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Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899.

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Die Erben.
Fürsten
und Adel.

Andererseits ist es sicher und muss wohl beachtet werden, dass
wenn die Juden die Verantwortung für manche grauenhafte historische
Entwickelung, für den Verfall mancher heldenmütiger, kraftstrotzender
Völker trifft, diese Verantwortung noch schwerer auf den Häuptern
jener Europäer lastet, welche die zersetzende Thätigkeit der Juden aus
den schnödesten Gründen stets ermutigt, beschützt, gefördert haben,
und das sind in erster Reihe die Fürsten und der Adel -- und zwar
von dem ersten Säculum unserer Zeitrechnung an bis zum heutigen
Tage. Man schlage die Geschichte welches europäischen Volkes man
will, auf; überall wird man, sobald die Juden zahlreich sind und sich
"zu fühlen" beginnen, bittere Klagen aus dem Volk, aus dem Kauf-
mannsstand, aus den Kreisen der Gelehrten und der dichterischen
Seher gegen sie erheben hören, und immer und überall sind es die
Fürsten und der Adel, welche sie beschützen: die Fürsten, weil sie
Geld zu ihren Kriegen brauchen, der Adel, weil er leichtsinnig lebt.
Von Wilhelm dem Eroberer erzählt z. B. Edmund Burke1), dass, da
die Einkommen aus "talliage" und aus allerhand anderen drückenden

Jude einen feierlichen Dank zu Gott emporsendet für einen gelungenen Betrug;
die beissendste Satire auf das Judentum, die es überhaupt giebt, ist ohne Frage die
Schrift Un Chretien contre six Juifs. Und doch haftete allen diesen Äusserungen
eine gewisse Reserve an, da sie für die Veröffentlichung bestimmt waren; wogegen
Voltaire in einem Brief an den Chevalier de Lisle vom 15. Dezember 1773 (also an
seinem Lebensende, nicht in der Hitze der Jugend) seine Meinung ohne Zurück-
haltung aussprechen durfte: "Que ces deprepuces d'Israel se disent de la tribu de
Nephthali ou d'Issachar, cela est fort peu important; ils n'en sont pas moins les plus
grands gueux qui aient jamais souille la face du globe
". -- Man sieht, der feurige
Franzose urteilt über die Juden wie nur irgend ein fanatischer Bischof; er unter-
scheidet sich höchstens durch den Zusatz, den er hin und wieder seinen heftigsten
Ausfällen anhängt: "Il ne faut pourtant pas les brauler". Ein fernerer Unterschied
liegt in der Thatsache, dass es ein humaner, toleranter und gelehrter Mann ist,
der dieses überaus scharfe Urteil fällt. Doch wie erklärt man das Vorhandensein
einer so erbarmungslos einseitigen, jede Hoffnung ausschliessenden Gesinnung bei
einem so liberal denkenden Manne, einer Gesinnung, die in ihrer Masslosigkeit
unvorteilhaft von den oben angeführten Worten der deutschen Weisen absticht?
Hier könnte unsere Zeit viel lernen, wenn sie es wollte! Denn man sieht, dass diesem
gallischen Drang nach Gleichheit und Freiheit nicht die Liebe zur Gerechtigkeit,
nicht die Achtung vor der Individualität zu Grunde liegt; und man darf weiter
folgern: nicht aus Prinzipien ergiebt sich Verständnis, nicht aus allgemeiner Menschen-
freundlichkeit die Möglichkeit, in würdevollem Frieden nebeneinander zu leben,
sondern einzig die rücksichtslose Anerkennung des Trennenden der eigenen Art und
der eigenen Interessen kann gerecht machen gegen fremde Art und fremde Interessen.
1) An abridgment of English History, book III., ch. 2.
Die Erben.
Fürsten
und Adel.

Andererseits ist es sicher und muss wohl beachtet werden, dass
wenn die Juden die Verantwortung für manche grauenhafte historische
Entwickelung, für den Verfall mancher heldenmütiger, kraftstrotzender
Völker trifft, diese Verantwortung noch schwerer auf den Häuptern
jener Europäer lastet, welche die zersetzende Thätigkeit der Juden aus
den schnödesten Gründen stets ermutigt, beschützt, gefördert haben,
und das sind in erster Reihe die Fürsten und der Adel — und zwar
von dem ersten Säculum unserer Zeitrechnung an bis zum heutigen
Tage. Man schlage die Geschichte welches europäischen Volkes man
will, auf; überall wird man, sobald die Juden zahlreich sind und sich
»zu fühlen« beginnen, bittere Klagen aus dem Volk, aus dem Kauf-
mannsstand, aus den Kreisen der Gelehrten und der dichterischen
Seher gegen sie erheben hören, und immer und überall sind es die
Fürsten und der Adel, welche sie beschützen: die Fürsten, weil sie
Geld zu ihren Kriegen brauchen, der Adel, weil er leichtsinnig lebt.
Von Wilhelm dem Eroberer erzählt z. B. Edmund Burke1), dass, da
die Einkommen aus »talliage« und aus allerhand anderen drückenden

