Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Zoogeographie. überreiche Material in ähnlicher Weise erdrückend, wie oben für diezoologischen Thatsachen im Allgemeinen angegeben wurde. Man suchte daher überhaupt nur in die Angaben Ordnung zu bringen, dadurch daß man statistisch verfahrend sowohl die Bevölkerungsdichtigkeit bestimmter Länder, als auch das örtliche Vorkommen gewisser Arten sowie die Dichtigkeit ihres Vorkommens tabellarisch und kartographisch zusammen- stellte. Nur G. R. Treviranus gieng auf einzelne der von Zimmer- mann schon hervorgehobenen Punkte ein, ohne indessen die zoogeogra- phischen Thatsachen näher einer Erklärung entgegenzuführen. Es gieng hier eben wie es mit den meisten der zusammengesetzten Naturerschei- nungen gegangen ist. Man kannte ihre Form noch nicht eingehend genug und suchte diese erst auf allerlei Weise zu ermitteln und sicher zu stellen. Zu derartigen Versuchen gehören die Darstellungen über die geographische Verbreitung der Säugethiere von Illiger (1811) und Andr. Wagner (1844-46), der Vögel von Loven, der Schlangen von H. Schlegel, die Angaben über Fische von L. Agassiz u. s. f. Interessante Resultate der erwähnten Art sind ferner aus der Ver- gleichung verschiedener Faunen gezogen worden, so die Eigenthümlichkeit der australischen Thierwelt, die merkwürdige Trennung der asiatischen und australischen Fauna auf einer quer zwischen den südasiatischen In- seln durchgehenden Linie, die Vergleichung der marinen Fauna des Mittelmeers mit der nördlicher Meere von Sars u. s. w. Aber alles Dies bietet eben nur eine immer weiter ins Einzelne gehende Bekannt- schaft mit den thatsächlichen Verhältnissen der Verbreitung dar. Und wenn durch L. Agassiz der Begriff der Schöpfungsmittelpunkte auf- gestellt worden ist, so enthält doch dieser Ausdruck nur eine kurze Ge- sammtbezeichnung für die Dichtigkeit und die Grenzen des Vorkommens einzelner Arten, ohne deren Erklärung damit auch nur einen Schritt näher zu kommen. Nur von statistischem Standpunkte aus sind die Arbeiten von Charles Pickering und Ludw. Schmarda als Sam- melwerke bearbeitet. -- Von großer Wichtigkeit mußte für die Er- klärung der geographischen Verbreitung der Thiere eine neue Auffassung der thierischen Verwandtschaft und der geologischen Aufeinanderfolge thierischer Formen werden, wie sie durch das Auffinden fossiler Beutel- Zoogeographie. überreiche Material in ähnlicher Weiſe erdrückend, wie oben für diezoologiſchen Thatſachen im Allgemeinen angegeben wurde. Man ſuchte daher überhaupt nur in die Angaben Ordnung zu bringen, dadurch daß man ſtatiſtiſch verfahrend ſowohl die Bevölkerungsdichtigkeit beſtimmter Länder, als auch das örtliche Vorkommen gewiſſer Arten ſowie die Dichtigkeit ihres Vorkommens tabellariſch und kartographiſch zuſammen- ſtellte. Nur G. R. Treviranus gieng auf einzelne der von Zimmer- mann ſchon hervorgehobenen Punkte ein, ohne indeſſen die zoogeogra- phiſchen Thatſachen näher einer Erklärung entgegenzuführen. Es gieng hier eben wie es mit den meiſten der zuſammengeſetzten Naturerſchei- nungen gegangen iſt. Man kannte ihre Form noch nicht eingehend genug und ſuchte dieſe erſt auf allerlei Weiſe zu ermitteln und ſicher zu ſtellen. Zu derartigen Verſuchen gehören die Darſtellungen über die geographiſche Verbreitung der Säugethiere von Illiger (1811) und Andr. Wagner (1844-46), der Vögel von Lovén, der Schlangen von H. Schlegel, die Angaben über Fiſche von L. Agaſſiz u. ſ. f. Intereſſante Reſultate der erwähnten Art ſind ferner aus der Ver- gleichung verſchiedener Faunen gezogen worden, ſo die Eigenthümlichkeit der auſtraliſchen Thierwelt, die merkwürdige Trennung der aſiatiſchen und auſtraliſchen Fauna auf einer quer zwiſchen den ſüdaſiatiſchen In- ſeln durchgehenden Linie, die Vergleichung der marinen Fauna des Mittelmeers mit der nördlicher Meere von Sars u. ſ. w. Aber alles Dies