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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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land, insofern er in den ersten drei Jahrzehnten dieses Jahrhunderts
derjenige war, welcher das reichste zootomische Wissen umfaßte und am
meisten beitrug, die Thatsachen in eine wissenschaftliche Form zu bringen.
Er hatte 1804 bis 1806 in Paris unter Cuvier's Leitung gearbeitet
und war nach 1806 in Halle Professor der Anatomie geworden. Hier
wirkte er über ein Vierteljahrhundert lang als Lehrer und Forscher.
Das von seinem Großvater gegründete, von seinem Vater gepflegte
Museum brachte er durch große Umsicht und bedeutende Opfer zu einem
Umfange, wie ihn keine zweite Privatsammlung in Deutschland erreicht
hat. Einen vorzüglichen Einfluß auf die Entwickelung der Wissenschaft
gewann er durch sein Archiv. An der Stelle des 1815 zu Ende gekommenen
Archiv's von Reil und Autenrieth ließ er dasselbe zuerst als Deutsches
Archiv für Physiologie (8 Bde.), später als Archiv für Anatomie und
Physiologie (6 Bde.) erscheinen. Nur in einem einzigen Bande dieser
Reihe findet sich kein Aufsatz von Meckel, die meisten Bände enthalten
sogar mehrere, ausführlichere Arbeiten oder kürzere Notizen, auch lite-
rarische Berichtigungen. Und schon vorher hatte er in den von 1808 bis
1812 erschienenen Beiträgen zur vergleichenden Anatomie, zu welchen
nur noch sein Bruder Albert einen Beitrag gegeben hatte, eine Reihe
zum Theil sehr wichtiger Arbeiten geliefert. Eine größere Monographie,
über das Schnabelthier gab er noch 1826 heraus. Welches Interesse
für vergleichende Anatomie Meckel bei seinen Zuhörern zu wecken ver-
standen hatte, beweist die beträchtliche Zahl der zootomischen Disserta-
tionen, in welchen zum Theil seine eigenen Anschauungen und Beob-
achtungen (z. B. bei Fouquet, Kosse, Leue), zum Theil unter seiner
Leitung und Beeinflussung angestellte Untersuchungen (z. B. von Ar-
saky
) veröffentlicht wurden18). Den Hauptinhalt seiner Aufsätze allge-
meinen Inhalts, sowie seine umfangreichen Einzelarbeiten vereinigte

18) Hervorzuheben ist besonders, daß die Gegenstände der Dissertationen ebenso
gut den niedern Thierclassen als den Wirbelthieren entnommen wurden. Es sei
hier nur erinnert an Schalk, Ascidien, Konrad, Asterien, Kosse, Pteropoden,
Leue, Pleurobranchaea, Löwe, Athemorgane der Insecten, Feider, Haliotis,
Arsaky, Fischgehirn (1813, neu herausgegeben 1836), Mertens, Batrachier,
Lorenz, Reptilienbecken, Fouquet, Athemorgane im Thierreich

land, inſofern er in den erſten drei Jahrzehnten dieſes Jahrhunderts
derjenige war, welcher das reichſte zootomiſche Wiſſen umfaßte und am
meiſten beitrug, die Thatſachen in eine wiſſenſchaftliche Form zu bringen.
Er hatte 1804 bis 1806 in Paris unter Cuvier's Leitung gearbeitet
und war nach 1806 in Halle Profeſſor der Anatomie geworden. Hier
wirkte er über ein Vierteljahrhundert lang als Lehrer und Forſcher.
Das von ſeinem Großvater gegründete, von ſeinem Vater gepflegte
Muſeum brachte er durch große Umſicht und bedeutende Opfer zu einem
Umfange, wie ihn keine zweite Privatſammlung in Deutſchland erreicht
hat. Einen vorzüglichen Einfluß auf die Entwickelung der Wiſſenſchaft
gewann er durch ſein Archiv. An der Stelle des 1815 zu Ende gekommenen
Archiv's von Reil und Autenrieth ließ er daſſelbe zuerſt als Deutſches
Archiv für Phyſiologie (8 Bde.), ſpäter als Archiv für Anatomie und
Phyſiologie (6 Bde.) erſcheinen. Nur in einem einzigen Bande dieſer
Reihe findet ſich kein Aufſatz von Meckel, die meiſten Bände enthalten
ſogar mehrere, ausführlichere Arbeiten oder kürzere Notizen, auch lite-
rariſche Berichtigungen. Und ſchon vorher hatte er in den von 1808 bis
1812 erſchienenen Beiträgen zur vergleichenden Anatomie, zu welchen
nur noch ſein Bruder Albert einen Beitrag gegeben hatte, eine Reihe
zum Theil ſehr wichtiger Arbeiten geliefert. Eine größere Monographie,
über das Schnabelthier gab er noch 1826 heraus. Welches Intereſſe
für vergleichende Anatomie Meckel bei ſeinen Zuhörern zu wecken ver-
ſtanden hatte, beweiſt die beträchtliche Zahl der zootomiſchen Diſſerta-
tionen, in welchen zum Theil ſeine eigenen Anſchauungen und Beob-
achtungen (z. B. bei Fouquet, Koſſe, Leue), zum Theil unter ſeiner
Leitung und Beeinfluſſung angeſtellte Unterſuchungen (z. B. von Ar-
ſaky
) veröffentlicht wurden18). Den Hauptinhalt ſeiner Aufſätze allge-
meinen Inhalts, ſowie ſeine umfangreichen Einzelarbeiten vereinigte

