Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.Liebe frevelnd in eines andern Wesens Schicksal F 2
Liebe frevelnd in eines andern Weſens Schickſal F 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0103" n="83"/> Liebe frevelnd in eines andern Weſens Schickſal<lb/> mich gedraͤngt: was blieb mir uͤbrig, als wo ich<lb/> Verderben geſaͤt, wo ſchnelle Rettung von mir ge¬<lb/> heiſcht ward, eben rettend blindlings hinzuzuſprin¬<lb/> gen? denn die letzte Stunde ſchlug. — Denke<lb/> nicht ſo niedrig von mir, mein <hi rendition="#g">Adalbert</hi>, als<lb/> zu meinen, es haͤtte mich irgend ein geforderter<lb/> Preis zu theuer geduͤnkt, ich haͤtte mit irgend Et¬<lb/> was, was nur mein war, mehr als eben mit Gold<lb/> gekargt. — Nein, <hi rendition="#g">Adalbert</hi>; aber mit unuͤber¬<lb/> windlichem Haſſe gegen dieſen raͤthſelhaften Schlei¬<lb/> cher auf krummen Wegen, war meine Seele an¬<lb/> gefuͤllt. Ich mochte ihm Unrecht thun, doch em¬<lb/> poͤrte mich jede Gemeinſchaft mit ihm. — Auch<lb/> hier trat, wie ſo oft ſchon in mein Leben, und<lb/> wie uͤberhaupt ſo oft in die Weltgeſchichte, ein<lb/> Ereigniß an die Stelle einer That. Spaͤter habe<lb/> ich mich mit mir ſelber verſoͤhnt. Ich habe erſt¬<lb/> lich die Nothwendigkeit verehren lernen, und was<lb/> iſt mehr, als die <choice><sic>gethanene</sic><corr>gethane</corr></choice> That, das geſchehene<lb/> Ereigniß ihr Eigenthum! Dann hab' ich auch dieſe<lb/> Nothwendigkeit als eine weiſe Fuͤgung verehren<lb/> lernen, die durch das geſammte große Getrieb'<lb/> weht, darin wir bloß als mitwirkende getriebene<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F 2<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [83/0103]
Liebe frevelnd in eines andern Weſens Schickſal
mich gedraͤngt: was blieb mir uͤbrig, als wo ich
Verderben geſaͤt, wo ſchnelle Rettung von mir ge¬
heiſcht ward, eben rettend blindlings hinzuzuſprin¬
gen? denn die letzte Stunde ſchlug. — Denke
nicht ſo niedrig von mir, mein Adalbert, als
zu meinen, es haͤtte mich irgend ein geforderter
Preis zu theuer geduͤnkt, ich haͤtte mit irgend Et¬
was, was nur mein war, mehr als eben mit Gold
gekargt. — Nein, Adalbert; aber mit unuͤber¬
windlichem Haſſe gegen dieſen raͤthſelhaften Schlei¬
cher auf krummen Wegen, war meine Seele an¬
gefuͤllt. Ich mochte ihm Unrecht thun, doch em¬
poͤrte mich jede Gemeinſchaft mit ihm. — Auch
hier trat, wie ſo oft ſchon in mein Leben, und
wie uͤberhaupt ſo oft in die Weltgeſchichte, ein
Ereigniß an die Stelle einer That. Spaͤter habe
ich mich mit mir ſelber verſoͤhnt. Ich habe erſt¬
lich die Nothwendigkeit verehren lernen, und was
iſt mehr, als die gethane That, das geſchehene
Ereigniß ihr Eigenthum! Dann hab' ich auch dieſe
Nothwendigkeit als eine weiſe Fuͤgung verehren
lernen, die durch das geſammte große Getrieb'
weht, darin wir bloß als mitwirkende getriebene
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