Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Faunisten. Südamerika. Bonpland Süd-Amerika. Verdankt die Zoologie Humboldt auchgerade keinen bedeutenden Zuwachs neuer Formen, so sind doch seine Schilderungen des Thierlebens musterhaft. Besonders gewann durch ihn die wissenschaftliche Behandlung der Thiergeographie, dadurch daß er das Vorkommen der Arten an die gesammten Naturverhältnisse an- knüpfte. Die Naturgeschichte Brasiliens fand im Prinzen Maximilian Alexander Philipp Wied-Neuwied (geb. 1782, gest. 1867), welcher dies Land von 1815-1821 bereiste, einen eifrigen und zuverlässigen Beobachter und Beschreiber. Im Jahre 1817 giengen die österreichi- schen Naturforscher Joh. Emanuel Pohl (Botaniker, 1782-1834), Joh. Christian Mikan (1769-1844) und Joh. Natterer (1787 bis 1840) im Gefolge einer Erzherzogin nach Brasilien, vorzüglich um zu sammeln. Ihnen schlossen sich auf Befehl des Königs Max Joseph I. von Bayern Joh. Bapt. Spix und Karl Friedr. Phil. Martius50) an, um drei Jahre lang das Land zu bereisen. Während der letztere besonders durch seine Palmenuntersuchungen die Reise zu einer sehr bedeutungsvollen gemacht hat, hat Spix die Kenntniß der brasilianischen Fauna durch Beschreibung der neuen Formen nicht unwesentlich erwei- tert (mit Ausnahme der Gliederthiere, welche Max Perty beschrieb, und der Fische, die L. Agassiz bearbeitete). Einen sorgfältigen und gewissenhaften Beobachter fand die Thierwelt Paraguay's wieder in Joh. Rud. Rengger (geb. 1795 in Aarau, gest. daselbst 1832), welcher 1818-1826 in Süd-Amerika reiste. Der 1857 als Professor der Paläontologie am Pflanzengarten in Paris gestorbene Alcide Des- salines d'Orbigny (geb. 1802) bereiste 1826-1833 Süd-Amerika und zwar in ausgedehnter Weise den südlichen Theil des Continents mit reichen Erfolgen für Zoologie und Ethnographie. Ausgezeichnet durch die künstlerische Form der Darstellung seiner Reise ist Eduard Friedr. Pöppig (geb. 1798 in Plauen, gest. 1868 in Leipzig), welcher 1822- 1832 Amerika, erst Cuba, dann Pensylvanien und von 1827 an Peru, 50) Spix war 1781 in Hochstädt an der Aisch geboren, studirte erst Theologie, dann Medicin, und starb 1826 in München. Martius (später geadelt) war 1794 in Erlangen geboren, Sohn des Apothekers Ernst Wilh. M., und starb in Mün- chen 1868. V. Carus, Gesch. d. Zool. 42
Fauniſten. Südamerika. Bonpland Süd-Amerika. Verdankt die Zoologie Humboldt auchgerade keinen bedeutenden Zuwachs neuer Formen, ſo ſind doch ſeine Schilderungen des Thierlebens muſterhaft. Beſonders gewann durch ihn die wiſſenſchaftliche Behandlung der Thiergeographie, dadurch daß er das Vorkommen der Arten an die geſammten Naturverhältniſſe an- knüpfte. Die Naturgeſchichte Braſiliens fand im Prinzen Maximilian Alexander Philipp Wied-Neuwied (geb. 1782, geſt. 1867), welcher dies Land von 1815-1821 bereiſte, einen eifrigen und zuverläſſigen Beobachter und Beſchreiber. Im Jahre 1817 giengen die öſterreichi- ſchen Naturforſcher Joh. Emanuel Pohl (Botaniker, 1782-1834), Joh. Chriſtian Mikan (1769-1844) und Joh. Natterer (1787 bis 1840) im Gefolge einer Erzherzogin nach Braſilien, vorzüglich um zu ſammeln. Ihnen ſchloſſen ſich auf Befehl des Königs Max Joſeph I. von Bayern Joh. Bapt. Spix und Karl Friedr. Phil. Martius50) an, um drei Jahre lang das Land zu bereiſen. Während der letztere beſonders durch ſeine Palmenunterſuchungen die Reiſe zu einer ſehr bedeutungsvollen gemacht hat, hat Spix die Kenntniß der braſilianiſchen Fauna durch