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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Morphologie.
physikalischen Beobachtungen weitaus die wichtigsten Resultate seiner
Reise, so wurde doch auch die Thierwelt auf derselben berücksichtigt.
In den Jahren 1830-1832 begleitete Franz Jul. Ferdin. Meyen
(geb. 1804 in Tilsit, gest. 1840 in Berlin) den Capt. Wendt auf der
Reise um die Erde mit dem preußischen Seehandlungsschiff "Prinzeß
Louise". Die von der österreichischen Regierung ausgerüstete Expedition
der "Novara" unter Wüllerstorf-Urbair, von 1857-59, an welcher
Karl Scherzer, Georg Frauenfeld (geb. in Wien 1807) und an-
dere Naturforscher Theil nahmen, ist mit der Veröffentlichung ihrer
Resultate noch nicht vollständig zu Ende. Gleichfalls über den hier zu
besprechenden Zeitraum hinaus reicht die Bearbeitung der wissenschaft-
lichen Ausbeute, welche die schwedische Fregatte "Eugenia" unter Capt.
Virgin (1851-1853) heimgebracht hat.

Von großer Bedeutung ist endlich in Folge der umfassenden Bearbei-
tungen der einzelnen Thierclassen die von den Vereinigten Staaten Nord-
Amerika's veranstaltete Explorationsfahrt unter Capt. Charles Wilkes
in den Jahren 1838-1842 geworden. An der Expedition nahmen
für die hier interessirenden Fächer Charles Pickering, Jos. P.
Couthony
, James D. Dana, T. R. Peale und Horatio Hale
Theil. Für die wissenschaftliche Bearbeitung der reichen Sammlungen
war unter den Genannten vorzüglich Dana thätig.

In der vorstehenden Aufzählung konnte auf die einzelnen, von den
Reisenden besuchten Länder nicht eingegangen werden. Bei der nun
folgenden Uebersicht der faunistischen Leistungen und der für die Faunen
wichtigen Reisen können wiederum nicht alle einzelnen Reisenden nam-
haft gemacht werden, welche überhaupt Thiere gesammelt oder beobachtet
haben; es kann nur auf das Wichtigere hingewiesen werden. Die größte
Zahl naturhistorisch gebildeter Reisenden besuchte in der ersten Hälfte
dieses Jahrhunderts Süd-Amerika. Sehr wichtige Erfahrungen über
allgemein faunistische Verhältnisse eines Theils von Süd-Amerika sam-
melte der von der spanischen Regierung zur Grenzregulirung nach Pa-
raguay geschickte Ingenieur Don Felix de Azara (geb. 1746, gest.
1811), welcher zwanzig Jahre lang (1781-1801) das Land eingehend
studirte. Von 1799-1804 bereiste Alex. von Humboldt mit Aime

Periode der Morphologie.
phyſikaliſchen Beobachtungen weitaus die wichtigſten Reſultate ſeiner
Reiſe, ſo wurde doch auch die Thierwelt auf derſelben berückſichtigt.
In den Jahren 1830-1832 begleitete Franz Jul. Ferdin. Meyen
(geb. 1804 in Tilſit, geſt. 1840 in Berlin) den Capt. Wendt auf der
Reiſe um die Erde mit dem preußiſchen Seehandlungsſchiff „Prinzeß
Louiſe“. Die von der öſterreichiſchen Regierung ausgerüſtete Expedition
der „Novara“ unter Wüllerſtorf-Urbair, von 1857-59, an welcher
Karl Scherzer, Georg Frauenfeld (geb. in Wien 1807) und an-
dere Naturforſcher Theil nahmen, iſt mit der Veröffentlichung ihrer
Reſultate noch nicht vollſtändig zu Ende. Gleichfalls über den hier zu
beſprechenden Zeitraum hinaus reicht die Bearbeitung der wiſſenſchaft-
lichen Ausbeute, welche die ſchwediſche Fregatte „Eugenia“ unter Capt.
Virgin (1851-1853) heimgebracht hat.

Von großer Bedeutung iſt endlich in Folge der umfaſſenden Bearbei-
tungen der einzelnen Thierclaſſen die von den Vereinigten Staaten Nord-
Amerika's veranſtaltete Explorationsfahrt unter Capt. Charles Wilkes
in den Jahren 1838-1842 geworden. An der Expedition nahmen
für die hier intereſſirenden Fächer Charles Pickering, Joſ. P.
Couthony
, James D. Dana, T. R. Peale und Horatio Hale
Theil. Für die wiſſenſchaftliche Bearbeitung der reichen Sammlungen
war unter den Genannten vorzüglich Dana thätig.

