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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.

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Und alles um einen Schatten! und diesen
Schatten hätte mir ein Federzug wieder erworben.
Ich überdachte den befremdenden Antrag und mei¬
ne Weigerung. Es war wüst in mir, ich hatte
weder Urtheil noch Fassungsvermögen mehr.

Der Tag verging. Ich stillte meinen Hun¬
ger mit wilden Früchten, meinen Durst im näch¬
sten Bergstrom; die Nacht brach ein, ich lagerte
mich unter einem Baum. Der feuchte Morgen
weckte mich aus einem schweren Schlaf, in dem
ich mich selber wie im Tode röcheln hörte. Ben¬
del
mußte meine Spur verloren haben, und es
freute mich, es zu denken. Ich wollte nicht un¬
ter die Menschen zurückkehren, vor welchen ich
schreckhaft floh, wie das scheue Wild des Gebir¬
ges. So verlebte ich drei bange Tage.

Ich befand mich am Morgen des vierten
auf einer sandigen Ebene, welche die Sonne be¬
schien, und saß auf Felsentrümmern in ihrem
Stral, denn ich liebte jetzt ihren lang' entbehrten
Anblick zu genießen. Ich nährte still mein Herz
mit seiner Verzweiflung. Da schreckte mich ein

Und alles um einen Schatten! und dieſen
Schatten haͤtte mir ein Federzug wieder erworben.
Ich uͤberdachte den befremdenden Antrag und mei¬
ne Weigerung. Es war wuͤſt in mir, ich hatte
weder Urtheil noch Faſſungsvermoͤgen mehr.

Der Tag verging. Ich ſtillte meinen Hun¬
ger mit wilden Fruͤchten, meinen Durſt im naͤch¬
ſten Bergſtrom; die Nacht brach ein, ich lagerte
mich unter einem Baum. Der feuchte Morgen
weckte mich aus einem ſchweren Schlaf, in dem
ich mich ſelber wie im Tode roͤcheln hoͤrte. Ben¬
del
mußte meine Spur verloren haben, und es
freute mich, es zu denken. Ich wollte nicht un¬
ter die Menſchen zuruͤckkehren, vor welchen ich
ſchreckhaft floh, wie das ſcheue Wild des Gebir¬
ges. So verlebte ich drei bange Tage.

Ich befand mich am Morgen des vierten
auf einer ſandigen Ebene, welche die Sonne be¬
ſchien, und ſaß auf Felſentruͤmmern in ihrem
Stral, denn ich liebte jetzt ihren lang' entbehrten
Anblick zu genießen. Ich naͤhrte ſtill mein Herz
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[71/0091] Und alles um einen Schatten! und dieſen Schatten haͤtte mir ein Federzug wieder erworben. Ich uͤberdachte den befremdenden Antrag und mei¬ ne Weigerung. Es war wuͤſt in mir, ich hatte weder Urtheil noch Faſſungsvermoͤgen mehr. Der Tag verging. Ich ſtillte meinen Hun¬ ger mit wilden Fruͤchten, meinen Durſt im naͤch¬ ſten Bergſtrom; die Nacht brach ein, ich lagerte mich unter einem Baum. Der feuchte Morgen weckte mich aus einem ſchweren Schlaf, in dem ich mich ſelber wie im Tode roͤcheln hoͤrte. Ben¬ del mußte meine Spur verloren haben, und es freute mich, es zu denken. Ich wollte nicht un¬ ter die Menſchen zuruͤckkehren, vor welchen ich ſchreckhaft floh, wie das ſcheue Wild des Gebir¬ ges. So verlebte ich drei bange Tage. Ich befand mich am Morgen des vierten auf einer ſandigen Ebene, welche die Sonne be¬ ſchien, und ſaß auf Felſentruͤmmern in ihrem Stral, denn ich liebte jetzt ihren lang' entbehrten Anblick zu genießen. Ich naͤhrte ſtill mein Herz mit ſeiner Verzweiflung. Da ſchreckte mich ein

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/91>, abgerufen am 21.11.2024.