können sich bey einerley Zahl der Knotenlinien auf zwey verschiedene Arten zeigen, es können nähmlich die Krümmungen, oder die meisten Krümmungen der äußersten Linien entweder ein- wärts oder auswärts gehen; im ersten Falle ist der Ton tiefer, als im zweyten. Dieser Un- terschied, welcher nicht als Abänderung, sondern vielmehr als eine wesentliche Verschiedenheit anzusehen ist, findet Statt bey solchen Klangfiguren, wo eine ganze Zahl von Krümmungen vorhanden ist, wie bey 2|0, 3|1, 4|0, 4|2, 5|3, 6|2, 7|2, 7|3, und wahrscheinlich noch bey manchen andern, wo ich es noch nicht beobachtet habe, nicht aber bey solchen, wo andert- halbe oder drittehalbe Krümmung sich zeigt, wie z. B. bey 3|0, 4|1, 5|0, 5|2.
115.
Jn den Abbildungen habe ich die Klangfiguren nach der Tiefe und Höhe der Töne geordnet, und werde auch hier diese Ordnung beybehalten.
Unter allen Schwingungsarten einer Quadratscheibe giebt 1|1, Fig. 63, den tiefsten Ton, man hält dabey die Scheibe in der Mitte, und streicht an einer Ecke. Die Figur kann auch allenfalls so verzerrt werden, daß sie sich als zwey krumme Diagonallinien edh und cmn zeigt.
Die Schwingungsart, welche nächst dieser den tiefsten Ton giebt, ist 2|0 mit ein- wärtsgebogenen Krümmungen, welche sich gewöhnlich, wenn man in der Mitte hält, und mitten an einer Seite streicht, als zwey sich durchkreuzende Diagonallinien, Fig. 64, zeigt, bisweilen aber auch als zwey einwärtsgebogene Linien cnd und emk erscheinen kann. Der Ton ist um eine Quinre höher, als bey Fig. 63.
2|0 mit auswärts gebogenen Krümmungen erscheint zwar bisweilen würklich als zwey auswärts gebogene Linien, meistens aber beynahe wie ein Kreis, oder vielmehr wie ein Viereck mit abgerundeten Ecken Fig. 65, wenn man die Scheibe in der Mitte einer Seite nahe am Rande hält, und an der nächsten Ecke streicht. Der Ton ist um etwas mehr als einen ganzen Ton oder beynahe um eine kleine Terz höher, als bey 2|0 mit einwärts gehenden Krümmungen, Fig. 64, und fast um eine kleine Septime höher, als bey 1|1 Fig. 63. Es klingt diese Schwingungsart voller und stärker als die beyden vorigen, und fast so, als ob der Ton um eine Octave tiefer wäre, als er würklich ist.
2|1, Fig. 66 a, wo der Ton um eine Octave und eine große Terz höher, als bey 1|1 Fig. 63, und um eine große Sexte höher, als bey Fig. 64. ist, erhält man leicht, und me[istens]
koͤnnen ſich bey einerley Zahl der Knotenlinien auf zwey verſchiedene Arten zeigen, es koͤnnen naͤhmlich die Kruͤmmungen, oder die meiſten Kruͤmmungen der aͤußerſten Linien entweder ein- waͤrts oder auswaͤrts gehen; im erſten Falle iſt der Ton tiefer, als im zweyten. Dieſer Un- terſchied, welcher nicht als Abaͤnderung, ſondern vielmehr als eine weſentliche Verſchiedenheit anzuſehen iſt, findet Statt bey ſolchen Klangfiguren, wo eine ganze Zahl von Kruͤmmungen vorhanden iſt, wie bey 2|0, 3|1, 4|0, 4|2, 5|3, 6|2, 7|2, 7|3, und wahrſcheinlich noch bey manchen andern, wo ich es noch nicht beobachtet habe, nicht aber bey ſolchen, wo andert- halbe oder drittehalbe Kruͤmmung ſich zeigt, wie z. B. bey 3|0, 4|1, 5|0, 5|2.
115.
Jn den Abbildungen habe ich die Klangfiguren nach der Tiefe und Hoͤhe der Toͤne geordnet, und werde auch hier dieſe Ordnung beybehalten.
Unter allen Schwingungsarten einer Quadratſcheibe giebt 1|1, Fig. 63, den tiefſten Ton, man haͤlt dabey die Scheibe in der Mitte, und ſtreicht an einer Ecke. Die Figur kann auch allenfalls ſo verzerrt werden, daß ſie ſich als zwey krumme Diagonallinien edh und cmn zeigt.