In der vorſtehenden Aufzählung konnte auf die einzelnen, von den
Reiſenden beſuchten Länder nicht eingegangen werden. Bei der nun
folgenden Ueberſicht der fauniſtiſchen Leiſtungen und der für die Faunen
wichtigen Reiſen können wiederum nicht alle einzelnen Reiſenden nam-
haft gemacht werden, welche überhaupt Thiere geſammelt oder beobachtet
haben; es kann nur auf das Wichtigere hingewieſen werden. Die größte
Zahl naturhiſtoriſch gebildeter Reiſenden beſuchte in der erſten Hälfte
dieſes Jahrhunderts Süd-Amerika. Sehr wichtige Erfahrungen über
allgemein fauniſtiſche Verhältniſſe eines Theils von Süd-Amerika ſam-
melte der von der ſpaniſchen Regierung zur Grenzregulirung nach Pa-
raguay geſchickte Ingenieur Don Felix de Azara (geb. 1746, geſt.
1811), welcher zwanzig Jahre lang (1781-1801) das Land eingehend
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[656/0667] Periode der Morphologie. phyſikaliſchen Beobachtungen weitaus die wichtigſten Reſultate ſeiner Reiſe, ſo wurde doch auch die Thierwelt auf derſelben berückſichtigt. In den Jahren 1830-1832 begleitete Franz Jul. Ferdin. Meyen (geb. 1804 in Tilſit, geſt. 1840 in Berlin) den Capt. Wendt auf der Reiſe um die Erde mit dem preußiſchen Seehandlungsſchiff „Prinzeß Louiſe“. Die von der öſterreichiſchen Regierung ausgerüſtete Expedition der „Novara“ unter Wüllerſtorf-Urbair, von 1857-59, an welcher Karl Scherzer, Georg Frauenfeld (geb. in Wien 1807) und an- dere Naturforſcher Theil nahmen, iſt mit der Veröffentlichung ihrer Reſultate noch nicht vollſtändig zu Ende. Gleichfalls über den hier zu beſprechenden Zeitraum hinaus reicht die Bearbeitung der wiſſenſchaft- lichen Ausbeute, welche die ſchwediſche Fregatte „Eugenia“ unter Capt. Virgin (1851-1853) heimgebracht hat. Von großer Bedeutung iſt endlich in Folge der umfaſſenden Bearbei- tungen der einzelnen Thierclaſſen die von den Vereinigten Staaten Nord- Amerika's veranſtaltete Explorationsfahrt unter Capt. Charles Wilkes in den Jahren 1838-1842 geworden. An der Expedition nahmen für die hier intereſſirenden Fächer Charles Pickering, Joſ. P. Couthony, James D. Dana, T. R. Peale und Horatio Hale Theil. Für die wiſſenſchaftliche Bearbeitung der reichen Sammlungen war unter den Genannten vorzüglich Dana thätig. In der vorſtehenden Aufzählung konnte auf die einzelnen, von den Reiſenden beſuchten Länder nicht eingegangen werden. Bei der nun folgenden Ueberſicht der fauniſtiſchen Leiſtungen und der für die Faunen wichtigen Reiſen können wiederum nicht alle einzelnen Reiſenden nam- haft gemacht werden, welche überhaupt Thiere geſammelt oder beobachtet haben; es kann nur auf das Wichtigere hingewieſen werden. Die größte Zahl naturhiſtoriſch gebildeter Reiſenden beſuchte in der erſten Hälfte dieſes Jahrhunderts Süd-Amerika. Sehr wichtige Erfahrungen über allgemein fauniſtiſche Verhältniſſe eines Theils von Süd-Amerika ſam- melte der von der ſpaniſchen Regierung zur Grenzregulirung nach Pa- raguay geſchickte Ingenieur Don Felix de Azara (geb. 1746, geſt. 1811), welcher zwanzig Jahre lang (1781-1801) das Land eingehend ſtudirte. Von 1799-1804 bereiſte Alex. von Humboldt mit Aimé

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 656. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/667>, abgerufen am 22.11.2024.