Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Periode der Morphologie. Chile und das Amazonasgebiet, meist auf eigene Kosten durchforschte.Von seinen reichen zoologischen Sammlungen hat er selbst nur wenig beschrieben. Der Franzose Claude Gay (geb. 1800) untersuchte auf Kosten der chilenischen Regierung von 1828-1842 Süd-Amerika, be- sonders Chile in naturhistorischer Beziehung. Die Ethnographie und Fauna Peru's bearbeitete Joh. Jak. von Tschudi (geb. 1818 in Glarus) nach den Erfahrungen eines fünfjährigen Aufenthaltes daselbst (1838-1842). Graf Francis de Castelnau führte von 1844- 1847 auf Anordnung der französischen Regierung eine Forschungsreise durch Süd-Amerika aus, welche auch für Zoologie ergiebig war. Das nördlichere Süd-Amerika, besonders Guyana, wurde von den Brüdern Robert und Richard Schomburgk51) in seinen Naturverhältnissen untersucht. Endlich ist noch neuerdings Herm. Burmeister als Faunist Brasilien's thätig gewesen. Und wie unerschöpflich die Reich- thümer Süd-Amerika's sind, beweisen die wissenschaftlich so bedeutenden Schätze, welche Alfred Russell Wallace, H. W. Bates und ganz neuerlich L. Agassiz von ihren Reisen zurückgebracht haben, wie auch die 1849-1852 nach Süd-Amerika gesandte astronomische Expedition der Vereinigten Staaten unter Capt. Gilliß nicht ohne zoologische Re- sultate geblieben ist. -- Von den westindischen Inseln wurde Cuba na- turhistorisch durchforscht von Ramon de la Sagra (geb. 1798, seit 1823 Director des botanischen Gartens in Havana); die Bearbeitung des zoologischen Theils seiner Resultate übernahmen pariser Gelehrte. Ebenso hat Felipe Poey die Naturgeschichte der Insel geschildert, und außer den früher genannten Reisenden sammelten noch verschiedene An- dere dort, wie Joh. Gundlach, Aug. Salle u. a. Um die Kenntniß der Fauna Nord-Amerika's haben sich zunächst 51) Rob. Herm. Schomburgk ist 1804 in Freiburg a. d. Unstr. geboren,
machte 1834-1839 auf Kosten der Londoner geographischen Gesellschaft eine Reise durch Guyana, gieng auf Veranlassung der englischen Regierung 1840-1844 noch- mals dahin, und starb 1865 in Berlin, nachdem seine Gesundheit während seines Aufenthalts als englischer Generalconsul in Siam untergraben worden war. Sein Bruder Moritz Richard begleitete ihn im Auftrage des Königs von Preußen 1840 nach Guyana. Periode der Morphologie. Chile und das Amazonasgebiet, meiſt auf eigene Koſten durchforſchte.Von ſeinen reichen zoologiſchen Sammlungen hat er ſelbſt nur wenig beſchrieben. Der Franzoſe Claude Gay (geb. 1800) unterſuchte auf Koſten der chileniſchen Regierung von 1828-1842 Süd-Amerika, be- ſonders Chile in naturhiſtoriſcher Beziehung. Die Ethnographie und Fauna Peru's bearbeitete Joh. Jak. von Tſchudi (geb. 1818 in Glarus) nach den Erfahrungen eines fünfjährigen Aufenthaltes daſelbſt (1838-1842). Graf Francis de Caſtelnau führte von 1844- 1847 auf Anordnung der franzöſiſchen Regierung eine Forſchungsreiſe durch Süd-Amerika aus, welche auch für Zoologie ergiebig war. Das nördlichere Süd-Amerika, beſonders Guyana, wurde von den Brüdern Robert und Richard Schomburgk51) in ſeinen Naturverhältniſſen unterſucht. Endlich iſt noch neuerdings Herm. Burmeiſter als Fauniſt Braſilien's thätig geweſen. Und wie unerſchöpflich die Reich- thümer Süd-Amerika's ſind, beweiſen die wiſſenſchaftlich ſo bedeutenden Schätze, welche Alfred Ruſſell Wallace, H. W. Bates und ganz neuerlich L. Agaſſiz von ihren Reiſen zurückgebracht haben, wie auch die 1849-1852 nach Süd-Amerika geſandte aſtronomiſche Expedition der Vereinigten Staaten unter Capt. Gilliß nicht ohne zoologiſche Re- ſultate geblieben iſt. — Von den weſtindiſchen Inſeln wurde Cuba na- turhiſtoriſch durchforſcht von Ramon de la Sagra (geb. 1798, ſeit 1823 Director des botaniſchen Gartens in Havana); die Bearbeitung des zoologiſchen Theils ſeiner Reſultate übernahmen pariſer Gelehrte. Ebenſo hat Felipe Poey die Naturgeſchichte der Inſel geſchildert, und außer den früher genannten Reiſenden ſammelten noch verſchiedene An- dere dort, wie Joh. Gundlach, Aug. Sallé u. a. Um die Kenntniß der Fauna Nord-Amerika's haben ſich zunächſt 51) Rob. Herm. Schomburgk iſt 1804 in Freiburg a. d. Unſtr. geboren,
