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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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aufdrücken und etwa noch an einer schicklichen Stelle mit der Spitze des Daumen berühren,
damit sie sich bey dem Streichen nicht veerücke. Jch habe nie nöthig gefunden, auch bey den
größten Scheiben mich eines andern Hülfsmittels, als der Finger, zu bedienen, schlage aber
solchen, deren Finger zu dieser Absicht nicht gut beschaffen sind, noch einen andern zu der-
gleichen Versuchen brauchbaren Apparat vor, welchen ich in der 44sten Figur abgebilder habe.
Dieser besteht in einer hölzernen Zwinge, die unterwärts an den Tisch angeschraube wird,
und eberwärts nach vorn eine Fortsehung hat, welche mit einer Schraube versehen ist, deren
Ende auf einen unterwärts befindlichen Stift paßt, welche beyde etwa 3/8 Zoll dick und mit
Tuch oder einer andern weichen Materie gepolstert seyn müssen; zwischen die Schraube und
den Stift wird die Scheibe an einer schicklichen Stelle eben so eingeklemmt, als ob sie zwischen
dem Daumen und noch einem Finger gehalten würde; man kann sodann noch nach Belieben
eine und andere schickliche Stelle zu mehrerer Festigkeit bey dem Streichen, und zu genauerer
Bestimmung der sesten Linien mit den Fingerspitzen berühren. Zu dem Streichen wird einige
Festigkeit der Hand erfordert, es darf nähmlich der Bogen nicht etwa von einer Stelle zur
andern wanken, sondern er muß genau an einer Stelle auf- oder abgehn. Da bisweilen
mehrere Schwingungsarten einerley Stellen, wo man halten und wo man streichen muß, mit
einander gemein haben, so muß man genau bemerken, welchen Ton die verlangte Bewegungs-
art giebt, und bey Erscheinung eines andern Tones sogleich mit dem Streichen inne halten,
sobald man aber den rechten Klang hört, diesen durch ein Anwachsen des Bogenstrichs ver-
stärken. Gewöhnlich werden Bewegungsarten, welche tiefere Töne geben, leichter durch einen
langsamern und stärkern, die aber höhere Töne geben, leichter durch einen schnellern und
schwächern Bogenstrich sich hervorbeingen lassen. Zu dem Aufstreuen läßt sich gewöhnlicher
Sand gebrauchen, es würde aber auch jede andere körnige Materie eben dieselbe Würkung
thun; die Figuren erscheinen, sobald ein Klang hörbar ist; sie werden deutlicher, wenn vorher
die feinsten Theile des Sandes entweder durch Schlemmen mir Wasser, oder dadurch, daß
man den Sand mehreremahl etwas hoch herabfallen läße, weggeschast worden sind, weil diese
sich fonst allzusehr an die Oberfläche des Glases anhängen. Jedoch wird auch die Anwesenheit
einiger feinen Stanbtheils nützlich seyn können, um die Mittelpuncte der Schwingungen, d. i.
die Stellen, wo die Schwingungen am größten sind, sichtbar zu machen, weil an diesen der
feinste Staub sich anhäuft. Wenn an einer Stelle der Scheibe zu viel und an der andern zu
wenig Sand sich besindet, so kann man dadurch, dast man die Scheibe etwas nach der andern
Seite neigt, eine gleichförmigere Vertheilung des Sandes bewürken.

aufdruͤcken und etwa noch an einer ſchicklichen Stelle mit der Spitze des Daumen beruͤhren,
damit ſie ſich bey dem Streichen nicht veeruͤcke. Jch habe nie noͤthig gefunden, auch bey den
groͤßten Scheiben mich eines andern Huͤlfsmittels, als der Finger, zu bedienen, ſchlage aber
ſolchen, deren Finger zu dieſer Abſicht nicht gut beſchaffen ſind, noch einen andern zu der-
gleichen Verſuchen brauchbaren Apparat vor, welchen ich in der 44ſten Figur abgebilder habe.
Dieſer beſteht in einer hoͤlzernen Zwinge, die unterwaͤrts an den Tiſch angeſchraube wird,
und eberwaͤrts nach vorn eine Fortſehung hat, welche mit einer Schraube verſehen iſt, deren
Ende auf einen unterwaͤrts befindlichen Stift paßt, welche beyde etwa ⅜ Zoll dick und mit
Tuch oder einer andern weichen Materie gepolſtert ſeyn muͤſſen; zwiſchen die Schraube und
den Stift wird die Scheibe an einer ſchicklichen Stelle eben ſo eingeklemmt, als ob ſie zwiſchen
dem Daumen und noch einem Finger gehalten wuͤrde; man kann ſodann noch nach Belieben
eine und andere ſchickliche Stelle zu mehrerer Feſtigkeit bey dem Streichen, und zu genauerer
Beſtimmung der ſeſten Linien mit den Fingerſpitzen beruͤhren. Zu dem Streichen wird einige
Feſtigkeit der Hand erfordert, es darf naͤhmlich der Bogen nicht etwa von einer Stelle zur
andern wanken, ſondern er muß genau an einer Stelle auf- oder abgehn. Da bisweilen
mehrere Schwingungsarten einerley Stellen, wo man halten und wo man ſtreichen muß, mit
einander gemein haben, ſo muß man genau bemerken, welchen Ton die verlangte Bewegungs-
art giebt, und bey Erſcheinung eines andern Tones ſogleich mit dem Streichen inne halten,
ſobald man aber den rechten Klang hoͤrt, dieſen durch ein Anwachſen des Bogenſtrichs ver-
ſtaͤrken. Gewoͤhnlich werden Bewegungsarten, welche tiefere Toͤne geben, leichter durch einen
langſamern und ſtaͤrkern, die aber hoͤhere Toͤne geben, leichter durch einen ſchnellern und
ſchwaͤchern Bogenſtrich ſich hervorbeingen laſſen. Zu dem Aufſtreuen laͤßt ſich gewoͤhnlicher
Sand gebrauchen, es wuͤrde aber auch jede andere koͤrnige Materie eben dieſelbe Wuͤrkung
thun; die Figuren erſcheinen, ſobald ein Klang hoͤrbar iſt; ſie werden deutlicher, wenn vorher
die feinſten Theile des Sandes entweder durch Schlemmen mir Waſſer, oder dadurch, daß
man den Sand mehreremahl etwas hoch herabfallen laͤße, weggeſchaſt worden ſind, weil dieſe
ſich fonſt allzuſehr an die Oberflaͤche des Glaſes anhaͤngen. Jedoch wird auch die Anweſenheit
einiger feinen Stanbtheils nuͤtzlich ſeyn koͤnnen, um die Mittelpuncte der Schwingungen, d. i.
die Stellen, wo die Schwingungen am groͤßten ſind, ſichtbar zu machen, weil an dieſen der
feinſte Staub ſich anhaͤuft. Wenn an einer Stelle der Scheibe zu viel und an der andern zu
wenig Sand ſich beſindet, ſo kann man dadurch, daſt man die Scheibe etwas nach der andern
Seite neigt, eine gleichfoͤrmigere Vertheilung des Sandes bewuͤrken.

