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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Kenntniß der Wirbelthiere.
das Lymphgefäßsystem, welche in größerer Ausdehnung von M. Rus-
coni
und Bart. Panizza angestellt wurden. Bei Gelegenheit des
von Al. von Humboldt nach Europa gebrachten Axolotl stellte Cuvier
über die "zweifelhaften Reptilien" anatomische Untersuchungen
an, welche
von F. S. Leuckart, dann von Configliachi und Rusconi
für
den Proteus, von Jeffreys Wyman für
Menobranchus, von Luigi
Calori
für den Axolotl, von Rich. Harlan für Amphiuma
und
Menopoma, von van der Hoeven für Cryptobranchus
erweitert
und vervollständigt wurden. Einzelne anatomische Systeme bearbeiteten
R. Owen, H. A. Lambotte, Ch. Morren u. A. ; das auch
systematisch benutzte Verhalten des Gehörorgans untersuchte J. Mül-
ler
; die merkwürdige Entwickelung der Genitalorgane entdeckte Herm.
von Wittich
. Daneben fanden auch einzelne Formen ihre Mono-
graphen, aus deren Zahl Adlf. Fr. Funk über den Salamander (1826)
erwähnt werden mag. Die Veränderung der Körpergestalt während
der Entwickelung hatte schon früh die Aufmerksamkeit auf diese Gruppe
gelenkt; sie wurde mit eingehender Berücksichtigung der Athmungs- und
Kreislaufsorgane von Rusconi, von Siebold, Gasp. Jos. Mar-
tin St. Ange
u. A. verfolgt. Den auffallenden Einfluß äußerer
Bedingungen auf die Entwickelung untersuchte J. Higginbottom.
Auch wurde das Leben der Kröten in dichtem Gestein und künstlichen
Einschließungsmitteln wiederholt geprüft. Die Classification der Am-
phibien war von Cuvier schon im Ganzen richtig angegeben worden;
er theilte sie 1800 in Frösche, Salamander und Sirenen. Dumeril
legte (1806) das Gewicht auf den Schwanz und schied sie in Anuren
und Urodelen. Latreille combinirte beide Weisen und stellt die nach
Dumeril in Anuren und Urodelen getrennten Amphibien mit hinfälligen
Kiemen denen mit bleibenden gegenüber. Joh. Müller bildete (1832)
aus den Coecilien eine Ordnung der Gymnophionen, spaltete die Peren-
nibranchiaten nach dem Fehlen oder Vorhandensein äußerer Kiemen in
Derotremen und Proteiden und erhielt damit fünf Ordnungen. Herm.
Stannius
reducirte diese (1856) auf drei, Urodelen, Batrachier
(d. s. die Anuren) und Gymnophionen (Coecilien) und stellte damit die
Verwandtschaftsverhältnisse wohl am natürlichsten dar; freilich ver-

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Kenntniß der Wirbelthiere.
das Lymphgefäßſyſtem, welche in größerer Ausdehnung von M. Rus-
coni
und Bart. Panizza angeſtellt wurden. Bei Gelegenheit des
von Al. von Humboldt nach Europa gebrachten Axolotl ſtellte Cuvier
über die „zweifelhaften Reptilien“ anatomiſche Unterſuchungen
an, welche
von F. S. Leuckart, dann von Configliachi und Rusconi
für
den Proteus, von Jeffreys Wyman für
Menobranchus, von Luigi
Calori
für den Axolotl, von Rich. Harlan für Amphiuma
und
Menopoma, von van der Hoeven für Cryptobranchus
erweitert
und vervollſtändigt wurden. Einzelne anatomiſche Syſteme bearbeiteten
R. Owen, H. A. Lambotte, Ch. Morren u. A. ; das auch
ſyſtematiſch benutzte Verhalten des Gehörorgans unterſuchte J. Mül-
ler
; die merkwürdige Entwickelung der Genitalorgane entdeckte Herm.
von Wittich
. Daneben fanden auch einzelne Formen ihre Mono-
graphen, aus deren Zahl Adlf. Fr. Funk über den Salamander (1826)
erwähnt werden mag. Die Veränderung der Körpergeſtalt während
der Entwickelung hatte ſchon früh die Aufmerkſamkeit auf dieſe Gruppe
gelenkt; ſie wurde mit eingehender Berückſichtigung der Athmungs- und
Kreislaufsorgane von Rusconi, von Siebold, Gaſp. Joſ. Mar-
tin St. Ange
u. A. verfolgt. Den auffallenden Einfluß äußerer
Bedingungen auf die Entwickelung unterſuchte J. Higginbottom.
Auch wurde das Leben der Kröten in dichtem Geſtein und künſtlichen
Einſchließungsmitteln wiederholt geprüft. Die Claſſification der Am-
phibien war von Cuvier ſchon im Ganzen richtig angegeben worden;
er theilte ſie 1800 in Fröſche, Salamander und Sirenen. Duméril
legte (1806) das Gewicht auf den Schwanz und ſchied ſie in Anuren
und Urodelen. Latreille combinirte beide Weiſen und ſtellt die nach
Duméril in Anuren und Urodelen getrennten Amphibien mit hinfälligen
Kiemen denen mit bleibenden gegenüber. Joh. Müller bildete (1832)
aus den Coecilien eine Ordnung der Gymnophionen, ſpaltete die Peren-
nibranchiaten nach dem Fehlen oder Vorhandenſein äußerer Kiemen in
Derotremen und Proteiden und erhielt damit fünf Ordnungen. Herm.
Stannius
reducirte dieſe (1856) auf drei, Urodelen, Batrachier
(d. ſ. die Anuren) und Gymnophionen (Coecilien) und ſtellte damit die
Verwandtſchaftsverhältniſſe wohl am natürlichſten dar; freilich ver-

