Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Historische Zoologie. bearbeitete Georg Phil. Friedr. Groshans (1839 und 1843), wäh-rend W. C. Hurry einzelne von Herodot erwähnte Thiere behandelte. Die zoologischen Angaben des Plinius fanden nur (bis auf Vögel) in Bezug auf die skythischen Thiere durch Bl. Merrem eine sachkundige Erörterung. Dagegen wurde die Aristotelische Zoologie eingehend und vielseitig besprochen. Außer den schon oben angezogenen Schriften von J. B. Meyer und G. H. Lewes ist hier zunächst die Thatsache hervor- zuheben, daß die zoologischen Schriften des Stagiriten Bearbeitungen von fachmännischer Hand erfuhren. So gaben Al. von Frantzius die Schrift über die Theile der Thiere, Aubert und Wimmer die über Zeugung und Entwickelung (beide später auch die Thiergeschichten, welche schon von Strack übersetzt worden waren) heraus. A. F. A. Wiegmann und Ludw. Sonnenburg klärten einzelne Stellen auf und berichtigten frühere falsche Auslegungen. Es wurden aber auch einzelne Thiere oder Thiergruppen behandelt. Herm. Joh. von Köhler (geb. 1792, bis 1850 Docent in Dorpat) schrieb über die Cephalopo- den des Aristoteles (1821), E. Eichwald über dessen Selachier (1819). J. Müller regte nicht bloß direct oder indirect die erwähnten neuern Ausgaben an, sondern sammelte auch selbst die Angaben älterer Schrift- steller über die Laute bei Fischen und bezeichnete die Haiart, von deren eigenthümlicher Entwickelung mit Placenta bereits Aristoteles treffende, vor Müller aber nicht wieder bestätigte Angaben gemacht hatte. End- lich erörterte Heinr. Ludw. Jul. Billerbeck die Aristotelischen (und Plinianischen) Vögel in eingehender Weise. Die Continuität der Be- kanntschaft mit den Thieren vom Alterthum an bis in die Neuzeit ist leider durch das Geschick, welches die Schriften der classischen Schriftsteller betroffen hat, vielfach unterbrochen. Da nun aber außer- dem im frühen Mittelalter manche andere Quelle zu fließen begann, aus welcher dann unter gleichzeitiger Wiederbenutzung jener die Ver- fasser der Hauptwerke dieser Zeit mittelbar oder unmittelbar schöpfen mußten, so ist auch eine Untersuchung über die Thiere der vorzüglichsten Schriftsteller des zwölften bis vierzehnten Jahrhunderts von großer Bedeutung. Hier ist aber bis jetzt nur wenig geschehen. Eingehend hat zwar Carl Jessen auf Albertus Magnus und den bedenklichen Hiſtoriſche Zoologie. bearbeitete Georg Phil. Friedr. Groshans (1839 und 1843), wäh-rend W. C. Hurry einzelne von Herodot erwähnte Thiere behandelte. Die zoologiſchen Angaben des Plinius fanden nur (bis auf Vögel) in Bezug auf die ſkythiſchen Thiere durch Bl. Merrem eine ſachkundige Erörterung. Dagegen wurde die Ariſtoteliſche Zoologie eingehend und vielſeitig beſprochen. Außer den ſchon oben angezogenen Schriften von J. B. Meyer und G. H. Lewes iſt hier zunächſt die Thatſache hervor- zuheben, daß die zoologiſchen Schriften des Stagiriten Bearbeitungen von fachmänniſcher Hand erfuhren. So gaben Al. von Frantzius die Schrift über die Theile der Thiere, Aubert und Wimmer die über Zeugung und Entwickelung (beide ſpäter auch die Thiergeſchichten, welche ſchon von Strack überſetzt worden waren) heraus. A. F. A. Wiegmann und Ludw. Sonnenburg klärten einzelne Stellen auf und berichtigten frühere falſche Auslegungen. Es wurden aber auch einzelne Thiere oder Thiergruppen behandelt. Herm. Joh. von Köhler (geb. 1792, bis 1850 Docent in Dorpat) ſchrieb über die Cephalopo- den des Ariſtoteles (1821), E. Eichwald über deſſen Selachier (1819). J. Müller regte nicht bloß direct oder indirect die erwähnten neuern Ausgaben an, ſondern ſammelte auch ſelbſt die Angaben älterer Schrift- ſteller über die Laute bei Fiſchen und bezeichnete die Haiart, von deren eigenthümlicher Entwickelung mit Placenta bereits Ariſtoteles treffende, vor Müller aber nicht wieder