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[120/0154] aufdruͤcken und etwa noch an einer ſchicklichen Stelle mit der Spitze des Daumen beruͤhren, damit ſie ſich bey dem Streichen nicht veeruͤcke. Jch habe nie noͤthig gefunden, auch bey den groͤßten Scheiben mich eines andern Huͤlfsmittels, als der Finger, zu bedienen, ſchlage aber ſolchen, deren Finger zu dieſer Abſicht nicht gut beſchaffen ſind, noch einen andern zu der- gleichen Verſuchen brauchbaren Apparat vor, welchen ich in der 44ſten Figur abgebilder habe. Dieſer beſteht in einer hoͤlzernen Zwinge, die unterwaͤrts an den Tiſch angeſchraube wird, und eberwaͤrts nach vorn eine Fortſehung hat, welche mit einer Schraube verſehen iſt, deren Ende auf einen unterwaͤrts befindlichen Stift paßt, welche beyde etwa ⅜ Zoll dick und mit Tuch oder einer andern weichen Materie gepolſtert ſeyn muͤſſen; zwiſchen die Schraube und den Stift wird die Scheibe an einer ſchicklichen Stelle eben ſo eingeklemmt, als ob ſie zwiſchen dem Daumen und noch einem Finger gehalten wuͤrde; man kann ſodann noch nach Belieben eine und andere ſchickliche Stelle zu mehrerer Feſtigkeit bey dem Streichen, und zu genauerer Beſtimmung der ſeſten Linien mit den Fingerſpitzen beruͤhren. Zu dem Streichen wird einige Feſtigkeit der Hand erfordert, es darf naͤhmlich der Bogen nicht etwa von einer Stelle zur andern wanken, ſondern er muß genau an einer Stelle auf- oder abgehn. Da bisweilen mehrere Schwingungsarten einerley Stellen, wo man halten und wo man ſtreichen muß, mit einander gemein haben, ſo muß man genau bemerken, welchen Ton die verlangte Bewegungs- art giebt, und bey Erſcheinung eines andern Tones ſogleich mit dem Streichen inne halten, ſobald man aber den rechten Klang hoͤrt, dieſen durch ein Anwachſen des Bogenſtrichs ver- ſtaͤrken. Gewoͤhnlich werden Bewegungsarten, welche tiefere Toͤne geben, leichter durch einen langſamern und ſtaͤrkern, die aber hoͤhere Toͤne geben, leichter durch einen ſchnellern und ſchwaͤchern Bogenſtrich ſich hervorbeingen laſſen. Zu dem Aufſtreuen laͤßt ſich gewoͤhnlicher Sand gebrauchen, es wuͤrde aber auch jede andere koͤrnige Materie eben dieſelbe Wuͤrkung thun; die Figuren erſcheinen, ſobald ein Klang hoͤrbar iſt; ſie werden deutlicher, wenn vorher die feinſten Theile des Sandes entweder durch Schlemmen mir Waſſer, oder dadurch, daß man den Sand mehreremahl etwas hoch herabfallen laͤße, weggeſchaſt worden ſind, weil dieſe ſich fonſt allzuſehr an die Oberflaͤche des Glaſes anhaͤngen. Jedoch wird auch die Anweſenheit einiger feinen Stanbtheils nuͤtzlich ſeyn koͤnnen, um die Mittelpuncte der Schwingungen, d. i. die Stellen, wo die Schwingungen am groͤßten ſind, ſichtbar zu machen, weil an dieſen der feinſte Staub ſich anhaͤuft. Wenn an einer Stelle der Scheibe zu viel und an der andern zu wenig Sand ſich beſindet, ſo kann man dadurch, daſt man die Scheibe etwas nach der andern Seite neigt, eine gleichfoͤrmigere Vertheilung des Sandes bewuͤrken.

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/154>, abgerufen am 04.12.2024.