Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899.Die Erben Juden und setzen schliesslich ihren Willen durch, ja, die beiden durch sievertretenen konservativsten Staaten sind die ersten, welche diejenigen Mitglieder des "fremden, asiatischen Volkes", die in den Jahren der allgemeinen Not und des Jammers auf unsauberem Wege zu unge- heueren Reichtümern gelangt waren, in den erblichen Adelsstand er- heben, was ehrlichen und verdienten Juden nie geschehen war.1) Waren also die Juden für uns eine verderbliche Nachbarschaft, so fordert doch die Gerechtigkeit das Geständnis, dass sie nach der Natur ihrer Instinkte und ihrer Gaben handelten, wobei sie zu- gleich ein wahrhaft bewunderungswürdiges Beispiel der Treue gegen sich selbst, gegen die eigene Nation, gegen den Glauben der Väter gaben; die Versucher und die Verräter waren nicht sie, sondern wir. Wir selber waren die verbrecherischen Helfershelfer der Juden, das war so und das ist noch heute so; und wir selber übten Verrat an dem was der erbärmlichste Bewohner des Ghetto heilig hielt, an der Reinheit des ererbten Blutes; auch das war schon früher so, und ist so heute mehr denn je. Einzig die christliche Kirche scheint unter den grossen Mächten im Ganzen gerecht und weise gehandelt zu haben (wobei man natürlich von jenen Bischöfen absehen muss, die eigentlich weltliche Fürsten waren, sowie von einzelnen Päpsten). Die Kirche hat die Juden im Zaum gehalten, sie als fremde Menschen behandelt, zugleich aber sie vor Verfolgung geschützt. Jede an- scheinend "kirchliche" Verfolgung wurzelt in Wahrheit in unerträglich gewordenen ökonomischen Zuständen; nirgends sieht man das deut- licher als in Spanien. Heute, wo die öffentliche Meinung so arg irre- geleitet wird, indem die Juden ihre unversöhnliche Feindschaft vor allem gegen jede Erscheinung des christlichen Glaubens bethätigen, mag es gut sein, daran zu erinnern, dass die letzte Handlung der vor- bereitenden Versammlung jenes ersten in unseren Zeiten zusammen- berufenen Synedriums des Jahres 1807 eine spontane Kundgebung des Dankes an die Geistlichen der verschiedenen christlichen Kirchen war, für ihren durch Jahrhunderte gewährten Schutz.2) 1) Übrigens ist dies eine alte Gepflogenheit der Fürsten, die nicht den Juden allein zu Gute kommt; schon Martin Luther muss berichten: "Die Fürsten lassen die Diebe hängen, die einen Gulden oder einen halben gestohlen haben, und hand- thieren mit denen, die alle Welt berauben und stehlen mehr, denn alle Andern." (Von Kaufhandlung und Wucher.) 2) Diogene Tama: Collection des actes de l'Assemblee des Israelites de France
et du royaume d'Italie (Paris 1807, p. 327, 328; der Verfasser ist Jude und war Die Erben Juden und setzen schliesslich ihren Willen durch, ja, die beiden durch sievertretenen konservativsten Staaten sind die ersten, welche diejenigen Mitglieder des »fremden, asiatischen Volkes«, die in den Jahren der allgemeinen Not und des Jammers auf unsauberem Wege zu unge- heueren Reichtümern gelangt waren, in den erblichen Adelsstand er- heben, was ehrlichen und verdienten Juden nie geschehen war.1) Waren also die Juden für uns eine verderbliche Nachbarschaft, so fordert doch die Gerechtigkeit das Geständnis, dass sie nach der Natur ihrer Instinkte und ihrer Gaben handelten, wobei sie zu- gleich ein wahrhaft bewunderungswürdiges Beispiel der Treue gegen sich selbst, gegen die eigene Nation, gegen den Glauben der Väter gaben; die Versucher und die Verräter waren nicht sie, sondern wir. Wir selber waren die verbrecherischen Helfershelfer der Juden, das war so und das ist noch heute so; und wir selber übten Verrat an dem was der erbärmlichste Bewohner des Ghetto heilig hielt, an der Reinheit des ererbten Blutes; auch das war schon früher so, und ist so heute mehr denn je. Einzig die christliche Kirche scheint unter den grossen Mächten im Ganzen gerecht und weise gehandelt zu haben (wobei man natürlich von jenen Bischöfen absehen muss, die eigentlich weltliche