Jude einen feierlichen Dank zu Gott emporsendet für einen gelungenen Betrug;
die beissendste Satire auf das Judentum, die es überhaupt giebt, ist ohne Frage die
Schrift Un Chrétien contre six Juifs. Und doch haftete allen diesen Äusserungen
eine gewisse Reserve an, da sie für die Veröffentlichung bestimmt waren; wogegen
Voltaire in einem Brief an den Chevalier de Lisle vom 15. Dezember 1773 (also an
seinem Lebensende, nicht in der Hitze der Jugend) seine Meinung ohne Zurück-
haltung aussprechen durfte: »Que ces déprépucés d’Israël se disent de la tribu de
Nephthali ou d’Issachar, cela est fort peu important; ils n’en sont pas moins les plus
grands gueux qui aient jamais souillé la face du globe
«. — Man sieht, der feurige
Franzose urteilt über die Juden wie nur irgend ein fanatischer Bischof; er unter-
scheidet sich höchstens durch den Zusatz, den er hin und wieder seinen heftigsten
Ausfällen anhängt: »Il ne faut pourtant pas les brûler«. Ein fernerer Unterschied
liegt in der Thatsache, dass es ein humaner, toleranter und gelehrter Mann ist,
der dieses überaus scharfe Urteil fällt. Doch wie erklärt man das Vorhandensein
einer so erbarmungslos einseitigen, jede Hoffnung ausschliessenden Gesinnung bei
einem so liberal denkenden Manne, einer Gesinnung, die in ihrer Masslosigkeit
unvorteilhaft von den oben angeführten Worten der deutschen Weisen absticht?
Hier könnte unsere Zeit viel lernen, wenn sie es wollte! Denn man sieht, dass diesem
gallischen Drang nach Gleichheit und Freiheit nicht die Liebe zur Gerechtigkeit,
nicht die Achtung vor der Individualität zu Grunde liegt; und man darf weiter
folgern: nicht aus Prinzipien ergiebt sich Verständnis, nicht aus allgemeiner Menschen-
freundlichkeit die Möglichkeit, in würdevollem Frieden nebeneinander zu leben,
sondern einzig die rücksichtslose Anerkennung des Trennenden der eigenen Art und
der eigenen Interessen kann gerecht machen gegen fremde Art und fremde Interessen.
1) An abridgment of English History, book III., ch. 2.
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[338/0361] Die Erben. Andererseits ist es sicher und muss wohl beachtet werden, dass wenn die Juden die Verantwortung für manche grauenhafte historische Entwickelung, für den Verfall mancher heldenmütiger, kraftstrotzender Völker trifft, diese Verantwortung noch schwerer auf den Häuptern jener Europäer lastet, welche die zersetzende Thätigkeit der Juden aus den schnödesten Gründen stets ermutigt, beschützt, gefördert haben, und das sind in erster Reihe die Fürsten und der Adel — und zwar von dem ersten Säculum unserer Zeitrechnung an bis zum heutigen Tage. Man schlage die Geschichte welches europäischen Volkes man will, auf; überall wird man, sobald die Juden zahlreich sind und sich »zu fühlen« beginnen, bittere Klagen aus dem Volk, aus dem Kauf- mannsstand, aus den Kreisen der Gelehrten und der dichterischen Seher gegen sie erheben hören, und immer und überall sind es die Fürsten und der Adel, welche sie beschützen: die Fürsten, weil sie Geld zu ihren Kriegen brauchen, der Adel, weil er leichtsinnig lebt. Von Wilhelm dem Eroberer erzählt z. B. Edmund Burke 1), dass, da die Einkommen aus »talliage« und aus allerhand anderen drückenden 1) 1) An abridgment of English History, book III., ch. 2. 1) Jude einen feierlichen Dank zu Gott emporsendet für einen gelungenen Betrug; die beissendste Satire auf das Judentum, die es überhaupt giebt, ist ohne Frage die Schrift Un Chrétien contre six Juifs. Und doch haftete allen diesen Äusserungen eine gewisse Reserve an, da sie für die Veröffentlichung bestimmt waren; wogegen Voltaire in einem Brief an den Chevalier de Lisle vom 15. Dezember 1773 (also an seinem Lebensende, nicht in der Hitze der Jugend) seine Meinung ohne Zurück- haltung aussprechen durfte: »Que ces déprépucés d’Israël se disent de la tribu de Nephthali ou d’Issachar, cela est fort peu important; ils n’en sont pas moins les plus grands gueux qui aient jamais souillé la face du globe«. — Man sieht, der feurige Franzose urteilt über die Juden wie nur irgend ein fanatischer Bischof; er unter- scheidet sich höchstens durch den Zusatz, den er hin und wieder seinen heftigsten Ausfällen anhängt: »Il ne faut pourtant pas les brûler«. Ein fernerer Unterschied liegt in der Thatsache, dass es ein humaner, toleranter und gelehrter Mann ist, der dieses überaus scharfe Urteil fällt. Doch wie erklärt man das Vorhandensein einer so erbarmungslos einseitigen, jede Hoffnung ausschliessenden Gesinnung bei einem so liberal denkenden Manne, einer Gesinnung, die in ihrer Masslosigkeit unvorteilhaft von den oben angeführten Worten der deutschen Weisen absticht? Hier könnte unsere Zeit viel lernen, wenn sie es wollte! Denn man sieht, dass diesem gallischen Drang nach Gleichheit und Freiheit nicht die Liebe zur Gerechtigkeit, nicht die Achtung vor der Individualität zu Grunde liegt; und man darf weiter folgern: nicht aus Prinzipien ergiebt sich Verständnis, nicht aus allgemeiner Menschen- freundlichkeit die Möglichkeit, in würdevollem Frieden nebeneinander zu leben, sondern einzig die rücksichtslose Anerkennung des Trennenden der eigenen Art und der eigenen Interessen kann gerecht machen gegen fremde Art und fremde Interessen.

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Zitationshilfe: Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamberlain_grundlagen01_1899/361>, abgerufen am 24.11.2024.