Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899.Das Völkerchaos. ener starken Rasse, die Roms Grösse gemacht hatte; zwar kannich es nicht beweisen, denn in jener chaotischen Zeit weiss die Ge- schichte von keinem bedeutenden Manne genau anzugeben, woher er stammte; es kann aber auch Niemand das Gegenteil beweisen und so muss es seine Persönlichkeit entscheiden. Ausserdem darf nicht übersehen werden, dass, wenn die planlose Vermischung nicht ganz wild vor sich geht, die Eigenschaften einer prädominierenden Rasse noch während Generationen vorhalten, wenn auch noch so geschwächt, und dass sie in einzelnen Individuen atavistisch von Neuem aufflammen können. Dafür bietet die Tierzüchtung experimentelle Beweise in Hülle und Fülle. Man nehme ein Stück Papier und zeichne sich einen Stammbaum; man wird sehen, dass, wenn man nur vier Generationen zurücksteigt, ein Individuum schon dreissig Voreltern zählt, dreissig Menschen, deren Blut in seinen Adern fliesst. Nimmt man nun zwei Rassen, A und B, an, so wird eine solche Tafel deutlich machen, wie verschiedengradige Bastardierung bei einer Völkermischung vor- kommen muss, von dem direkt aus A und B zusammengesetzten Voll- bastard, bis zu dem Individuum, bei welchem nur einer der sechzehn Urahnen ein Bastard war u. s. w. Ausserdem entstehen gerade durch Kreuzung, wie es die Erfahrung täglich lehrt, häufig ungewöhnlich schöne und begabte Menschen; es kommt aber, wie ich gezeigt habe, nicht allein auf das Individuum an, sondern auf dessen Verhältnis zu anderen Individuen, zu einem einheitlichen Komplex; kommt dieser einzelne Bastard in eine bestimmte Rassenumgebung hinein, so kann er sehr auffrischend auf sie wirken, gerät er in einen Menschenhaufen, so ist er, wie Lucian, ein Span unter Spänen, nicht ein Zweig an einem lebendigen Baume. Auch die unermessliche Macht der Ideen muss in Anschlag gebracht werden. Zwar werden sie von unechten Erben missdeutet, misshandelt, missbraucht -- wie wir das beim pseudorömischen Recht und bei der platonischen Philosophie sahen -- doch wirken sie gestaltend weiter. Was hielt denn diese Völkeragglomeration noch zusammen bis zur erlösenden Ankunft des starken Dietrich von Bern, wenn nicht die Agonie des alten, echten Imperiumgedankens? Woraus schöpften jene Menschen des Völker- chaos Gedanken und Religion? Aus sich selbst nicht, nur von Juden und Hellenen. Und so war denn alles Bindende, Leben Erhaltende, der Erbschaft grosser Rassen entnommen. -- Man nehme irgend einen der Grössten aus dem Völkerschaos, z. B. den ehrwürdigen, durch Temperament und Gaben gleich ausgezeichneten Augustinus. Um ohne Chamberlain, Grundlagen des XIX. Jahrhunderts. 20
Das Völkerchaos. ener starken Rasse, die Roms Grösse gemacht hatte; zwar kannich es nicht beweisen, denn in jener chaotischen Zeit weiss die Ge- schichte von keinem bedeutenden Manne genau anzugeben, woher er stammte; es kann aber auch Niemand das Gegenteil beweisen und so muss es seine Persönlichkeit entscheiden. Ausserdem darf nicht übersehen werden, dass, wenn die planlose Vermischung nicht ganz wild vor sich geht, die Eigenschaften einer prädominierenden Rasse noch während Generationen vorhalten, wenn auch noch so geschwächt, und dass sie in einzelnen Individuen atavistisch von Neuem aufflammen können. Dafür bietet die Tierzüchtung experimentelle Beweise in Hülle und Fülle. Man nehme ein Stück Papier und zeichne sich einen Stammbaum; man wird sehen, dass, wenn man nur vier Generationen zurücksteigt, ein Individuum schon dreissig Voreltern zählt, dreissig Menschen, deren Blut in seinen Adern fliesst. Nimmt man nun zwei Rassen, A und B, an, so wird eine solche Tafel deutlich machen, wie verschiedengradige Bastardierung bei einer Völkermischung vor- kommen muss, von dem direkt aus A und B zusammengesetzten Voll- bastard, bis zu dem Individuum, bei welchem nur einer der sechzehn Urahnen ein Bastard war u. s. w. Ausserdem