Fürsten waren, sowie von einzelnen Päpsten). Die Kirche hat die Juden im Zaum gehalten, sie als fremde Menschen behandelt, zugleich aber sie vor Verfolgung geschützt. Jede an- scheinend »kirchliche« Verfolgung wurzelt in Wahrheit in unerträglich gewordenen ökonomischen Zuständen; nirgends sieht man das deut- licher als in Spanien. Heute, wo die öffentliche Meinung so arg irre- geleitet wird, indem die Juden ihre unversöhnliche Feindschaft vor allem gegen jede Erscheinung des christlichen Glaubens bethätigen, mag es gut sein, daran zu erinnern, dass die letzte Handlung der vor- bereitenden Versammlung jenes ersten in unseren Zeiten zusammen- berufenen Synedriums des Jahres 1807 eine spontane Kundgebung des Dankes an die Geistlichen der verschiedenen christlichen Kirchen war, für ihren durch Jahrhunderte gewährten Schutz.2) 1) Übrigens ist dies eine alte Gepflogenheit der Fürsten, die nicht den Juden allein zu Gute kommt; schon Martin Luther muss berichten: »Die Fürsten lassen die Diebe hängen, die einen Gulden oder einen halben gestohlen haben, und hand- thieren mit denen, die alle Welt berauben und stehlen mehr, denn alle Andern.« (Von Kaufhandlung und Wucher.) 2) Diogène Tama: Collection des actes de l’Assemblée des Israélites de France
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Die Erben
Juden und setzen schliesslich ihren Willen durch, ja, die beiden durch sie
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Mitglieder des »fremden, asiatischen Volkes«, die in den Jahren der
allgemeinen Not und des Jammers auf unsauberem Wege zu unge-
heueren Reichtümern gelangt waren, in den erblichen Adelsstand er-
heben, was ehrlichen und verdienten Juden nie geschehen war. 1)
Waren also die Juden für uns eine verderbliche Nachbarschaft, so
fordert doch die Gerechtigkeit das Geständnis, dass sie nach der
Natur ihrer Instinkte und ihrer Gaben handelten, wobei sie zu-
gleich ein wahrhaft bewunderungswürdiges Beispiel der Treue gegen
sich selbst, gegen die eigene Nation, gegen den Glauben der Väter
gaben; die Versucher und die Verräter waren nicht sie, sondern wir.
Wir selber waren die verbrecherischen Helfershelfer der Juden, das
war so und das ist noch heute so; und wir selber übten Verrat an
dem was der erbärmlichste Bewohner des Ghetto heilig hielt, an der
Reinheit des ererbten Blutes; auch das war schon früher so, und ist
so heute mehr denn je. Einzig die christliche Kirche scheint unter
den grossen Mächten im Ganzen gerecht und weise gehandelt zu
haben (wobei man natürlich von jenen Bischöfen absehen muss, die
eigentlich weltliche Fürsten waren, sowie von einzelnen Päpsten). Die
Kirche hat die Juden im Zaum gehalten, sie als fremde Menschen
behandelt, zugleich aber sie vor Verfolgung geschützt. Jede an-
scheinend »kirchliche« Verfolgung wurzelt in Wahrheit in unerträglich
gewordenen ökonomischen Zuständen; nirgends sieht man das deut-
licher als in Spanien. Heute, wo die öffentliche Meinung so arg irre-
geleitet wird, indem die Juden ihre unversöhnliche Feindschaft vor
allem gegen jede Erscheinung des christlichen Glaubens bethätigen,
mag es gut sein, daran zu erinnern, dass die letzte Handlung der vor-
bereitenden Versammlung jenes ersten in unseren Zeiten zusammen-
berufenen Synedriums des Jahres 1807 eine spontane Kundgebung des
Dankes an die Geistlichen der verschiedenen christlichen Kirchen war,
für ihren durch Jahrhunderte gewährten Schutz. 2)
1) Übrigens ist dies eine alte Gepflogenheit der Fürsten, die nicht den Juden
allein zu Gute kommt; schon Martin Luther muss berichten: »Die Fürsten lassen
die Diebe hängen, die einen Gulden oder einen halben gestohlen haben, und hand-
thieren mit denen, die alle Welt berauben und stehlen mehr, denn alle Andern.«
(Von Kaufhandlung und Wucher.)
2) Diogène Tama: Collection des actes de l’Assemblée des Israélites de France
et du royaume d’Italie (Paris 1807, p. 327, 328; der Verfasser ist Jude und war
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