Die Schwingungsart, welche naͤchſt dieſer den tiefſten Ton giebt, iſt 2|0 mit ein- waͤrtsgebogenen Kruͤmmungen, welche ſich gewoͤhnlich, wenn man in der Mitte haͤlt, und mitten an einer Seite ſtreicht, als zwey ſich durchkreuzende Diagonallinien, Fig. 64, zeigt, bisweilen aber auch als zwey einwaͤrtsgebogene Linien cnd und emk erſcheinen kann. Der Ton iſt um eine Quinre hoͤher, als bey Fig. 63.
2|0 mit auswaͤrts gebogenen Kruͤmmungen erſcheint zwar bisweilen wuͤrklich als zwey auswaͤrts gebogene Linien, meiſtens aber beynahe wie ein Kreis, oder vielmehr wie ein Viereck mit abgerundeten Ecken Fig. 65, wenn man die Scheibe in der Mitte einer Seite nahe am Rande haͤlt, und an der naͤchſten Ecke ſtreicht. Der Ton iſt um etwas mehr als einen ganzen Ton oder beynahe um eine kleine Terz hoͤher, als bey 2|0 mit einwaͤrts gehenden Kruͤmmungen, Fig. 64, und faſt um eine kleine Septime hoͤher, als bey 1|1 Fig. 63. Es klingt dieſe Schwingungsart voller und ſtaͤrker als die beyden vorigen, und faſt ſo, als ob der Ton um eine Octave tiefer waͤre, als er wuͤrklich iſt.
2|1, Fig. 66 a, wo der Ton um eine Octave und eine große Terz hoͤher, als bey 1|1 Fig. 63, und um eine große Sexte hoͤher, als bey Fig. 64. iſt, erhaͤlt man leicht, und me[iſtenſ]
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koͤnnen ſich bey einerley Zahl der Knotenlinien auf zwey verſchiedene Arten zeigen, es koͤnnen
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terſchied, welcher nicht als Abaͤnderung, ſondern vielmehr als eine weſentliche Verſchiedenheit
anzuſehen iſt, findet Statt bey ſolchen Klangfiguren, wo eine ganze Zahl von Kruͤmmungen
vorhanden iſt, wie bey 2|0, 3|1, 4|0, 4|2, 5|3, 6|2, 7|2, 7|3, und wahrſcheinlich noch
bey manchen andern, wo ich es noch nicht beobachtet habe, nicht aber bey ſolchen, wo andert-
halbe oder drittehalbe Kruͤmmung ſich zeigt, wie z. B. bey 3|0, 4|1, 5|0, 5|2.
115.
Jn den Abbildungen habe ich die Klangfiguren nach der Tiefe und Hoͤhe der Toͤne
geordnet, und werde auch hier dieſe Ordnung beybehalten.
Unter allen Schwingungsarten einer Quadratſcheibe giebt 1|1, Fig. 63, den tiefſten
Ton, man haͤlt dabey die Scheibe in der Mitte, und ſtreicht an einer Ecke. Die Figur kann
auch allenfalls ſo verzerrt werden, daß ſie ſich als zwey krumme Diagonallinien edh und
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Die Schwingungsart, welche naͤchſt dieſer den tiefſten Ton giebt, iſt 2|0 mit ein-
waͤrtsgebogenen Kruͤmmungen, welche ſich gewoͤhnlich, wenn man in der Mitte haͤlt, und
mitten an einer Seite ſtreicht, als zwey ſich durchkreuzende Diagonallinien, Fig. 64, zeigt,
bisweilen aber auch als zwey einwaͤrtsgebogene Linien cnd und emk erſcheinen kann. Der
Ton iſt um eine Quinre hoͤher, als bey Fig. 63.
2|0 mit auswaͤrts gebogenen Kruͤmmungen erſcheint zwar bisweilen wuͤrklich als
zwey auswaͤrts gebogene Linien, meiſtens aber beynahe wie ein Kreis, oder vielmehr wie ein
Viereck mit abgerundeten Ecken Fig. 65, wenn man die Scheibe in der Mitte einer Seite nahe
am Rande haͤlt, und an der naͤchſten Ecke ſtreicht. Der Ton iſt um etwas mehr als einen
ganzen Ton oder beynahe um eine kleine Terz hoͤher, als bey 2|0 mit einwaͤrts gehenden
Kruͤmmungen, Fig. 64, und faſt um eine kleine Septime hoͤher, als bey 1|1 Fig. 63. Es
klingt dieſe Schwingungsart voller und ſtaͤrker als die beyden vorigen, und faſt ſo, als ob der
Ton um eine Octave tiefer waͤre, als er wuͤrklich iſt.
2|1, Fig. 66 a, wo der Ton um eine Octave und eine große Terz hoͤher, als bey 1|1
Fig. 63, und um eine große Sexte hoͤher, als bey Fig. 64. iſt, erhaͤlt man leicht, und meiſtenſ
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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/166>, abgerufen am 22.07.2024.
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