entstehen gerade durch Kreuzung, wie es die Erfahrung täglich lehrt, häufig ungewöhnlich schöne und begabte Menschen; es kommt aber, wie ich gezeigt habe, nicht allein auf das Individuum an, sondern auf dessen Verhältnis zu anderen Individuen, zu einem einheitlichen Komplex; kommt dieser einzelne Bastard in eine bestimmte Rassenumgebung hinein, so kann er sehr auffrischend auf sie wirken, gerät er in einen Menschenhaufen, so ist er, wie Lucian, ein Span unter Spänen, nicht ein Zweig an einem lebendigen Baume. Auch die unermessliche Macht der Ideen muss in Anschlag gebracht werden. Zwar werden sie von unechten Erben missdeutet, misshandelt, missbraucht — wie wir das beim pseudorömischen Recht und bei der platonischen Philosophie sahen — doch wirken sie gestaltend weiter. Was hielt denn diese Völkeragglomeration noch zusammen bis zur erlösenden Ankunft des starken Dietrich von Bern, wenn nicht die Agonie des alten, echten Imperiumgedankens? Woraus schöpften jene Menschen des Völker- chaos Gedanken und Religion? Aus sich selbst nicht, nur von Juden und Hellenen. Und so war denn alles Bindende, Leben Erhaltende, der Erbschaft grosser Rassen entnommen. — Man nehme irgend einen der Grössten aus dem Völkerschaos, z. B. den ehrwürdigen, durch Temperament und Gaben gleich ausgezeichneten Augustinus. Um ohne Chamberlain, Grundlagen des XIX. Jahrhunderts. 20
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Das Völkerchaos.
ener starken Rasse, die Roms Grösse gemacht hatte; zwar kann
ich es nicht beweisen, denn in jener chaotischen Zeit weiss die Ge-
schichte von keinem bedeutenden Manne genau anzugeben, woher er
stammte; es kann aber auch Niemand das Gegenteil beweisen und
so muss es seine Persönlichkeit entscheiden. Ausserdem darf nicht
übersehen werden, dass, wenn die planlose Vermischung nicht ganz
wild vor sich geht, die Eigenschaften einer prädominierenden Rasse
noch während Generationen vorhalten, wenn auch noch so geschwächt,
und dass sie in einzelnen Individuen atavistisch von Neuem aufflammen
können. Dafür bietet die Tierzüchtung experimentelle Beweise in
Hülle und Fülle. Man nehme ein Stück Papier und zeichne sich einen
Stammbaum; man wird sehen, dass, wenn man nur vier Generationen
zurücksteigt, ein Individuum schon dreissig Voreltern zählt, dreissig
Menschen, deren Blut in seinen Adern fliesst. Nimmt man nun zwei
Rassen, A und B, an, so wird eine solche Tafel deutlich machen,
wie verschiedengradige Bastardierung bei einer Völkermischung vor-
kommen muss, von dem direkt aus A und B zusammengesetzten Voll-
bastard, bis zu dem Individuum, bei welchem nur einer der sechzehn
Urahnen ein Bastard war u. s. w. Ausserdem entstehen gerade durch
Kreuzung, wie es die Erfahrung täglich lehrt, häufig ungewöhnlich
schöne und begabte Menschen; es kommt aber, wie ich gezeigt habe,
nicht allein auf das Individuum an, sondern auf dessen Verhältnis zu
anderen Individuen, zu einem einheitlichen Komplex; kommt dieser
einzelne Bastard in eine bestimmte Rassenumgebung hinein, so kann
er sehr auffrischend auf sie wirken, gerät er in einen Menschenhaufen,
so ist er, wie Lucian, ein Span unter Spänen, nicht ein Zweig
an einem lebendigen Baume. Auch die unermessliche Macht der
Ideen muss in Anschlag gebracht werden. Zwar werden sie von
unechten Erben missdeutet, misshandelt, missbraucht — wie wir das
beim pseudorömischen Recht und bei der platonischen Philosophie
sahen — doch wirken sie gestaltend weiter. Was hielt denn diese
Völkeragglomeration noch zusammen bis zur erlösenden Ankunft des
starken Dietrich von Bern, wenn nicht die Agonie des alten, echten
Imperiumgedankens? Woraus schöpften jene Menschen des Völker-
chaos Gedanken und Religion? Aus sich selbst nicht, nur von Juden
und Hellenen. Und so war denn alles Bindende, Leben Erhaltende,
der Erbschaft grosser Rassen entnommen. — Man nehme irgend einen
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