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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Morphologie.
Berücksichtigung der fossilen Formen aufstellte (1833) und an die von
ihm besonders untersuchten Schuppenformen anknüpfte, ein wesentlicher
Schritt zur Bildung eines natürlichen Systems. Die Form, welche
dieselbe allmählich durch die Arbeiten Joh. Müller's und R. Owen's
erhalten hat und welche unter Andern auch van der Hoeven selbständig
weiterzuführen suchte, läßt dies System noch jetzt als das geltende er-
scheinen. Das Hauptwerk von Cuvier und Valenciennes
behandelt
nur einen Theil der Knochenfische. Mit der Myxinoiden-Anatomie
und dem von ihm modificirten Agassiz'schen System hat besonders
J. Müller den Rahmen gegeben, in dem sich die nun zahlreich auf-
tretenden Einzelnarbeiten bewegen. Die Anatomie der Fische hatten
Rathke und J. Müller gewissermaßen neu gegründet; unter den vielen
Arbeitern auf diesem Felde mögen nur Jos. Hyrtl und Herm. Stan-
nius
genannt werden. Es fanden aber einzelne Systeme ebenso ein-
gehende Schilderungen, so das Skelet von G. Bakker und besonders
Friedr. Chstn. Rosenthal (gest. 1829), das Nervensystem von dem
oben genannten Arsaky, von Gottsche, Philipeaux und
Vul-
pian
und Stannius; das Gehörorgan von E. H. Weber.
Einen
sechsten Sinn wies Frz. Leydig in den Seitenkanälen nach. Die
elektrischen Fische, welche schon Al. von Humboldt's Aufmerksamkeit
erregt hatten, untersuchten Et. Geoffroy, Matteucci, Pacini,
Theod. Bilharz und M. S. Schultze. Wie Agassiz durch sein
Hauptwerk die Kenntniß der fossilen Fische begründet hatte, so gab er
auch zuerst Andeutungen über geographische Verbreitung der Fische,
deren Kenntniß durch zahlreiche faunistische Beiträge vorbereitet wurde.
-- Die Amphibien, deren Trennung von den Reptilien schon erwähnt
wurde, fanden mit letzteren zusammen eine umfassende systematische
Bearbeitung durch C. Dumeril und G. Bibron (später von Aug.
Dumeril
, dem Sohne des ersteren). Für die Kenntniß der Anatomie
der Amphibien war der Umstand fördernd, daß der Frosch das physio-
logische Versuchsthier geworden war, an welchem viele, später bei andern
Thieren der Classe nachuntersuchte Einzelnheiten gefunden wurden (er
ist nächst der Biene das mit der reichsten Litteratur bedachte Thier).
Von allgemeiner Bedeutung waren vorzüglich die Untersuchungen über

Periode der Morphologie.
Berückſichtigung der foſſilen Formen aufſtellte (1833) und an die von
ihm beſonders unterſuchten Schuppenformen anknüpfte, ein weſentlicher
Schritt zur Bildung eines natürlichen Syſtems. Die Form, welche
dieſelbe allmählich durch die Arbeiten Joh. Müller's und R. Owen's
erhalten hat und welche unter Andern auch van der Hoeven ſelbſtändig
weiterzuführen ſuchte, läßt dies Syſtem noch jetzt als das geltende er-
ſcheinen. Das Hauptwerk von Cuvier und Valenciennes
behandelt
nur einen Theil der Knochenfiſche. Mit der Myxinoiden-Anatomie
und dem von ihm modificirten Agaſſiz'ſchen Syſtem hat beſonders
J. Müller den Rahmen gegeben, in dem ſich die nun zahlreich auf-
tretenden Einzelnarbeiten bewegen. Die Anatomie der Fiſche hatten
Rathke und J. Müller gewiſſermaßen neu gegründet; unter den vielen
Arbeitern auf dieſem Felde mögen nur Joſ. Hyrtl und Herm. Stan-
nius
genannt werden. Es fanden aber einzelne Syſteme ebenſo ein-
gehende Schilderungen, ſo das Skelet von G. Bakker und beſonders
Friedr. Chſtn. Roſenthal (geſt. 1829), das Nervenſyſtem von dem
oben genannten Arſaky, von Gottſche, Philipeaux und
Vul-
pian
und Stannius; das Gehörorgan von E. H. Weber.
