Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.suchungen der Ausgangspunkt für morphologische Betrachtungen ge- worden. Der Typus der Echinodermen hatte in der bereits erwähnten Untersuchungsreihe Joh. Müller's eine neue zu weitern Forschungen den Grund legende Bearbeitung gefunden. Von den Zoologen, welche Müller im Auffinden einzelner zum Entwickelungskreis jener Thiere gehöriger Formen vorausgegangen waren, hatte Sars am meisten zur Vorbereitung der neuen umgestaltenden Ansichten über Entwickelung beigetragen. Michael Sars, welcher am 30. August 1805 in Ber- gen geboren war, hatte Theologie studirt und war von 1830-1840 Pfarrer in Kind im Bergen'schen Stift, von 1840-1855 Pfarrer in Manger bei Bergen. Im letzten Jahre erhielt er durch Beschluß des norwegischen Storthings die Ernennung zum außerordentlichen Professor der Zoologie in Christiania und widmete sich nun ausschließlich den bis dahin nur neben seinem eigentlichen Berufe betriebenen zoologischen Arbeiten. Waren diese schon in Bezug auf das Leben und die Verbrei- tung der niedern Seethiere stets von größtem Belange gewesen, so wurden seine Bemühungen zuletzt noch durch das Auffinden eines in der Tiefsee lebenden Crinoiden ausgezeichnet. Er starb am 22. Okt. 1869. Sars hat durch die Entdeckung einer merkwürdigen Larvenform eines Seesternes sowie der verhältnißmäßig einfachen Entwickelung zweier anderer Asteriden zufällig die beiden Endglieder der erst von J. Müller gefundenen und in ihrem Zusammenhange dargestellten Formen- reihe der Echinodermenentwickelung kennen gelehrt, ohne letzteren zu ahnen. Weiter giengen seine wichtigen Untersuchungen über die Ent- wickelung der Medusen und Polypen. Nachdem er schon i. J. 1829 eine merkwürdige von ihm Strobila genannte Polypenform, dann 1835 und 1837 den Zusammenhang dieser sowohl mit einer andern, Scy- phistoma genannten, als mit den von ersterer sich ablösenden Medusen entdeckt hatte, sprach er 1841 direct aus, daß die Entwickelung dieser Thiere darin mit der von A. von Chamisso bei den Salpen entdeckten übereinkomme, daß nicht die Larve sondern deren Brut, nicht das In- dividuum sondern die Generation sich metamorphosire. Ferner hatte S. Loven 1836 die medusenförmigen Knospen einer Syncoryne be- obachtet und ihr Freiwerden von dem Polypenkörper vermuthet. End- 41*
ſuchungen der Ausgangspunkt für morphologiſche Betrachtungen ge- worden. Der Typus der Echinodermen hatte in der bereits erwähnten Unterſuchungsreihe Joh. Müller's eine neue zu weitern Forſchungen den Grund legende Bearbeitung gefunden. Von den Zoologen, welche Müller im Auffinden einzelner zum Entwickelungskreis jener Thiere gehöriger Formen vorausgegangen waren, hatte Sars am meiſten zur Vorbereitung der neuen umgeſtaltenden Anſichten über Entwickelung beigetragen. Michael Sars, welcher am 30. Auguſt 1805 in Ber- gen geboren war, hatte Theologie ſtudirt und war von 1830-1840 Pfarrer in Kind im Bergen'ſchen Stift, von 1840-1855 Pfarrer in Manger bei Bergen. Im letzten Jahre erhielt er durch Beſchluß des norwegiſchen Storthings die Ernennung zum außerordentlichen Profeſſor der Zoologie in Chriſtiania und widmete ſich nun ausſchließlich den bis dahin nur neben ſeinem eigentlichen Berufe betriebenen zoologiſchen Arbeiten. Waren dieſe ſchon in Bezug auf das Leben und die Verbrei- tung der niedern Seethiere ſtets von größtem Belange geweſen, ſo wurden ſeine Bemühungen zuletzt noch durch das Auffinden eines in der Tiefſee lebenden Crinoiden