Familienleben. Und so konnte das reichste Gemüt, das je gelebt, sich ganz in sich selbst versenken, in den Tiefen des eigenen Innern allein Nahrung suchen. "Selig sind, die da geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihr." Vielleicht war es nur in dieser öden Um- gebung möglich, jene "Umkehr" des Willens als Vorstufe zu einem neuen Menschheitsideal zu entdecken; nur dort wo der "Gott der Heerscharen" erbarmungslos herrschte, möglich, die himmlische Ahnung zur Gewissheit zu erheben: "Gott ist die Liebe".
In diesem Zusammenhang ist jedoch Folgendes das wichtigste.
Die besondere Geistesanlage der Juden, ihre durch die tyrannische Vorherrschaft des Willens herbeigeführte Phantasielosigkeit, hatte sie zu einem sehr eigentümlichen abstrakten Materialismus geführt. Den Juden, als Materialisten, lag, wie allen Semiten, der krasse Götzen- dienst am nächsten; immer wieder sehen wir sie sich Bildnisse schaffen und anbetend vor ihnen niederfallen; der jahrhundertelang währende moralische Kampf, den ihre grossen Männer hiergegen führten, ist ein Heldenblatt in der Geschichte der menschlichen Willensmacht. Der phantasielose Wille schoss jedoch, wie bei ihm üblich, weit über das Ziel hinaus; jedes Bildniss, ja häufig alles, was überhaupt "der Hände Werk" ist, birgt für die alttestamentlichen Juden die Gefahr, ein an- gebetetes Götzenbild zu werden. Nicht einmal die Münzen dürfen einen menschlichen Kopf oder eine allegorische Figur, nicht einmal die Fahnen ein Emblem tragen. Alle Nichtjuden sind denn auch für die Juden "Götzenanbeter". Und daraus wieder hat sich, nebenbei gesagt, eine christliche Konfusion hergeleitet, die bis in die letzten Jahre unseres Säculums reichte und auch jetzt nur für die Wissenschaft, noch nicht für die Masse der Gebildeten aufgeklärt ist. In Wahrheit nämlich sind die Semiten wahrscheinlich die einzigen Menschen auf der ganzen Erde, die überhaupt jemals echte Götzenanbeter waren und sein konnten. In keinem Zweig der indoeuropäischen Familie hat es zu irgend einer Zeit Götzendienst gegeben. Die unverfälschten arischen Inder, wie auch die Eranier, hatten niemals weder Bild noch Tempel, sie wären unfähig gewesen, den krass-materialistischen Nieder- schlag aus dem semitischen Götzenglauben in der jüdischen Bundeslade mit ihren ägyptischen Sphinxen überhaupt zu begreifen; weder die Ger- manen, noch die Kelten, noch die Slaven beteten Bilder an; und wo lebte der hellenische Zeus? wo die Athene? in den Gedichten, in der Phantasie, oben auf dem wolkenumflossenen Olymp; doch nie und nimmer in diesem und jenem Tempel. Dem Gotte zu Ehren
Das Erbe der alten Welt.
Familienleben. Und so konnte das reichste Gemüt, das je gelebt, sich ganz in sich selbst versenken, in den Tiefen des eigenen Innern allein Nahrung suchen. »Selig sind, die da geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihr.« Vielleicht war es nur in dieser öden Um- gebung möglich, jene »Umkehr« des Willens als Vorstufe zu einem neuen Menschheitsideal zu entdecken; nur dort wo der »Gott der Heerscharen« erbarmungslos herrschte, möglich, die himmlische Ahnung zur Gewissheit zu erheben: »Gott ist die Liebe«.
In diesem Zusammenhang ist jedoch Folgendes das wichtigste.
