Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.der gesunde Menschenverstand des Alten gab sol¬ Es fällt mir ein Brief in die Hand, den ich "Bin ein schwaches, thörichtes Mädchen, D
der geſunde Menſchenverſtand des Alten gab ſol¬ Es faͤllt mir ein Brief in die Hand, den ich “Bin ein ſchwaches, thoͤrichtes Maͤdchen, D
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0069" n="49"/> der geſunde Menſchenverſtand des Alten gab ſol¬<lb/> chen uͤberſpannten Vorſtellungen nicht Raum. Bei¬<lb/> de waren uͤberzeugt von der Reinheit meiner Lie¬<lb/> be — ſie konnten nichts thun, als fuͤr ihr Kind<lb/> beten.</p><lb/> <p>Es faͤllt mir ein Brief in die Hand, den ich<lb/> noch aus dieſer Zeit von <hi rendition="#g">Mina</hi> habe. — Ja, das<lb/> ſind ihre Zuͤge, ich will Dir ihn abſchreiben.</p><lb/> <p>“Bin ein ſchwaches, thoͤrichtes Maͤdchen,<lb/> koͤnnte mir einbilden, daß mein Geliebter, weil<lb/> ich ihn innig, innig liebe, dem armen Maͤdchen<lb/> nicht weh thun moͤchte. — Ach, Du biſt ſo gut,<lb/> ſo unausſprechlich gut; aber mißbrauche mich nicht.<lb/> Du ſollſt mir nichts opfern, mir nichts opfern wol¬<lb/> len; o Gott! ich koͤnnte mich haſſen, wenn Du<lb/> das thaͤteſt. Nein — Du haſt mich unendlich<lb/> gluͤcklich gemacht, Du haſt mich Dich lieben ge¬<lb/> lehrt. Zeuch hin! — Weiß doch mein Schickſal,<lb/><hi rendition="#g">Graf Peter</hi> gehoͤrt nicht mir, gehoͤrt der Welt<lb/> an. Will ſtolz ſeyn, wenn ich hoͤre: das iſt er<lb/> geweſen, und das war er wieder, und das hat er<lb/> vollbracht; da haben ſie ihn angebetet, und da<lb/> haben ſie ihn <choice><sic>veroͤgttert</sic><corr>vergoͤttert</corr></choice>. Siehe, wenn ich das<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [49/0069]
der geſunde Menſchenverſtand des Alten gab ſol¬
chen uͤberſpannten Vorſtellungen nicht Raum. Bei¬
de waren uͤberzeugt von der Reinheit meiner Lie¬
be — ſie konnten nichts thun, als fuͤr ihr Kind
beten.
Es faͤllt mir ein Brief in die Hand, den ich
noch aus dieſer Zeit von Mina habe. — Ja, das
ſind ihre Zuͤge, ich will Dir ihn abſchreiben.
“Bin ein ſchwaches, thoͤrichtes Maͤdchen,
koͤnnte mir einbilden, daß mein Geliebter, weil
ich ihn innig, innig liebe, dem armen Maͤdchen
nicht weh thun moͤchte. — Ach, Du biſt ſo gut,
ſo unausſprechlich gut; aber mißbrauche mich nicht.
Du ſollſt mir nichts opfern, mir nichts opfern wol¬
len; o Gott! ich koͤnnte mich haſſen, wenn Du
das thaͤteſt. Nein — Du haſt mich unendlich
gluͤcklich gemacht, Du haſt mich Dich lieben ge¬
lehrt. Zeuch hin! — Weiß doch mein Schickſal,
Graf Peter gehoͤrt nicht mir, gehoͤrt der Welt
an. Will ſtolz ſeyn, wenn ich hoͤre: das iſt er
geweſen, und das war er wieder, und das hat er
vollbracht; da haben ſie ihn angebetet, und da
haben ſie ihn vergoͤttert. Siehe, wenn ich das
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