ausgezeichnet. Er ſtarb am 22. Okt. 1869. Sars hat durch die Entdeckung einer merkwürdigen Larvenform eines Seeſternes ſowie der verhältnißmäßig einfachen Entwickelung zweier anderer Aſteriden zufällig die beiden Endglieder der erſt von J. Müller gefundenen und in ihrem Zuſammenhange dargeſtellten Formen- reihe der Echinodermenentwickelung kennen gelehrt, ohne letzteren zu ahnen. Weiter giengen ſeine wichtigen Unterſuchungen über die Ent- wickelung der Meduſen und Polypen. Nachdem er ſchon i. J. 1829 eine merkwürdige von ihm Strobila genannte Polypenform, dann 1835 und 1837 den Zuſammenhang dieſer ſowohl mit einer andern, Scy- phistoma genannten, als mit den von erſterer ſich ablöſenden Meduſen entdeckt hatte, ſprach er 1841 direct aus, daß die Entwickelung dieſer Thiere darin mit der von A. von Chamiſſo bei den Salpen entdeckten übereinkomme, daß nicht die Larve ſondern deren Brut, nicht das In- dividuum ſondern die Generation ſich metamorphoſire. Ferner hatte S. Lovén 1836 die meduſenförmigen Knospen einer Syncoryne be- obachtet und ihr Freiwerden von dem Polypenkörper vermuthet. End- 41*
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Huxley. Sars.
ſuchungen der Ausgangspunkt für morphologiſche Betrachtungen ge-
worden. Der Typus der Echinodermen hatte in der bereits erwähnten
Unterſuchungsreihe Joh. Müller's eine neue zu weitern Forſchungen
den Grund legende Bearbeitung gefunden. Von den Zoologen, welche
Müller im Auffinden einzelner zum Entwickelungskreis jener Thiere
gehöriger Formen vorausgegangen waren, hatte Sars am meiſten zur
Vorbereitung der neuen umgeſtaltenden Anſichten über Entwickelung
beigetragen. Michael Sars, welcher am 30. Auguſt 1805 in Ber-
gen geboren war, hatte Theologie ſtudirt und war von 1830-1840
Pfarrer in Kind im Bergen'ſchen Stift, von 1840-1855 Pfarrer in
Manger bei Bergen. Im letzten Jahre erhielt er durch Beſchluß des
norwegiſchen Storthings die Ernennung zum außerordentlichen Profeſſor
der Zoologie in Chriſtiania und widmete ſich nun ausſchließlich den bis
dahin nur neben ſeinem eigentlichen Berufe betriebenen zoologiſchen
Arbeiten. Waren dieſe ſchon in Bezug auf das Leben und die Verbrei-
tung der niedern Seethiere ſtets von größtem Belange geweſen, ſo
wurden ſeine Bemühungen zuletzt noch durch das Auffinden eines in
der Tiefſee lebenden Crinoiden ausgezeichnet. Er ſtarb am 22. Okt.
1869. Sars hat durch die Entdeckung einer merkwürdigen Larvenform
eines Seeſternes ſowie der verhältnißmäßig einfachen Entwickelung
zweier anderer Aſteriden zufällig die beiden Endglieder der erſt von J.
Müller gefundenen und in ihrem Zuſammenhange dargeſtellten Formen-
reihe der Echinodermenentwickelung kennen gelehrt, ohne letzteren zu
ahnen. Weiter giengen ſeine wichtigen Unterſuchungen über die Ent-
wickelung der Meduſen und Polypen. Nachdem er ſchon i. J. 1829
eine merkwürdige von ihm Strobila genannte Polypenform, dann 1835
und 1837 den Zuſammenhang dieſer ſowohl mit einer andern, Scy-
phistoma genannten, als mit den von erſterer ſich ablöſenden Meduſen
entdeckt hatte, ſprach er 1841 direct aus, daß die Entwickelung dieſer
Thiere darin mit der von A. von Chamiſſo bei den Salpen entdeckten
übereinkomme, daß nicht die Larve ſondern deren Brut, nicht das In-
dividuum ſondern die Generation ſich metamorphoſire. Ferner hatte
S. Lovén 1836 die meduſenförmigen Knospen einer
Syncoryne be-
obachtet und ihr Freiwerden von dem Polypenkörper vermuthet. End-
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