Die besondere Geistesanlage der Juden, ihre durch die tyrannische Vorherrschaft des Willens herbeigeführte Phantasielosigkeit, hatte sie zu einem sehr eigentümlichen abstrakten Materialismus geführt. Den Juden, als Materialisten, lag, wie allen Semiten, der krasse Götzen- dienst am nächsten; immer wieder sehen wir sie sich Bildnisse schaffen und anbetend vor ihnen niederfallen; der jahrhundertelang währende moralische Kampf, den ihre grossen Männer hiergegen führten, ist ein Heldenblatt in der Geschichte der menschlichen Willensmacht. Der phantasielose Wille schoss jedoch, wie bei ihm üblich, weit über das Ziel hinaus; jedes Bildniss, ja häufig alles, was überhaupt »der Hände Werk« ist, birgt für die alttestamentlichen Juden die Gefahr, ein an- gebetetes Götzenbild zu werden. Nicht einmal die Münzen dürfen einen menschlichen Kopf oder eine allegorische Figur, nicht einmal die Fahnen ein Emblem tragen. Alle Nichtjuden sind denn auch für die Juden »Götzenanbeter«. Und daraus wieder hat sich, nebenbei gesagt, eine christliche Konfusion hergeleitet, die bis in die letzten Jahre unseres Säculums reichte und auch jetzt nur für die Wissenschaft, noch nicht für die Masse der Gebildeten aufgeklärt ist. In Wahrheit nämlich sind die Semiten wahrscheinlich die einzigen Menschen auf der ganzen Erde, die überhaupt jemals echte Götzenanbeter waren und sein konnten. In keinem Zweig der indoeuropäischen Familie hat es zu irgend einer Zeit Götzendienst gegeben. Die unverfälschten arischen Inder, wie auch die Eranier, hatten niemals weder Bild noch Tempel, sie wären unfähig gewesen, den krass-materialistischen Nieder- schlag aus dem semitischen Götzenglauben in der jüdischen Bundeslade mit ihren ägyptischen Sphinxen überhaupt zu begreifen; weder die Ger- manen, noch die Kelten, noch die Slaven beteten Bilder an; und wo lebte der hellenische Zeus? wo die Athene? in den Gedichten, in der Phantasie, oben auf dem wolkenumflossenen Olymp; doch nie und nimmer in diesem und jenem Tempel. Dem Gotte zu Ehren
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0253"n="230"/><fwplace="top"type="header">Das Erbe der alten Welt.</fw><lb/>
Familienleben. Und so konnte das reichste Gemüt, das je gelebt,<lb/>
sich ganz in sich selbst versenken, in den Tiefen des eigenen Innern<lb/>
allein Nahrung suchen. »Selig sind, die da geistlich arm sind, denn<lb/>
das Himmelreich ist ihr.« Vielleicht war es nur in dieser öden Um-<lb/>
gebung möglich, jene »Umkehr« des Willens als Vorstufe zu einem<lb/>
neuen Menschheitsideal zu entdecken; nur dort wo der »Gott der<lb/>
Heerscharen« erbarmungslos herrschte, möglich, die himmlische Ahnung<lb/>
zur Gewissheit zu erheben: »Gott ist die Liebe«.</p><lb/><p>In diesem Zusammenhang ist jedoch Folgendes das wichtigste.</p><lb/><p>Die besondere Geistesanlage der Juden, ihre durch die tyrannische<lb/>
Vorherrschaft des Willens herbeigeführte Phantasielosigkeit, hatte sie<lb/>
zu einem sehr eigentümlichen <hirendition="#g">abstrakten Materialismus</hi> geführt.<lb/>
Den Juden, als Materialisten, lag, wie allen Semiten, der krasse Götzen-<lb/>
dienst am nächsten; immer wieder sehen wir sie sich Bildnisse schaffen<lb/>
und anbetend vor ihnen niederfallen; der jahrhundertelang währende<lb/>
moralische Kampf, den ihre grossen Männer hiergegen führten, ist ein<lb/>
Heldenblatt in der Geschichte der menschlichen Willensmacht. Der<lb/>
phantasielose Wille schoss jedoch, wie bei ihm üblich, weit über das<lb/>
Ziel hinaus; jedes Bildniss, ja häufig alles, was überhaupt »der Hände<lb/>
Werk« ist, birgt für die alttestamentlichen Juden die Gefahr, ein an-<lb/>
gebetetes Götzenbild zu werden. Nicht einmal die Münzen dürfen<lb/>
einen menschlichen Kopf oder eine allegorische Figur, nicht einmal<lb/>
die Fahnen ein Emblem tragen. Alle Nichtjuden sind denn auch für<lb/>
die Juden »Götzenanbeter«. Und daraus wieder hat sich, nebenbei<lb/>
gesagt, eine christliche Konfusion hergeleitet, die bis in die letzten<lb/>
Jahre unseres Säculums reichte und auch jetzt nur für die Wissenschaft,<lb/>
noch nicht für die Masse der Gebildeten aufgeklärt ist. In Wahrheit<lb/>
nämlich sind die Semiten wahrscheinlich die einzigen Menschen auf<lb/>
der ganzen Erde, die überhaupt jemals echte Götzenanbeter waren<lb/>
und sein konnten. In keinem Zweig der indoeuropäischen Familie<lb/>
hat es zu irgend einer Zeit Götzendienst gegeben. Die unverfälschten<lb/>
arischen Inder, wie auch die Eranier, hatten niemals weder Bild noch<lb/>
Tempel, sie wären unfähig gewesen, den krass-materialistischen Nieder-<lb/>
schlag aus dem semitischen Götzenglauben in der jüdischen Bundeslade mit<lb/>
ihren ägyptischen Sphinxen überhaupt zu begreifen; weder die Ger-<lb/>
manen, noch die Kelten, noch die Slaven beteten Bilder an; und wo<lb/>
lebte der hellenische Zeus? wo die Athene? in den Gedichten, in<lb/>
der Phantasie, oben auf dem wolkenumflossenen Olymp; doch nie<lb/>
und nimmer in diesem und jenem Tempel. Dem Gotte zu <hirendition="#g">Ehren</hi><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[230/0253]
Das Erbe der alten Welt.