Einen
ſechſten Sinn wies Frz. Leydig in den Seitenkanälen nach. Die
elektriſchen Fiſche, welche ſchon Al. von Humboldt's Aufmerkſamkeit
erregt hatten, unterſuchten Et. Geoffroy, Matteucci, Pacini,
Theod. Bilharz und M. S. Schultze. Wie Agaſſiz durch ſein
Hauptwerk die Kenntniß der foſſilen Fiſche begründet hatte, ſo gab er
auch zuerſt Andeutungen über geographiſche Verbreitung der Fiſche,
deren Kenntniß durch zahlreiche fauniſtiſche Beiträge vorbereitet wurde.
— Die Amphibien, deren Trennung von den Reptilien ſchon erwähnt
wurde, fanden mit letzteren zuſammen eine umfaſſende ſyſtematiſche
Bearbeitung durch C. Duméril und G. Bibron (ſpäter von Aug.
Duméril
, dem Sohne des erſteren). Für die Kenntniß der Anatomie
der Amphibien war der Umſtand fördernd, daß der Froſch das phyſio-
logiſche Verſuchsthier geworden war, an welchem viele, ſpäter bei andern
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[706/0717] Periode der Morphologie. Berückſichtigung der foſſilen Formen aufſtellte (1833) und an die von ihm beſonders unterſuchten Schuppenformen anknüpfte, ein weſentlicher Schritt zur Bildung eines natürlichen Syſtems. Die Form, welche dieſelbe allmählich durch die Arbeiten Joh. Müller's und R. Owen's erhalten hat und welche unter Andern auch van der Hoeven ſelbſtändig weiterzuführen ſuchte, läßt dies Syſtem noch jetzt als das geltende er- ſcheinen. Das Hauptwerk von Cuvier und Valenciennes behandelt nur einen Theil der Knochenfiſche. Mit der Myxinoiden-Anatomie und dem von ihm modificirten Agaſſiz'ſchen Syſtem hat beſonders J. Müller den Rahmen gegeben, in dem ſich die nun zahlreich auf- tretenden Einzelnarbeiten bewegen. Die Anatomie der Fiſche hatten Rathke und J. Müller gewiſſermaßen neu gegründet; unter den vielen Arbeitern auf dieſem Felde mögen nur Joſ. Hyrtl und Herm. Stan- nius genannt werden. Es fanden aber einzelne Syſteme ebenſo ein- gehende Schilderungen, ſo das Skelet von G. Bakker und beſonders Friedr. Chſtn. Roſenthal (geſt. 1829), das Nervenſyſtem von dem oben genannten Arſaky, von Gottſche, Philipeaux und Vul- pian und Stannius; das Gehörorgan von E. H. Weber. Einen ſechſten Sinn wies Frz. Leydig in den Seitenkanälen nach. Die elektriſchen Fiſche, welche ſchon Al. von Humboldt's Aufmerkſamkeit erregt hatten, unterſuchten Et. Geoffroy, Matteucci, Pacini, Theod. Bilharz und M. S. Schultze. Wie Agaſſiz durch ſein Hauptwerk die Kenntniß der foſſilen Fiſche begründet hatte, ſo gab er auch zuerſt Andeutungen über geographiſche Verbreitung der Fiſche, deren Kenntniß durch zahlreiche fauniſtiſche Beiträge vorbereitet wurde. — Die Amphibien, deren Trennung von den Reptilien ſchon erwähnt wurde, fanden mit letzteren zuſammen eine umfaſſende ſyſtematiſche Bearbeitung durch C. Duméril und G. Bibron (ſpäter von Aug. Duméril, dem Sohne des erſteren). Für die Kenntniß der Anatomie der Amphibien war der Umſtand fördernd, daß der Froſch das phyſio- logiſche Verſuchsthier geworden war, an welchem viele, ſpäter bei andern Thieren der Claſſe nachunterſuchte Einzelnheiten gefunden wurden (er iſt nächſt der Biene das mit der reichſten Litteratur bedachte Thier). Von allgemeiner Bedeutung waren vorzüglich die Unterſuchungen über

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/717>, abgerufen am 22.11.2024.