beſtätigte Angaben gemacht hatte. End- lich erörterte Heinr. Ludw. Jul. Billerbeck die Ariſtoteliſchen (und Plinianiſchen) Vögel in eingehender Weiſe. Die Continuität der Be- kanntſchaft mit den Thieren vom Alterthum an bis in die Neuzeit iſt leider durch das Geſchick, welches die Schriften der claſſiſchen Schriftſteller betroffen hat, vielfach unterbrochen. Da nun aber außer- dem im frühen Mittelalter manche andere Quelle zu fließen begann, aus welcher dann unter gleichzeitiger Wiederbenutzung jener die Ver- faſſer der Hauptwerke dieſer Zeit mittelbar oder unmittelbar ſchöpfen mußten, ſo iſt auch eine Unterſuchung über die Thiere der vorzüglichſten Schriftſteller des zwölften bis vierzehnten Jahrhunderts von großer Bedeutung. Hier iſt aber bis jetzt nur wenig geſchehen. Eingehend hat zwar Carl Jeſſen auf Albertus Magnus und den bedenklichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0730" n="719"/><fw place="top" type="header">Hiſtoriſche Zoologie.</fw><lb/> bearbeitete <persName ref="http://d-nb.info/gnd/179898825">Georg Phil. Friedr. <hi rendition="#g">Groshans</hi></persName> (1839 und 1843), wäh-<lb/> rend <persName ref="nognd">W. C. <hi rendition="#g">Hurry</hi></persName> einzelne von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118549855">Herodot</persName> erwähnte Thiere behandelte.<lb/> Die zoologiſchen Angaben des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118595083">Plinius</persName> fanden nur (bis auf Vögel) in<lb/> Bezug auf die ſkythiſchen Thiere durch <persName ref="http://d-nb.info/gnd/116904496">Bl. <hi rendition="#g">Merrem</hi></persName> eine ſachkundige<lb/> Erörterung. Dagegen wurde die Ariſtoteliſche Zoologie eingehend und<lb/> vielſeitig beſprochen. Außer den ſchon oben angezogenen Schriften von<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/117562408">J. B. Meyer</persName> und <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118779788">G. H. Lewes</persName> iſt hier zunächſt die Thatſache hervor-<lb/> zuheben, daß die zoologiſchen Schriften des Stagiriten Bearbeitungen<lb/> von fachmänniſcher Hand erfuhren. So gaben <persName ref="http://d-nb.info/gnd/10311758X">Al. von <hi rendition="#g">Frantzius</hi></persName><lb/> die Schrift über die Theile der Thiere, <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116376503">Aubert</persName></hi> und <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/117398187">Wimmer</persName></hi> die<lb/> über Zeugung und Entwickelung (beide ſpäter auch die Thiergeſchichten,<lb/> welche ſchon von <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/11730526X">Strack</persName></hi> überſetzt worden waren) heraus. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117361291">A. F. A.<lb/><hi rendition="#g">Wiegmann</hi></persName> und <persName ref="http://d-nb.info/gnd/1015247687">Ludw. <hi rendition="#g">Sonnenburg</hi></persName> klärten einzelne Stellen auf<lb/> und berichtigten frühere falſche Auslegungen. Es wurden aber auch<lb/> einzelne Thiere oder Thiergruppen behandelt. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/116276568">Herm. Joh. von <hi rendition="#g">Köhler</hi></persName><lb/> (geb. 1792, bis 1850 Docent in Dorpat) ſchrieb über die Cephalopo-<lb/> den des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118650130">Ariſtoteles</persName> (1821), <persName ref="http://d-nb.info/gnd/116418273">E. <hi rendition="#g">Eichwald</hi></persName> über deſſen Selachier (1819).