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[707/0718] Kenntniß der Wirbelthiere. das Lymphgefäßſyſtem, welche in größerer Ausdehnung von M. Rus- coni und Bart. Panizza angeſtellt wurden. Bei Gelegenheit des von Al. von Humboldt nach Europa gebrachten Axolotl ſtellte Cuvier über die „zweifelhaften Reptilien“ anatomiſche Unterſuchungen an, welche von F. S. Leuckart, dann von Configliachi und Rusconi für den Proteus, von Jeffreys Wyman für Menobranchus, von Luigi Calori für den Axolotl, von Rich. Harlan für Amphiuma und Menopoma, von van der Hoeven für Cryptobranchus erweitert und vervollſtändigt wurden. Einzelne anatomiſche Syſteme bearbeiteten R. Owen, H. A. Lambotte, Ch. Morren u. A. ; das auch ſyſtematiſch benutzte Verhalten des Gehörorgans unterſuchte J. Mül- ler; die merkwürdige Entwickelung der Genitalorgane entdeckte Herm. von Wittich. Daneben fanden auch einzelne Formen ihre Mono- graphen, aus deren Zahl Adlf. Fr. Funk über den Salamander (1826) erwähnt werden mag. Die Veränderung der Körpergeſtalt während der Entwickelung hatte ſchon früh die Aufmerkſamkeit auf dieſe Gruppe gelenkt; ſie wurde mit eingehender Berückſichtigung der Athmungs- und Kreislaufsorgane von Rusconi, von Siebold, Gaſp. Joſ. Mar- tin St. Ange u. A. verfolgt. Den auffallenden Einfluß äußerer Bedingungen auf die Entwickelung unterſuchte J. Higginbottom. Auch wurde das Leben der Kröten in dichtem Geſtein und künſtlichen Einſchließungsmitteln wiederholt geprüft. Die Claſſification der Am- phibien war von Cuvier ſchon im Ganzen richtig angegeben worden; er theilte ſie 1800 in Fröſche, Salamander und Sirenen. Duméril legte (1806) das Gewicht auf den Schwanz und ſchied ſie in Anuren und Urodelen. Latreille combinirte beide Weiſen und ſtellt die nach Duméril in Anuren und Urodelen getrennten Amphibien mit hinfälligen Kiemen denen mit bleibenden gegenüber. Joh. Müller bildete (1832) aus den Coecilien eine Ordnung der Gymnophionen, ſpaltete die Peren- nibranchiaten nach dem Fehlen oder Vorhandenſein äußerer Kiemen in Derotremen und Proteiden und erhielt damit fünf Ordnungen. Herm. Stannius reducirte dieſe (1856) auf drei, Urodelen, Batrachier (d. ſ. die Anuren) und Gymnophionen (Coecilien) und ſtellte damit die Verwandtſchaftsverhältniſſe wohl am natürlichſten dar; freilich ver- 45*

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 707. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/718>, abgerufen am 22.11.2024.