Beſchreibung der neuen Formen nicht unweſentlich erwei- tert (mit Ausnahme der Gliederthiere, welche Max Perty beſchrieb, und der Fiſche, die L. Agaſſiz bearbeitete). Einen ſorgfältigen und gewiſſenhaften Beobachter fand die Thierwelt Paraguay's wieder in Joh. Rud. Rengger (geb. 1795 in Aarau, geſt. daſelbſt 1832), welcher 1818-1826 in Süd-Amerika reiſte. Der 1857 als Profeſſor der Paläontologie am Pflanzengarten in Paris geſtorbene Alcide Deſ- ſalines d'Orbigny (geb. 1802) bereiſte 1826-1833 Süd-Amerika und zwar in ausgedehnter Weiſe den ſüdlichen Theil des Continents mit reichen Erfolgen für Zoologie und Ethnographie. Ausgezeichnet durch die künſtleriſche Form der Darſtellung ſeiner Reiſe iſt Eduard Friedr. Pöppig (geb. 1798 in Plauen, geſt. 1868 in Leipzig), welcher 1822- 1832 Amerika, erſt Cuba, dann Penſylvanien und von 1827 an Peru, 50) Spix war 1781 in Hochſtädt an der Aiſch geboren, ſtudirte erſt Theologie, dann Medicin, und ſtarb 1826 in München. Martius (ſpäter geadelt) war 1794 in Erlangen geboren, Sohn des Apothekers Ernſt Wilh. M., und ſtarb in Mün- chen 1868. V. Carus, Geſch. d. Zool. 42
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Fauniſten. Südamerika.
Bonpland Süd-Amerika. Verdankt die Zoologie Humboldt auch
gerade keinen bedeutenden Zuwachs neuer Formen, ſo ſind doch ſeine
Schilderungen des Thierlebens muſterhaft. Beſonders gewann durch
ihn die wiſſenſchaftliche Behandlung der Thiergeographie, dadurch daß
er das Vorkommen der Arten an die geſammten Naturverhältniſſe an-
knüpfte. Die Naturgeſchichte Braſiliens fand im Prinzen Maximilian
Alexander Philipp Wied-Neuwied (geb. 1782, geſt. 1867), welcher
dies Land von 1815-1821 bereiſte, einen eifrigen und zuverläſſigen
Beobachter und Beſchreiber. Im Jahre 1817 giengen die öſterreichi-
ſchen Naturforſcher Joh. Emanuel Pohl (Botaniker, 1782-1834),
Joh. Chriſtian Mikan (1769-1844) und Joh. Natterer (1787
bis 1840) im Gefolge einer Erzherzogin nach Braſilien, vorzüglich um
zu ſammeln. Ihnen ſchloſſen ſich auf Befehl des Königs Max Joſeph I.
von Bayern Joh. Bapt. Spix und Karl Friedr. Phil. Martius 50)
an, um drei Jahre lang das Land zu bereiſen. Während der letztere
beſonders durch ſeine Palmenunterſuchungen die Reiſe zu einer ſehr
bedeutungsvollen gemacht hat, hat Spix die Kenntniß der braſilianiſchen
Fauna durch Beſchreibung der neuen Formen nicht unweſentlich erwei-
tert (mit Ausnahme der Gliederthiere, welche Max Perty beſchrieb,
und der Fiſche, die L. Agaſſiz bearbeitete). Einen ſorgfältigen und
gewiſſenhaften Beobachter fand die Thierwelt Paraguay's wieder in
Joh. Rud. Rengger (geb. 1795 in Aarau, geſt. daſelbſt 1832),
welcher 1818-1826 in Süd-Amerika reiſte. Der 1857 als Profeſſor
der Paläontologie am Pflanzengarten in Paris geſtorbene Alcide Deſ-
ſalines d'Orbigny (geb. 1802) bereiſte 1826-1833 Süd-Amerika
und zwar in ausgedehnter Weiſe den ſüdlichen Theil des Continents
mit reichen Erfolgen für Zoologie und Ethnographie. Ausgezeichnet durch
die künſtleriſche Form der Darſtellung ſeiner Reiſe iſt Eduard Friedr.
Pöppig (geb. 1798 in Plauen, geſt. 1868 in Leipzig), welcher 1822-
1832 Amerika, erſt Cuba, dann Penſylvanien und von 1827 an Peru,
50) Spix war 1781 in Hochſtädt an der Aiſch geboren, ſtudirte erſt Theologie,
dann Medicin, und ſtarb 1826 in München. Martius (ſpäter geadelt) war 1794
in Erlangen geboren, Sohn des Apothekers Ernſt Wilh. M., und ſtarb in Mün-
chen 1868.
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