Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.gen gedrückt, ich ging auf Mina zu; wie sie auf¬ Nun fand ich sie öfters in Thränen; mir Nun saß ich da, das Auge auf die Zeiger gen gedruͤckt, ich ging auf Mina zu; wie ſie auf¬ Nun fand ich ſie oͤfters in Thraͤnen; mir Nun ſaß ich da, das Auge auf die Zeiger <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0074" n="54"/> gen gedruͤckt, ich ging auf Mina zu; wie ſie auf¬<lb/> ſah, und mich anblickte, machte ſie eine unwill¬<lb/> kuͤhrliche Bewegung; da ſtand mir wieder klar vor<lb/> der Seele die Erſcheinung jener ſchaurigen Nacht,<lb/> wo ich mich im Mondſchein ohne Schatten ge¬<lb/> zeigt. Sie war es wirklich. Hatte ſie mich aber<lb/> auch jetzt erkannt? Sie war ſtill und gedanken¬<lb/> voll — mir lag es zentnerſchwer auf der Bruſt —<lb/> Ich ſtand von meinem Sitz auf. Sie warf ſich<lb/> ſtille weinend an meine Bruſt. Ich ging.</p><lb/> <p>Nun fand ich ſie oͤfters in Thraͤnen; mir<lb/> ward's finſter und finſterer um die Seele, — nur<lb/> die Eltern ſchwammen in unuͤberſchwaͤnglicher<lb/> Gluͤckſeligkeit; der verhaͤngnißvolle Tag ruͤckte her¬<lb/> an, bang und dumpf, wie eine Gewitterwolke.<lb/> Der Vorabend war da — ich konnte kaum mehr<lb/> athmen. Ich hatte vorſorglich einige Kiſten mit<lb/> Gold angefuͤllt, ich wachte die zwoͤlfte Stunde<lb/> heran. — Sie ſchlug. —</p><lb/> <p>Nun ſaß ich da, das Auge auf die Zeiger<lb/> der Uhr gerichtet, die Sekunden, die Minuten<lb/> zaͤhlend, wie Dolchſtiche. Bei jedem Laͤrm, der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [54/0074]
gen gedruͤckt, ich ging auf Mina zu; wie ſie auf¬
ſah, und mich anblickte, machte ſie eine unwill¬
kuͤhrliche Bewegung; da ſtand mir wieder klar vor
der Seele die Erſcheinung jener ſchaurigen Nacht,
wo ich mich im Mondſchein ohne Schatten ge¬
zeigt. Sie war es wirklich. Hatte ſie mich aber
auch jetzt erkannt? Sie war ſtill und gedanken¬
voll — mir lag es zentnerſchwer auf der Bruſt —
Ich ſtand von meinem Sitz auf. Sie warf ſich
ſtille weinend an meine Bruſt. Ich ging.
Nun fand ich ſie oͤfters in Thraͤnen; mir
ward's finſter und finſterer um die Seele, — nur
die Eltern ſchwammen in unuͤberſchwaͤnglicher
Gluͤckſeligkeit; der verhaͤngnißvolle Tag ruͤckte her¬
an, bang und dumpf, wie eine Gewitterwolke.
Der Vorabend war da — ich konnte kaum mehr
athmen. Ich hatte vorſorglich einige Kiſten mit
Gold angefuͤllt, ich wachte die zwoͤlfte Stunde
heran. — Sie ſchlug. —
Nun ſaß ich da, das Auge auf die Zeiger
der Uhr gerichtet, die Sekunden, die Minuten
zaͤhlend, wie Dolchſtiche. Bei jedem Laͤrm, der
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