machte 1834-1839 auf Koſten der Londoner geographiſchen Geſellſchaft eine Reiſe durch Guyana, gieng auf Veranlaſſung der engliſchen Regierung 1840-1844 noch- mals dahin, und ſtarb 1865 in Berlin, nachdem ſeine Geſundheit während ſeines Aufenthalts als engliſcher Generalconſul in Siam untergraben worden war. Sein Bruder Moritz Richard begleitete ihn im Auftrage des Königs von Preußen 1840 nach Guyana. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0669" n="658"/><fw place="top" type="header">Periode der Morphologie.</fw><lb/> Chile und das Amazonasgebiet, meiſt auf eigene Koſten durchforſchte.<lb/> Von ſeinen reichen zoologiſchen Sammlungen hat er ſelbſt nur wenig<lb/> beſchrieben. Der Franzoſe <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117678317">Claude <hi rendition="#g">Gay</hi></persName> (geb. 1800) unterſuchte auf<lb/> Koſten der chileniſchen Regierung von 1828-1842 Süd-Amerika, be-<lb/> ſonders Chile in naturhiſtoriſcher Beziehung. Die Ethnographie und<lb/> Fauna Peru's bearbeitete <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119315130">Joh. Jak. von <hi rendition="#g">Tſchudi</hi></persName> (geb. 1818 in<lb/> Glarus) nach den Erfahrungen eines fünfjährigen Aufenthaltes daſelbſt<lb/> (1838-1842). Graf <persName ref="http://d-nb.info/gnd/104112166">Francis de <hi rendition="#g">Caſtelnau</hi></persName> führte von 1844-<lb/> 1847 auf Anordnung der franzöſiſchen Regierung eine Forſchungsreiſe<lb/> durch Süd-Amerika aus, welche auch für Zoologie ergiebig war. Das<lb/> nördlichere Süd-Amerika, beſonders Guyana, wurde von den Brüdern<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118759086">Robert</persName> und <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118759078">Richard</persName> <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118759086">Schomburgk</persName></hi><note place="foot" n="51)"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118759086">Rob. Herm. <hi rendition="#g">Schomburgk</hi></persName> iſt 1804 in Freiburg a. d. Unſtr. geboren,<lb/> machte 1834-1839 auf Koſten der Londoner geographiſchen Geſellſchaft eine Reiſe<lb/> durch Guyana, gieng auf Veranlaſſung der engliſchen Regierung 1840-1844 noch-<lb/> mals dahin, und ſtarb 1865 in Berlin, nachdem ſeine Geſundheit während ſeines<lb/> Aufenthalts als engliſcher Generalconſul in Siam untergraben worden war. Sein<lb/> Bruder <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118759078">Moritz Richard</persName> begleitete ihn im Auftrage des Königs von Preußen 1840<lb/> nach Guyana.</note> in ſeinen Naturverhältniſſen<lb/> unterſucht. Endlich iſt noch neuerdings <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119387123">Herm. <hi rendition="#g">Burmeiſter</hi></persName> als<lb/> Fauniſt Braſilien's thätig geweſen. Und wie unerſchöpflich die Reich-<lb/> thümer Süd-Amerika's ſind, beweiſen die wiſſenſchaftlich ſo bedeutenden<lb/> Schätze, welche <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118806009">Alfred Ruſſell <hi rendition="#g">Wallace</hi></persName>, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/116081082">H. W. <hi rendition="#g">Bates</hi></persName> und ganz<lb/> neuerlich <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118643967">L. <hi rendition="#g">Agaſſiz</hi></persName> von ihren Reiſen zurückgebracht haben, wie auch<lb/> die 1849-1852 nach Süd-Amerika geſandte aſtronomiſche Expedition<lb/> der Vereinigten Staaten unter Capt. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117544566">Gilliß</persName> nicht ohne zoologiſche Re-<lb/> ſultate geblieben iſt. — Von den weſtindiſchen Inſeln wurde Cuba na-<lb/> turhiſtoriſch durchforſcht von <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116743700">Ramon de la Sagra</persName></hi> (geb. 1798, ſeit<lb/> 1823 Director des botaniſchen Gartens in Havana); die Bearbeitung<lb/> des zoologiſchen Theils ſeiner Reſultate übernahmen pariſer Gelehrte.<lb/> Ebenſo hat <persName ref="http://d-nb.info/gnd/100549497">Felipe <hi rendition="#g">Poey</hi></persName> die Naturgeſchichte der Inſel geſchildert, und<lb/> außer den früher genannten Reiſenden ſammelten noch verſchiedene An-<lb/> dere dort, wie <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117591211">Joh. <hi rendition="#g">Gundlach</hi></persName>, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117600415">Aug. <hi rendition="#g">Sallé</hi></persName> u. a.</p><lb/> <p>Um die Kenntniß der Fauna Nord-Amerika's haben ſich zunächſt<lb/> Bewohner des Landes ſelbſt die größten Verdienſte erworben. Unter<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [658/0669]
Periode der Morphologie.