18) Hervorzuheben iſt beſonders, daß die Gegenſtände der Diſſertationen ebenſo
gut den niedern Thierclaſſen als den Wirbelthieren entnommen wurden. Es ſei
hier nur erinnert an Schalk, Ascidien, Konrad, Aſterien, Koſſe, Pteropoden,
Leue, Pleurobranchaea, Löwe, Athemorgane der Inſecten, Feider, Haliotis,
Arſaky, Fiſchgehirn (1813, neu herausgegeben 1836), Mertens, Batrachier,
Lorenz, Reptilienbecken, Fouquet, Athemorgane im Thierreich
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[607/0618] Joh. Friedr. Meckel. land, inſofern er in den erſten drei Jahrzehnten dieſes Jahrhunderts derjenige war, welcher das reichſte zootomiſche Wiſſen umfaßte und am meiſten beitrug, die Thatſachen in eine wiſſenſchaftliche Form zu bringen. Er hatte 1804 bis 1806 in Paris unter Cuvier's Leitung gearbeitet und war nach 1806 in Halle Profeſſor der Anatomie geworden. Hier wirkte er über ein Vierteljahrhundert lang als Lehrer und Forſcher. Das von ſeinem Großvater gegründete, von ſeinem Vater gepflegte Muſeum brachte er durch große Umſicht und bedeutende Opfer zu einem Umfange, wie ihn keine zweite Privatſammlung in Deutſchland erreicht hat. Einen vorzüglichen Einfluß auf die Entwickelung der Wiſſenſchaft gewann er durch ſein Archiv. An der Stelle des 1815 zu Ende gekommenen Archiv's von Reil und Autenrieth ließ er daſſelbe zuerſt als Deutſches Archiv für Phyſiologie (8 Bde.), ſpäter als Archiv für Anatomie und Phyſiologie (6 Bde.) erſcheinen. Nur in einem einzigen Bande dieſer Reihe findet ſich kein Aufſatz von Meckel, die meiſten Bände enthalten ſogar mehrere, ausführlichere Arbeiten oder kürzere Notizen, auch lite- rariſche Berichtigungen. Und ſchon vorher hatte er in den von 1808 bis 1812 erſchienenen Beiträgen zur vergleichenden Anatomie, zu welchen nur noch ſein Bruder Albert einen Beitrag gegeben hatte, eine Reihe zum Theil ſehr wichtiger Arbeiten geliefert. Eine größere Monographie, über das Schnabelthier gab er noch 1826 heraus. Welches Intereſſe für vergleichende Anatomie Meckel bei ſeinen Zuhörern zu wecken ver- ſtanden hatte, beweiſt die beträchtliche Zahl der zootomiſchen Diſſerta- tionen, in welchen zum Theil ſeine eigenen Anſchauungen und Beob- achtungen (z. B. bei Fouquet, Koſſe, Leue), zum Theil unter ſeiner Leitung und Beeinfluſſung angeſtellte Unterſuchungen (z. B. von Ar- ſaky) veröffentlicht wurden 18). Den Hauptinhalt ſeiner Aufſätze allge- meinen Inhalts, ſowie ſeine umfangreichen Einzelarbeiten vereinigte 18) Hervorzuheben iſt beſonders, daß die Gegenſtände der Diſſertationen ebenſo gut den niedern Thierclaſſen als den Wirbelthieren entnommen wurden. Es ſei hier nur erinnert an Schalk, Ascidien, Konrad, Aſterien, Koſſe, Pteropoden, Leue, Pleurobranchaea, Löwe, Athemorgane der Inſecten, Feider, Haliotis, Arſaky, Fiſchgehirn (1813, neu herausgegeben 1836), Mertens, Batrachier, Lorenz, Reptilienbecken, Fouquet, Athemorgane im Thierreich

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/618>, abgerufen am 22.11.2024.