Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

Bild:
<< vorherige Seite

Periode der Morphologie.
Reihe faunistischer Arbeiten, welche von George Johnstone (1797-
1855), Edw. Forbes, Thom. Bell (geb. 1792) und Will. Yar-
rell
(1780-1856) in gleichförmiger Bearbeitung und Ausstattung
veröffentlicht wurden. Es wurden aber auch einzelne Districte genauer
durchforscht; und hierbei ist besonders Jonathan Couch (und sein Sohn
R. O. Couch) für die Fauna von Cornwall und Will. Thompson
für die irische Fauna thätig gewesen. Die skandinavische Halbinsel
wurde faunistisch von C. Quensel und (in Bezug auf Wirbelthiere)
von Sven Nilsson (1787-1856) beschrieben, nachdem schon zu
Anfang dieses Jahrhunderts And. Jah. Retzius (1742-1821) die
Linne'sche Schwedische Fauna wenigstens hinsichtlich der Wirbelthiere
neu bearbeitet hatte. Für die Kenntniß der marinen Fauna wurden die
Arbeiten von M. Sars, J. Koren und Dan. C. Danielssen
äußerst wichtig. -- Nach Lapland und Spitzbergen wurde 1838-40
von Frankreich eine Commission gesandt, dieselbe, welche 1835-36
schon Island und Grönland besucht hatte und welcher Paul Gaimard
als Zoolog angehörte. -- Was endlich die russische Fauna betrifft, so
verdankt die Wissenschaft auch hier A. von Humboldt, welcher 1829
das asiatische Rußland mit Ehrenberg bereiste, werthvolle faunistische
Angaben. Eine stattliche Reihe von Reisenden sammelte ferner zoolo-
gische Thatsachen in den verschiedenen Theilen des weiten Reiches.
Fürst Anatol Demidoff untersuchte Süd-Rußland, Ed. Eichwald
(geb. 1795) den Kaukasus; die von der geographischen Gesellschaft
unter Ernst Hofmann ausgesandte Expedition zur Untersuchung des
Ural brachte zoologische Ausbeute heim. Am wichtigsten ist indessen
die große Reise in den äußersten Nordosten Sibiriens, welche 1843-44
Alex. Theod. von Middendorff (geb. 1815) ausführte. Ihr
schließen sich die Forschungen Leop. von Schrenk's im Amur-Lande
(1854-56) an.

Es waren durch diese Untersuchungen über die Thierwelt einzelner
Länder und Meere noch viel zahlreichere Thatsachen über das Vor-
kommen bestimmter Arten gesammelt worden, als solche Zimmermann
bei seinem ersten Versuche einer Zoogeographie zu Gebote gestanden hatten
(s. S. 534). Doch wirkte hier, wenn der Ausdruck gestattet ist, das

Periode der Morphologie.
Reihe fauniſtiſcher Arbeiten, welche von George Johnſtone (1797-
1855), Edw. Forbes, Thom. Bell (geb. 1792) und Will. Yar-
rell
(1780-1856) in gleichförmiger Bearbeitung und Ausſtattung
veröffentlicht wurden. Es wurden aber auch einzelne Diſtricte genauer
durchforſcht; und hierbei iſt beſonders Jonathan Couch (und ſein Sohn
R. O. Couch) für die Fauna von Cornwall und Will. Thompſon
für die iriſche Fauna thätig geweſen. Die ſkandinaviſche Halbinſel
wurde fauniſtiſch von C. Quenſel und (in Bezug auf Wirbelthiere)
von Sven Nilsſon (1787-1856) beſchrieben, nachdem ſchon zu
Anfang dieſes Jahrhunderts And. Jah. Retzius (1742-1821) die
Linné'ſche Schwediſche Fauna wenigſtens hinſichtlich der Wirbelthiere
neu bearbeitet hatte. Für die Kenntniß der marinen Fauna wurden die
Arbeiten von M. Sars, J. Korén und Dan. C. Danielſsen
äußerſt wichtig. — Nach Lapland und Spitzbergen wurde 1838-40
von Frankreich eine Commiſſion geſandt, dieſelbe, welche 1835-36
ſchon Island und Grönland beſucht hatte und welcher Paul Gaimard
als Zoolog angehörte. — Was endlich die ruſſiſche Fauna betrifft, ſo
verdankt die Wiſſenſchaft auch hier A. von Humboldt, welcher 1829
das aſiatiſche Rußland mit Ehrenberg bereiſte, werthvolle fauniſtiſche
Angaben. Eine ſtattliche Reihe von Reiſenden ſammelte ferner zoolo-
giſche Thatſachen in den verſchiedenen Theilen des weiten Reiches.
Fürſt Anatol Demidoff unterſuchte Süd-Rußland, Ed. Eichwald
(geb. 1795) den Kaukaſus; die von der geographiſchen Geſellſchaft
unter Ernſt Hofmann ausgeſandte Expedition zur Unterſuchung des
Ural brachte zoologiſche Ausbeute heim. Am wichtigſten iſt indeſſen
die große Reiſe in den äußerſten Nordoſten Sibiriens, welche 1843-44
Alex. Theod. von Middendorff (geb. 1815) ausführte. Ihr
ſchließen ſich die Forſchungen Leop. von Schrenk's im Amur-Lande
(1854-56) an.