Chile und das Amazonasgebiet, meiſt auf eigene Koſten durchforſchte.
Von ſeinen reichen zoologiſchen Sammlungen hat er ſelbſt nur wenig
beſchrieben. Der Franzoſe Claude Gay (geb. 1800) unterſuchte auf
Koſten der chileniſchen Regierung von 1828-1842 Süd-Amerika, be-
ſonders Chile in naturhiſtoriſcher Beziehung. Die Ethnographie und
Fauna Peru's bearbeitete Joh. Jak. von Tſchudi (geb. 1818 in
Glarus) nach den Erfahrungen eines fünfjährigen Aufenthaltes daſelbſt
(1838-1842). Graf Francis de Caſtelnau führte von 1844-
1847 auf Anordnung der franzöſiſchen Regierung eine Forſchungsreiſe
durch Süd-Amerika aus, welche auch für Zoologie ergiebig war. Das
nördlichere Süd-Amerika, beſonders Guyana, wurde von den Brüdern
Robert und Richard Schomburgk 51) in ſeinen Naturverhältniſſen
unterſucht. Endlich iſt noch neuerdings Herm. Burmeiſter als
Fauniſt Braſilien's thätig geweſen. Und wie unerſchöpflich die Reich-
thümer Süd-Amerika's ſind, beweiſen die wiſſenſchaftlich ſo bedeutenden
Schätze, welche Alfred Ruſſell Wallace, H. W. Bates und ganz
neuerlich L. Agaſſiz von ihren Reiſen zurückgebracht haben, wie auch
die 1849-1852 nach Süd-Amerika geſandte aſtronomiſche Expedition
der Vereinigten Staaten unter Capt. Gilliß nicht ohne zoologiſche Re-
ſultate geblieben iſt. — Von den weſtindiſchen Inſeln wurde Cuba na-
turhiſtoriſch durchforſcht von Ramon de la Sagra (geb. 1798, ſeit
1823 Director des botaniſchen Gartens in Havana); die Bearbeitung
des zoologiſchen Theils ſeiner Reſultate übernahmen pariſer Gelehrte.
Ebenſo hat Felipe Poey die Naturgeſchichte der Inſel geſchildert, und
außer den früher genannten Reiſenden ſammelten noch verſchiedene An-
dere dort, wie Joh. Gundlach, Aug. Sallé u. a.
Um die Kenntniß der Fauna Nord-Amerika's haben ſich zunächſt
Bewohner des Landes ſelbſt die größten Verdienſte erworben. Unter
51) Rob. Herm. Schomburgk iſt 1804 in Freiburg a. d. Unſtr. geboren,
machte 1834-1839 auf Koſten der Londoner geographiſchen Geſellſchaft eine Reiſe
durch Guyana, gieng auf Veranlaſſung der engliſchen Regierung 1840-1844 noch-
mals dahin, und ſtarb 1865 in Berlin, nachdem ſeine Geſundheit während ſeines
Aufenthalts als engliſcher Generalconſul in Siam untergraben worden war. Sein
Bruder Moritz Richard begleitete ihn im Auftrage des Königs von Preußen 1840
nach Guyana.
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