Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.wollte sich still, ehrerbietig zurückziehen. -- Ich "Keinen Schatten?" rief der gute Junge wollte ſich ſtill, ehrerbietig zuruͤckziehen. — Ich “Keinen Schatten?„ rief der gute Junge <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0050" n="30"/> wollte ſich ſtill, ehrerbietig zuruͤckziehen. — Ich<lb/> blickte auf — ich erlag unter der Laſt meines<lb/> Kummers, ich mußte ihn mittheilen. “Bendel,„<lb/> rief ich ihm zu, “Bendel! Du Einziger, der Du<lb/> meine Leiden ſiehſt und ehrſt, ſie nicht erforſchen<lb/> zu wollen, ſondern ſtill und fromm mit zu fuͤh¬<lb/> len ſcheinſt, komm zu mir, <hi rendition="#g">Bendel</hi>, und ſei<lb/> der Naͤchſte meines Herzens. Die Schaͤtze mei¬<lb/> nes Goldes hab' ich vor Dir nicht verſchloſſen, nicht<lb/> verſchließen will ich vor dir die Schaͤtze meines<lb/> Grames — <hi rendition="#g">Bendel</hi>, verlaſſe mich nicht. <hi rendition="#g">Ben</hi>¬<lb/><hi rendition="#g">del</hi>, Du ſiehſt mich reich, freigebig, guͤtig, Du<lb/> waͤhnſt, es ſollte die Welt mich verherrlichen,<lb/> und Du ſieh'ſt mich die Welt flieh'n, und mich<lb/> vor ihr verſchließen. <hi rendition="#g">Bendel</hi>, ſie hat gerichtet,<lb/> die Welt, und mich verſtoßen, und auch Du viel¬<lb/> leicht, wirſt Dich von mir wenden, wenn Du<lb/> mein ſchreckliches Geheimniß erfaͤhrſt. <hi rendition="#g">Bendel</hi>,<lb/> ich bin reich, freigebig, guͤtig, aber — o Gott! —<lb/> ich habe keinen Schatten!„ —</p><lb/> <p>“Keinen Schatten?„ rief der gute Junge<lb/> erſchreckt aus, und die hellen Thraͤnen ſtuͤrzten ihm<lb/> aus den Augen. — “Weh mir, daß ich geboren<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [30/0050]
wollte ſich ſtill, ehrerbietig zuruͤckziehen. — Ich
blickte auf — ich erlag unter der Laſt meines
Kummers, ich mußte ihn mittheilen. “Bendel,„
rief ich ihm zu, “Bendel! Du Einziger, der Du
meine Leiden ſiehſt und ehrſt, ſie nicht erforſchen
zu wollen, ſondern ſtill und fromm mit zu fuͤh¬
len ſcheinſt, komm zu mir, Bendel, und ſei
der Naͤchſte meines Herzens. Die Schaͤtze mei¬
nes Goldes hab' ich vor Dir nicht verſchloſſen, nicht
verſchließen will ich vor dir die Schaͤtze meines
Grames — Bendel, verlaſſe mich nicht. Ben¬
del, Du ſiehſt mich reich, freigebig, guͤtig, Du
waͤhnſt, es ſollte die Welt mich verherrlichen,
und Du ſieh'ſt mich die Welt flieh'n, und mich
vor ihr verſchließen. Bendel, ſie hat gerichtet,
die Welt, und mich verſtoßen, und auch Du viel¬
leicht, wirſt Dich von mir wenden, wenn Du
mein ſchreckliches Geheimniß erfaͤhrſt. Bendel,
ich bin reich, freigebig, guͤtig, aber — o Gott! —
ich habe keinen Schatten!„ —
“Keinen Schatten?„ rief der gute Junge
erſchreckt aus, und die hellen Thraͤnen ſtuͤrzten ihm
aus den Augen. — “Weh mir, daß ich geboren
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