<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118585053">J. <hi rendition="#g">Müller</hi></persName> regte nicht bloß direct oder indirect die erwähnten neuern<lb/> Ausgaben an, ſondern ſammelte auch ſelbſt die Angaben älterer Schrift-<lb/> ſteller über die Laute bei Fiſchen und bezeichnete die Haiart, von deren<lb/> eigenthümlicher Entwickelung mit Placenta bereits <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118650130">Ariſtoteles</persName> treffende,<lb/> vor <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118585053">Müller</persName> aber nicht wieder beſtätigte Angaben gemacht hatte. End-<lb/> lich erörterte <persName ref="http://d-nb.info/gnd/116180986">Heinr. Ludw. Jul. <hi rendition="#g">Billerbeck</hi></persName> die Ariſtoteliſchen (und<lb/> Plinianiſchen) Vögel in eingehender Weiſe. Die Continuität der Be-<lb/> kanntſchaft mit den Thieren vom Alterthum an bis in die Neuzeit iſt<lb/> leider durch das Geſchick, welches die Schriften der claſſiſchen<lb/> Schriftſteller betroffen hat, vielfach unterbrochen. Da nun aber außer-<lb/> dem im frühen Mittelalter manche andere Quelle zu fließen begann,<lb/> aus welcher dann unter gleichzeitiger Wiederbenutzung jener die Ver-<lb/> faſſer der Hauptwerke dieſer Zeit mittelbar oder unmittelbar ſchöpfen<lb/> mußten, ſo iſt auch eine Unterſuchung über die Thiere der vorzüglichſten<lb/> Schriftſteller des zwölften bis vierzehnten Jahrhunderts von großer<lb/> Bedeutung. Hier iſt aber bis jetzt nur wenig geſchehen. Eingehend<lb/> hat zwar <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117123242">Carl <hi rendition="#g">Jeſſen</hi></persName> auf <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118637649">Albertus</persName> Magnus und den bedenklichen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [719/0730]
Hiſtoriſche Zoologie.
bearbeitete Georg Phil. Friedr. Groshans (1839 und 1843), wäh-
rend W. C. Hurry einzelne von Herodot erwähnte Thiere behandelte.
Die zoologiſchen Angaben des Plinius fanden nur (bis auf Vögel) in
Bezug auf die ſkythiſchen Thiere durch Bl. Merrem eine ſachkundige
Erörterung. Dagegen wurde die Ariſtoteliſche Zoologie eingehend und
vielſeitig beſprochen. Außer den ſchon oben angezogenen Schriften von
J. B. Meyer und G. H. Lewes iſt hier zunächſt die Thatſache hervor-
zuheben, daß die zoologiſchen Schriften des Stagiriten Bearbeitungen
von fachmänniſcher Hand erfuhren. So gaben Al. von Frantzius
die Schrift über die Theile der Thiere, Aubert und Wimmer die
über Zeugung und Entwickelung (beide ſpäter auch die Thiergeſchichten,
welche ſchon von Strack überſetzt worden waren) heraus. A. F. A.
Wiegmann und Ludw. Sonnenburg klärten einzelne Stellen auf
und berichtigten frühere falſche Auslegungen. Es wurden aber auch
einzelne Thiere oder Thiergruppen behandelt. Herm. Joh. von Köhler
(geb. 1792, bis 1850 Docent in Dorpat) ſchrieb über die Cephalopo-
den des Ariſtoteles (1821), E. Eichwald über deſſen Selachier (1819).
J. Müller regte nicht bloß direct oder indirect die erwähnten neuern
Ausgaben an, ſondern ſammelte auch ſelbſt die Angaben älterer Schrift-
ſteller über die Laute bei Fiſchen und bezeichnete die Haiart, von deren
eigenthümlicher Entwickelung mit Placenta bereits Ariſtoteles treffende,
vor Müller aber nicht wieder beſtätigte Angaben gemacht hatte. End-
lich erörterte Heinr. Ludw. Jul. Billerbeck die Ariſtoteliſchen (und
Plinianiſchen) Vögel in eingehender Weiſe. Die Continuität der Be-
kanntſchaft mit den Thieren vom Alterthum an bis in die Neuzeit iſt
leider durch das Geſchick, welches die Schriften der claſſiſchen
Schriftſteller betroffen hat, vielfach unterbrochen. Da nun aber außer-
dem im frühen Mittelalter manche andere Quelle zu fließen begann,
aus welcher dann unter gleichzeitiger Wiederbenutzung jener die Ver-
faſſer der Hauptwerke dieſer Zeit mittelbar oder unmittelbar ſchöpfen
mußten, ſo iſt auch eine Unterſuchung über die Thiere der vorzüglichſten
Schriftſteller des zwölften bis vierzehnten Jahrhunderts von großer
Bedeutung. Hier iſt aber bis jetzt nur wenig geſchehen. Eingehend
hat zwar Carl Jeſſen auf Albertus Magnus und den bedenklichen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |