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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Morphologie.
einigte er die Amphibien als Dipnoa mit den monopnoen Reptilien.
Die Kenntniß der fossilen Amphibien haben nächst Cuvier vorzüglich
R. Owen und Chstn. Erich Herm. von Meyer (geb. 1801, gest.
1869) erweitert, den Homo diluvii testis des Scheuchzer hatte schon
Cuvier anatomisch als Salamander nachgewiesen, nachdem bereits Cam-
per
und Kielmeyer seine wahre Natur vermuthet hatten. Die meist mit
den Amphibien gemeinsam behandelten Reptilien wurden allgemein in
die drei zuerst von Brongniart bezeichneten Gruppen der Schildkröten,
Eidechsen und Schlangen eingetheilt. Schon Merrem unterschied in-
dessen 1820 die Crocodile als Gepanzerte von den beschuppten Formen,
von denen die Schlangen nur eine Ordnung bildeten. Auch Wagler
unterschied die Crocodile von den Eidechsen, führte aber daneben noch
die Blindschleiche als Repräsentant einer besonderen Ordnung auf. Nun
hatte schon 1810 C. D. W. Lehmann aus dem Baue dieses Thieres
dessen Sauriernatur erkannt, auch hatten es Blainville und Oppel
zu den Eidechsen gebracht; doch wurde die Frage allgemein erst durch
Joh. Müller's Ausspruch (1832) entschieden. Derselbe erklärte ferner,
die Crocodile für eine selbständige Ordnung betrachten zu müssen. Der
hierdurch eingeführten Theilung der Reptilien in vier Ordnungen hat
auch Stannius eine weitere anatomische Begründung gegeben. Was
die einzelnen Ordnungen betrifft, so haben sich um die Kenntniß der
Schlangen C. Dumeril und Herm. Schlegel63) die größten Ver-
dienste erworben. Neben ihnen ist aus der reichen Zahl anderer For-
scher Harald Othm. Lenz (1799-1870) als treuer Beobachter zu
erwähnen. Die Anatomie derselben förderten Calori, Hyrtl, Du-
meril
, C. Mayer, J. Müller, Owen. Die Saurier, deren
Anatomie werthvolle Beiträge von Rathke und Joh. Gust. Fischer
(geb. 1819, Hamburg) erhielt, erfuhren in ihrer Classification dadurch
eine Modification, daß ihr nicht bloß die Blindschleiche, sondern auch
die Amphisbaenen und Verwandte zugewiesen wurden. J. Müller
hält zwar die Schlangennatur der letztern aufrecht, ebenso van der

63) geb. 1804 in Altenburg. Ursprünglich Gelbgießer wandte er sich in Wien
der Naturgeschichte zu, wurde 1839 Conservator und nach Temminck's Tode 1858
Director des Reichsmuseums in Leyden.

Periode der Morphologie.
einigte er die Amphibien als Dipnoa mit den monopnoen Reptilien.
Die Kenntniß der foſſilen Amphibien haben nächſt Cuvier vorzüglich
R. Owen und Chſtn. Erich Herm. von Meyer (geb. 1801, geſt.
1869) erweitert, den Homo diluvii testis des Scheuchzer hatte ſchon
Cuvier anatomiſch als Salamander nachgewieſen, nachdem bereits Cam-
per
und Kielmeyer ſeine wahre Natur vermuthet hatten. Die meiſt mit
den Amphibien gemeinſam behandelten Reptilien wurden allgemein in
die drei zuerſt von Brongniart bezeichneten Gruppen der Schildkröten,
Eidechſen und Schlangen eingetheilt. Schon Merrem unterſchied in-
deſſen 1820 die Crocodile als Gepanzerte von den beſchuppten Formen,
von denen die Schlangen nur eine Ordnung bildeten. Auch Wagler
unterſchied die Crocodile von den Eidechſen, führte aber daneben noch
die Blindſchleiche als Repräſentant einer beſonderen Ordnung auf. Nun
hatte ſchon 1810 C. D. W. Lehmann aus dem Baue dieſes Thieres
deſſen Sauriernatur erkannt, auch hatten es Blainville und Oppel
zu den Eidechſen gebracht; doch wurde die Frage allgemein erſt durch
Joh. Müller's Ausſpruch (1832) entſchieden. Derſelbe erklärte ferner,
die Crocodile für eine ſelbſtändige Ordnung betrachten zu müſſen. Der
hierdurch eingeführten Theilung der Reptilien in vier Ordnungen hat
auch Stannius eine weitere anatomiſche Begründung gegeben. Was
die einzelnen Ordnungen betrifft, ſo haben ſich um die Kenntniß der
Schlangen C. Duméril und Herm. Schlegel63) die größten Ver-
dienſte erworben. Neben ihnen iſt aus der reichen Zahl anderer For-
ſcher Harald Othm. Lenz (1799-1870) als treuer Beobachter zu
erwähnen. Die Anatomie derſelben förderten Calori, Hyrtl, Du-
méril
, C. Mayer, J. Müller, Owen. Die Saurier, deren
Anatomie werthvolle Beiträge von Rathke und Joh. Guſt. Fiſcher
(geb. 1819, Hamburg) erhielt, erfuhren in ihrer Claſſification dadurch
eine Modification, daß ihr nicht bloß die Blindſchleiche, ſondern auch
die Amphisbaenen und Verwandte zugewieſen wurden. J. Müller
hält zwar die Schlangennatur der letztern aufrecht, ebenſo van der