Familienleben. Und so konnte das reichste Gemüt, das je gelebt,
sich ganz in sich selbst versenken, in den Tiefen des eigenen Innern
allein Nahrung suchen. »Selig sind, die da geistlich arm sind, denn
das Himmelreich ist ihr.« Vielleicht war es nur in dieser öden Um-
gebung möglich, jene »Umkehr« des Willens als Vorstufe zu einem
neuen Menschheitsideal zu entdecken; nur dort wo der »Gott der
Heerscharen« erbarmungslos herrschte, möglich, die himmlische Ahnung
zur Gewissheit zu erheben: »Gott ist die Liebe«.
In diesem Zusammenhang ist jedoch Folgendes das wichtigste.
Die besondere Geistesanlage der Juden, ihre durch die tyrannische
Vorherrschaft des Willens herbeigeführte Phantasielosigkeit, hatte sie
zu einem sehr eigentümlichen abstrakten Materialismus geführt.
Den Juden, als Materialisten, lag, wie allen Semiten, der krasse Götzen-
dienst am nächsten; immer wieder sehen wir sie sich Bildnisse schaffen
und anbetend vor ihnen niederfallen; der jahrhundertelang währende
moralische Kampf, den ihre grossen Männer hiergegen führten, ist ein
Heldenblatt in der Geschichte der menschlichen Willensmacht. Der
phantasielose Wille schoss jedoch, wie bei ihm üblich, weit über das
Ziel hinaus; jedes Bildniss, ja häufig alles, was überhaupt »der Hände
Werk« ist, birgt für die alttestamentlichen Juden die Gefahr, ein an-
gebetetes Götzenbild zu werden. Nicht einmal die Münzen dürfen
einen menschlichen Kopf oder eine allegorische Figur, nicht einmal
die Fahnen ein Emblem tragen. Alle Nichtjuden sind denn auch für
die Juden »Götzenanbeter«. Und daraus wieder hat sich, nebenbei
gesagt, eine christliche Konfusion hergeleitet, die bis in die letzten
Jahre unseres Säculums reichte und auch jetzt nur für die Wissenschaft,
noch nicht für die Masse der Gebildeten aufgeklärt ist. In Wahrheit
nämlich sind die Semiten wahrscheinlich die einzigen Menschen auf
der ganzen Erde, die überhaupt jemals echte Götzenanbeter waren
und sein konnten. In keinem Zweig der indoeuropäischen Familie
hat es zu irgend einer Zeit Götzendienst gegeben. Die unverfälschten
arischen Inder, wie auch die Eranier, hatten niemals weder Bild noch
Tempel, sie wären unfähig gewesen, den krass-materialistischen Nieder-
schlag aus dem semitischen Götzenglauben in der jüdischen Bundeslade mit
ihren ägyptischen Sphinxen überhaupt zu begreifen; weder die Ger-
manen, noch die Kelten, noch die Slaven beteten Bilder an; und wo
lebte der hellenische Zeus? wo die Athene? in den Gedichten, in
der Phantasie, oben auf dem wolkenumflossenen Olymp; doch nie
und nimmer in diesem und jenem Tempel. Dem Gotte zu Ehren
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamberlain_grundlagen01_1899/253>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.