Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899.Der Eintritt der Germanen in die Weltgeschichte.
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festgesetzt hatte; die nächste unzweifelhafte physiognomische Verwandt-schaft finden wir noch heute in jenen vorhin genannten deutschen Tirolern, sowie in Norwegen, und einzelne verwandte Züge überall, wo es echte Germanen giebt. Jedoch, betrachten wir die grössten germanischen Männer, so werden wir nicht eine, sondern zahlreiche physiognomische Gestaltungen finden; zwar wiegt die kühne, mächtig geschwungene Nase vor, doch finden wir fast alle denkbaren Kom- binationen bis zu jenem gewaltigen Kopfe, der in jedem Zug das Gegenstück zu Dante's abgiebt, gerade in diesem Gegensatz die innige Verwandtschaft verratend: bis zu dem Kopf Martin Luther's. Hier umweht jener Orkan, von dem Balzac sprach, Stirn und Augen und Nase, keine Marmorkuppel wölbt sich darüber; es ruht aber dieser Flammen speiende Vulkan von Energie und Gedankenfülle auf Mund und Kinn wie auf einem granitnen Felsen. Jeder kleinste Zug des gewaltigen Antlitzes zeugt von Thatendurst und Thatkraft; bei diesem Anblick steigen Einem die Worte Dante's ins Gedächtnis Cola dove si puote Der Eintritt der Germanen in die Weltgeschichte.
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festgesetzt hatte; die nächste unzweifelhafte physiognomische Verwandt-schaft finden wir noch heute in jenen vorhin genannten deutschen Tirolern, sowie in Norwegen, und einzelne verwandte Züge überall, wo es echte Germanen giebt. Jedoch, betrachten wir die grössten germanischen Männer, so werden wir nicht eine, sondern zahlreiche physiognomische Gestaltungen finden; zwar wiegt die kühne, mächtig geschwungene Nase vor, doch finden wir fast alle denkbaren Kom- binationen bis zu jenem gewaltigen Kopfe, der in jedem Zug das Gegenstück zu Dante’s abgiebt, gerade in diesem Gegensatz die innige Verwandtschaft verratend: bis zu dem Kopf Martin Luther’s. Hier umweht jener Orkan, von dem Balzac sprach, Stirn und Augen und Nase, keine Marmorkuppel wölbt sich darüber; es ruht aber dieser Flammen speiende Vulkan von Energie und Gedankenfülle auf Mund und Kinn wie auf einem granitnen Felsen. Jeder kleinste Zug des gewaltigen Antlitzes zeugt von Thatendurst und Thatkraft; bei diesem Anblick steigen Einem die Worte Dante’s ins Gedächtnis Colà dove si puote <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0524" n="501"/><fw place="top" type="header">Der Eintritt der Germanen in die Weltgeschichte.</fw><lb/><figure/> festgesetzt hatte; die nächste unzweifelhafte physiognomische Verwandt-<lb/> schaft finden wir noch heute in jenen vorhin genannten deutschen<lb/> Tirolern, sowie in Norwegen, und einzelne verwandte Züge überall,<lb/> wo es echte Germanen giebt. Jedoch, betrachten wir die grössten<lb/> germanischen Männer, so werden wir nicht eine, sondern zahlreiche<lb/> physiognomische Gestaltungen finden; zwar wiegt die kühne, mächtig<lb/> geschwungene Nase vor, doch finden wir fast alle denkbaren Kom-<lb/> binationen bis zu jenem gewaltigen Kopfe, der in jedem Zug das<lb/> Gegenstück zu Dante’s abgiebt, gerade in diesem Gegensatz die innige<lb/> Verwandtschaft verratend: bis zu dem Kopf Martin Luther’s. Hier<lb/> umweht jener Orkan, von dem Balzac sprach, Stirn und Augen und<lb/> Nase, keine Marmorkuppel wölbt sich darüber; es ruht aber dieser<lb/> Flammen speiende Vulkan von Energie und Gedankenfülle auf Mund<lb/> und Kinn wie auf einem granitnen Felsen. Jeder kleinste Zug des<lb/> gewaltigen Antlitzes zeugt von Thatendurst und Thatkraft; bei diesem<lb/> Anblick steigen Einem die Worte Dante’s ins Gedächtnis</p><lb/> <cit> <quote> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#i">Colà dove si puote<lb/> Ciò che si vuole!</hi> </hi> </quote> </cit><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [501/0524]
Der Eintritt der Germanen in die Weltgeschichte.
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festgesetzt hatte; die nächste unzweifelhafte physiognomische Verwandt-
schaft finden wir noch heute in jenen vorhin genannten deutschen
Tirolern, sowie in Norwegen, und einzelne verwandte Züge überall,
wo es echte Germanen giebt. Jedoch, betrachten wir die grössten
germanischen Männer, so werden wir nicht eine, sondern zahlreiche
physiognomische Gestaltungen finden; zwar wiegt die kühne, mächtig
geschwungene Nase vor, doch finden wir fast alle denkbaren Kom-
binationen bis zu jenem gewaltigen Kopfe, der in jedem Zug das
Gegenstück zu Dante’s abgiebt, gerade in diesem Gegensatz die innige
Verwandtschaft verratend: bis zu dem Kopf Martin Luther’s. Hier
umweht jener Orkan, von dem Balzac sprach, Stirn und Augen und
Nase, keine Marmorkuppel wölbt sich darüber; es ruht aber dieser
Flammen speiende Vulkan von Energie und Gedankenfülle auf Mund
und Kinn wie auf einem granitnen Felsen. Jeder kleinste Zug des
gewaltigen Antlitzes zeugt von Thatendurst und Thatkraft; bei diesem
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Colà dove si puote
Ciò che si vuole!
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