, wogegen er
die Tauben zu den Hühnern bringt. Auch faßt er die Spechtartigen
nicht richtig auf. Im Ganzen bewährt ſich aber Batſch auch hier als
geiſtvoller und denkender Beobachter. — Für die Verbreitung der
Kenntniß neuer und ſeltener Arten ſorgte George Edwards (1693
-1773), welcher ſowohl in dem den Vögeln vorzugsweiſe gewidmeten
Werke (1743-51, fortgeſetzt von Peter Brown, 1776), als auch
in ſeinen Gleanings neue oder noch nicht abgebildete Vögel ver-
öffentlichte. Was einzelne Gruppen betrifft, ſo ſetzte Merrem
a. a. O.) die Unterſchiede zwiſchen Adler und Falken ausführlich
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[550/0561] Periode der Syſtematik. gab er hierüber nur eine Andeutung, ohne eine ſpecielle Ausführung zu verſuchen. Blumenbach bemerkte (1779), daß die Eintheilung der Vögel weniger Schwierigkeiten unterworfen ſei, als die der Säugethiere, da man in Folge der einfacheren Bildung der Vögel von gewiſſen Theilen, wie Schnabel und Füße, die Charaktere der Ordnungen her- nehmen könne. Unter ſeinen neuen Ordnungen iſt die der Leicht- ſchnäbler mit „ungeheuer großen, aber hohlen Schnäbeln“ neu (Papa- geyen, Pfeffervögel, Nashornvögel). Gleichfalls eklektiſch das ſcheinbar Zweckmäßigſte von ſeinen Vorgängern aufnehmend theilte John La- tham (geb. 1740, geſt. 1837) die Vögel in neun Ordnungen (1781, dann 1790 u. ſpäter), ſie zunächſt nach Ray's Vorgang in Land- und Waſſervögel ſcheidend. Im Allgemeinen behielt er Linné's Ordnungen bei, zu denen er noch die Tauben, Strauße und die mit häutig um- ſäumten Zehen verſehenen Pinnatipeden Klein's brachte. Latham's Hauptverdienſt liegt in der ſorgfältigen Beſchreibung der Arten. — Gerade im Gegenſatze zu Blumenbach's angeführter Bemerkung ſagt Batſch ſehr richtig (a. a. O.), daß, je einförmiger der Körperbau der Vögel ſei, ſich ein natürliches Syſtem ihrer Gattungen um ſo ſchwerer aufſtellen laſſe. Auch hier iſt die allgemeine Charakteriſtik treffend und ſcharf; er hebt den einfachen Hinterhauptsgelenkhöcker im Gegenſatze zu dem paarigen der Säugethiere hervor, erwähnt die Anordnung der Federn im Quincunx u. And. Seine neuen Ordnungen entſprechen nicht den Blumenbach'ſchen, aus welchen er die Leichtſchnäbler aufge- nommen hat. Krähen und Sperlingsartige vereinigt er, wogegen er die Tauben zu den Hühnern bringt. Auch faßt er die Spechtartigen nicht richtig auf. Im Ganzen bewährt ſich aber Batſch auch hier als geiſtvoller und denkender Beobachter. — Für die Verbreitung der Kenntniß neuer und ſeltener Arten ſorgte George Edwards (1693 -1773), welcher ſowohl in dem den Vögeln vorzugsweiſe gewidmeten Werke (1743-51, fortgeſetzt von Peter Brown, 1776), als auch in ſeinen Gleanings neue oder noch nicht abgebildete Vögel ver- öffentlichte. Was einzelne Gruppen betrifft, ſo ſetzte Merrem a. a. O.) die Unterſchiede zwiſchen Adler und Falken ausführlich auseinander. Derſelbe gab im Anſchluß hieran auch die erſten

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/561>, abgerufen am 22.11.2024.