Es waren durch dieſe Unterſuchungen über die Thierwelt einzelner
Länder und Meere noch viel zahlreichere Thatſachen über das Vor-
kommen beſtimmter Arten geſammelt worden, als ſolche Zimmermann
bei ſeinem erſten Verſuche einer Zoogeographie zu Gebote geſtanden hatten
(ſ. S. 534). Doch wirkte hier, wenn der Ausdruck geſtattet iſt, das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0675" n="664"/><fw place="top" type="header">Periode der Morphologie.</fw><lb/>
Reihe fauni&#x017F;ti&#x017F;cher Arbeiten, welche von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117655139">George <hi rendition="#g">John&#x017F;tone</hi></persName> (1797-<lb/>
1855), <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11664883X">Edw. <hi rendition="#g">Forbes</hi></persName>, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117583855">Thom. <hi rendition="#g">Bell</hi></persName> (geb. 1792) und <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117591777">Will. <hi rendition="#g">Yar-<lb/>
rell</hi></persName> (1780-1856) in gleichförmiger Bearbeitung und Aus&#x017F;tattung<lb/>
veröffentlicht wurden. Es wurden aber auch einzelne Di&#x017F;tricte genauer<lb/>
durchfor&#x017F;cht; und hierbei i&#x017F;t be&#x017F;onders <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117700665">Jonathan <hi rendition="#g">Couch</hi></persName> (und &#x017F;ein Sohn<lb/><persName ref="nognd">R. O. Couch</persName>) für die Fauna von Cornwall und <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117625647">Will. <hi rendition="#g">Thomp&#x017F;on</hi></persName><lb/>
für die iri&#x017F;che Fauna thätig gewe&#x017F;en. Die &#x017F;kandinavi&#x017F;che Halbin&#x017F;el<lb/>
wurde fauni&#x017F;ti&#x017F;ch von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/101919395">C. <hi rendition="#g">Quen&#x017F;el</hi></persName> und (in Bezug auf Wirbelthiere)<lb/>
von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117585432">Sven <hi rendition="#g">Nils&#x017F;on</hi></persName> (1787-1856) be&#x017F;chrieben, nachdem &#x017F;chon zu<lb/>
Anfang die&#x017F;es Jahrhunderts <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117522813">And. Jah. <hi rendition="#g">Retzius</hi></persName> (1742-1821) die<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118573349">Linné</persName>'&#x017F;che Schwedi&#x017F;che Fauna wenig&#x017F;tens hin&#x017F;ichtlich der Wirbelthiere<lb/>
neu bearbeitet hatte. Für die Kenntniß der marinen Fauna wurden die<lb/>
Arbeiten von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117619221">M. <hi rendition="#g">Sars</hi></persName>, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/102300313">J. <hi rendition="#g">Korén</hi></persName> und <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117622370">Dan. C. <hi rendition="#g">Daniel&#x017F;sen</hi></persName><lb/>
äußer&#x017F;t wichtig. &#x2014; Nach Lapland und Spitzbergen wurde 1838-40<lb/>
von Frankreich eine Commi&#x017F;&#x017F;ion ge&#x017F;andt, die&#x017F;elbe, welche 1835-36<lb/>
&#x017F;chon Island und Grönland be&#x017F;ucht hatte und welcher <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119543729">Paul <hi rendition="#g">Gaimard</hi></persName><lb/>
als Zoolog angehörte. &#x2014; Was endlich die ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;che Fauna betrifft, &#x017F;o<lb/>
verdankt die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft auch hier <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118554700">A. <hi rendition="#g">von Humboldt</hi></persName>, welcher 1829<lb/>
das a&#x017F;iati&#x017F;che Rußland mit <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118529250">Ehrenberg</persName> berei&#x017F;te, werthvolle fauni&#x017F;ti&#x017F;che<lb/>
Angaben. Eine &#x017F;tattliche Reihe von Rei&#x017F;enden &#x017F;ammelte ferner zoolo-<lb/>
gi&#x017F;che That&#x017F;achen in den ver&#x017F;chiedenen Theilen des weiten Reiches.<lb/>