63) geb. 1804 in Altenburg. Urſprünglich Gelbgießer wandte er ſich in Wien
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[708/0719] Periode der Morphologie. einigte er die Amphibien als Dipnoa mit den monopnoen Reptilien. Die Kenntniß der foſſilen Amphibien haben nächſt Cuvier vorzüglich R. Owen und Chſtn. Erich Herm. von Meyer (geb. 1801, geſt. 1869) erweitert, den Homo diluvii testis des Scheuchzer hatte ſchon Cuvier anatomiſch als Salamander nachgewieſen, nachdem bereits Cam- per und Kielmeyer ſeine wahre Natur vermuthet hatten. Die meiſt mit den Amphibien gemeinſam behandelten Reptilien wurden allgemein in die drei zuerſt von Brongniart bezeichneten Gruppen der Schildkröten, Eidechſen und Schlangen eingetheilt. Schon Merrem unterſchied in- deſſen 1820 die Crocodile als Gepanzerte von den beſchuppten Formen, von denen die Schlangen nur eine Ordnung bildeten. Auch Wagler unterſchied die Crocodile von den Eidechſen, führte aber daneben noch die Blindſchleiche als Repräſentant einer beſonderen Ordnung auf. Nun hatte ſchon 1810 C. D. W. Lehmann aus dem Baue dieſes Thieres deſſen Sauriernatur erkannt, auch hatten es Blainville und Oppel zu den Eidechſen gebracht; doch wurde die Frage allgemein erſt durch Joh. Müller's Ausſpruch (1832) entſchieden. Derſelbe erklärte ferner, die Crocodile für eine ſelbſtändige Ordnung betrachten zu müſſen. Der hierdurch eingeführten Theilung der Reptilien in vier Ordnungen hat auch Stannius eine weitere anatomiſche Begründung gegeben. Was die einzelnen Ordnungen betrifft, ſo haben ſich um die Kenntniß der Schlangen C. Duméril und Herm. Schlegel 63) die größten Ver- dienſte erworben. Neben ihnen iſt aus der reichen Zahl anderer For- ſcher Harald Othm. Lenz (1799-1870) als treuer Beobachter zu erwähnen. Die Anatomie derſelben förderten Calori, Hyrtl, Du- méril, C. Mayer, J. Müller, Owen. Die Saurier, deren Anatomie werthvolle Beiträge von Rathke und Joh. Guſt. Fiſcher (geb. 1819, Hamburg) erhielt, erfuhren in ihrer Claſſification dadurch eine Modification, daß ihr nicht bloß die Blindſchleiche, ſondern auch die Amphisbaenen und Verwandte zugewieſen wurden. J. Müller hält zwar die Schlangennatur der letztern aufrecht, ebenſo van der 63) geb. 1804 in Altenburg. Urſprünglich Gelbgießer wandte er ſich in Wien der Naturgeſchichte zu, wurde 1839 Conſervator und nach Temminck's Tode 1858 Director des Reichsmuſeums in Leyden.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 708. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/719>, abgerufen am 22.11.2024.