bietet eben nur eine immer weiter ins Einzelne gehende Bekannt- ſchaft mit den thatſächlichen Verhältniſſen der Verbreitung dar. Und wenn durch L. Agaſſiz der Begriff der Schöpfungsmittelpunkte auf- geſtellt worden iſt, ſo enthält doch dieſer Ausdruck nur eine kurze Ge- ſammtbezeichnung für die Dichtigkeit und die Grenzen des Vorkommens einzelner Arten, ohne deren Erklärung damit auch nur einen Schritt näher zu kommen. Nur von ſtatiſtiſchem Standpunkte aus ſind die Arbeiten von Charles Pickering und Ludw. Schmarda als Sam- melwerke bearbeitet. — Von großer Wichtigkeit mußte für die Er- klärung der geographiſchen Verbreitung der Thiere eine neue Auffaſſung der thieriſchen Verwandtſchaft und der geologiſchen Aufeinanderfolge thieriſcher Formen werden, wie ſie durch das Auffinden foſſiler Beutel- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0676" n="665"/><fw place="top" type="header">Zoogeographie.</fw><lb/> überreiche Material in ähnlicher Weiſe erdrückend, wie oben für die<lb/> zoologiſchen Thatſachen im Allgemeinen angegeben wurde. Man ſuchte<lb/> daher überhaupt nur in die Angaben Ordnung zu bringen, dadurch daß<lb/> man ſtatiſtiſch verfahrend ſowohl die Bevölkerungsdichtigkeit beſtimmter<lb/> Länder, als auch das örtliche Vorkommen gewiſſer Arten ſowie die<lb/> Dichtigkeit ihres Vorkommens tabellariſch und kartographiſch zuſammen-<lb/> ſtellte. Nur <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118760866">G. 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Zoogeographie.
überreiche Material in ähnlicher Weiſe erdrückend, wie oben für die
zoologiſchen Thatſachen im Allgemeinen angegeben wurde. Man ſuchte
daher überhaupt nur in die Angaben Ordnung zu bringen, dadurch daß
man ſtatiſtiſch verfahrend ſowohl die Bevölkerungsdichtigkeit beſtimmter
Länder, als auch das örtliche Vorkommen gewiſſer Arten ſowie die
Dichtigkeit ihres Vorkommens tabellariſch und kartographiſch zuſammen-
ſtellte. Nur G. R. Treviranus gieng auf einzelne der von Zimmer-
mann ſchon hervorgehobenen Punkte ein, ohne indeſſen die zoogeogra-
phiſchen Thatſachen näher einer Erklärung entgegenzuführen. Es gieng
hier eben wie es mit den meiſten der zuſammengeſetzten Naturerſchei-
nungen gegangen iſt. Man kannte ihre Form noch nicht eingehend
genug und ſuchte dieſe erſt auf allerlei Weiſe zu ermitteln und ſicher zu
ſtellen. Zu derartigen Verſuchen gehören die Darſtellungen über die
geographiſche Verbreitung der Säugethiere von Illiger (1811) und
Andr. Wagner (1844-46), der Vögel von Lovén, der Schlangen
von H. Schlegel, die Angaben über Fiſche von L. Agaſſiz u. ſ. f.
Intereſſante Reſultate der erwähnten Art ſind ferner aus der Ver-
gleichung verſchiedener Faunen gezogen worden, ſo die Eigenthümlichkeit
der auſtraliſchen Thierwelt, die merkwürdige Trennung der aſiatiſchen
und auſtraliſchen Fauna auf einer quer zwiſchen den ſüdaſiatiſchen In-
ſeln durchgehenden Linie, die Vergleichung der marinen Fauna des
Mittelmeers mit der nördlicher Meere von Sars u. ſ. w. Aber alles
Dies bietet eben nur eine immer weiter ins Einzelne gehende Bekannt-
ſchaft mit den thatſächlichen Verhältniſſen der Verbreitung dar. Und
wenn durch L. Agaſſiz der Begriff der Schöpfungsmittelpunkte auf-
geſtellt worden iſt, ſo enthält doch dieſer Ausdruck nur eine kurze Ge-
ſammtbezeichnung für die Dichtigkeit und die Grenzen des Vorkommens
einzelner Arten, ohne deren Erklärung damit auch nur einen Schritt
näher zu kommen. Nur von ſtatiſtiſchem Standpunkte aus ſind die
Arbeiten von Charles Pickering und Ludw. Schmarda als Sam-
melwerke bearbeitet. — Von großer Wichtigkeit mußte für die Er-
klärung der geographiſchen Verbreitung der Thiere eine neue Auffaſſung
der thieriſchen Verwandtſchaft und der geologiſchen Aufeinanderfolge
thieriſcher Formen werden, wie ſie durch das Auffinden foſſiler Beutel-
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