Für&#x017F;t <persName ref="http://d-nb.info/gnd/116069236">Anatol <hi rendition="#g">Demidoff</hi></persName> unter&#x017F;uchte Süd-Rußland, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/116418273">Ed. <hi rendition="#g">Eichwald</hi></persName><lb/>
(geb. 1795) den Kauka&#x017F;us; die von der geographi&#x017F;chen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft<lb/>
unter <persName ref="http://d-nb.info/gnd/116951079">Ern&#x017F;t Hofmann</persName> ausge&#x017F;andte Expedition zur Unter&#x017F;uchung des<lb/>
Ural brachte zoologi&#x017F;che Ausbeute heim. Am wichtig&#x017F;ten i&#x017F;t inde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
die große Rei&#x017F;e in den äußer&#x017F;ten Nordo&#x017F;ten Sibiriens, welche 1843-44<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119211963">Alex. Theod. von <hi rendition="#g">Middendorff</hi></persName> (geb. 1815) ausführte. Ihr<lb/>
&#x017F;chließen &#x017F;ich die For&#x017F;chungen <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117059145">Leop. von <hi rendition="#g">Schrenk</hi></persName>'s im Amur-Lande<lb/>
(1854-56) an.</p><lb/>
          <p>Es waren durch die&#x017F;e Unter&#x017F;uchungen über die Thierwelt einzelner<lb/>
Länder und Meere noch viel zahlreichere That&#x017F;achen über das Vor-<lb/>
kommen be&#x017F;timmter Arten ge&#x017F;ammelt worden, als &#x017F;olche <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11882435X">Zimmermann</persName><lb/>
bei &#x017F;einem er&#x017F;ten Ver&#x017F;uche einer Zoogeographie zu Gebote ge&#x017F;tanden hatten<lb/>
(&#x017F;. S. 534). Doch wirkte hier, wenn der Ausdruck ge&#x017F;tattet i&#x017F;t, das<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[664/0675] Periode der Morphologie. Reihe fauniſtiſcher Arbeiten, welche von George Johnſtone (1797- 1855), Edw. Forbes, Thom. Bell (geb. 1792) und Will. Yar- rell (1780-1856) in gleichförmiger Bearbeitung und Ausſtattung veröffentlicht wurden. Es wurden aber auch einzelne Diſtricte genauer durchforſcht; und hierbei iſt beſonders Jonathan Couch (und ſein Sohn R. O. Couch) für die Fauna von Cornwall und Will. Thompſon für die iriſche Fauna thätig geweſen. Die ſkandinaviſche Halbinſel wurde fauniſtiſch von C. Quenſel und (in Bezug auf Wirbelthiere) von Sven Nilsſon (1787-1856) beſchrieben, nachdem ſchon zu Anfang dieſes Jahrhunderts And. Jah. Retzius (1742-1821) die Linné'ſche Schwediſche Fauna wenigſtens hinſichtlich der Wirbelthiere neu bearbeitet hatte. Für die Kenntniß der marinen Fauna wurden die Arbeiten von M. Sars, J. Korén und Dan. C. Danielſsen äußerſt wichtig. — Nach Lapland und Spitzbergen wurde 1838-40 von Frankreich eine Commiſſion geſandt, dieſelbe, welche 1835-36 ſchon Island und Grönland beſucht hatte und welcher Paul Gaimard als Zoolog angehörte. — Was endlich die ruſſiſche Fauna betrifft, ſo verdankt die Wiſſenſchaft auch hier A. von Humboldt, welcher 1829 das aſiatiſche Rußland mit Ehrenberg bereiſte, werthvolle fauniſtiſche Angaben. Eine ſtattliche Reihe von Reiſenden ſammelte ferner zoolo- giſche Thatſachen in den verſchiedenen Theilen des weiten Reiches. Fürſt Anatol Demidoff unterſuchte Süd-Rußland, Ed. Eichwald (geb. 1795) den Kaukaſus; die von der geographiſchen Geſellſchaft unter Ernſt Hofmann ausgeſandte Expedition zur Unterſuchung des Ural brachte zoologiſche Ausbeute heim. Am wichtigſten iſt indeſſen die große Reiſe in den äußerſten Nordoſten Sibiriens, welche 1843-44 Alex. Theod. von Middendorff (geb. 1815) ausführte. Ihr ſchließen ſich die Forſchungen Leop. von Schrenk's im Amur-Lande (1854-56) an. Es waren durch dieſe Unterſuchungen über die Thierwelt einzelner Länder und Meere noch viel zahlreichere Thatſachen über das Vor- kommen beſtimmter Arten geſammelt worden, als ſolche Zimmermann bei ſeinem erſten Verſuche einer Zoogeographie zu Gebote geſtanden hatten (ſ. S. 534). Doch wirkte hier, wenn der Ausdruck geſtattet iſt, das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/675
Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 664. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/675>, abgerufen am 22.11.2024.