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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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erstern Falle, ist die Gestalt meistens, wie Fig. 73. a; aber bey einer kleinen Verrückung der
gehaltenen Stelle nach außen kann sie auch als vier solche Linien, Fig. 73. b, erscheinen. Ganz
gerade wollten sich die Linien nie zeigen.

Bey 4|1 können alle Linien gerade seyn, wie bey Fig. 74. a; man hält die Scheibe
an der nächsten Stelle, wo die beyden Linien sich schneiden, und streicht entweder an derselben
Seite näher nach der Ecke zu, oder an der rechten Seite zwischen zwey Linien. Bey verän-
derten Verfahren können fast an jeder Quadratscheibe die Linien so verzerrt werden, daß
Fig. 74. b daraus wird; man hält, um dieses zu bewürken, die Scheibe näher an einer Ecke,
da wo die zwey Linien sich schneiden, und streicht an der nächsten Stelle des Randes zwischen
zwey Linien. Der Ton ist bey beyden ganz einerley, so verschieden diese Figuren sich auch
zeigen; ich habe einigemahl den Uebergang der einen Figur zur andern wahrgenommen.

3|3 erscheint meistens regelmäßig, wie Fig. 75, kann sich aber bisweilen auch in
6 schiefe wellenförmige Linien verwandeln, so wie ich ähnliche Verzerrungen schon bey 2|1,
2|2 und 3|2 gezeigt habe.

4|2 habe ich an einer Quadratscheibe nie mit geraden Linien erhalten können, es ist
aber Fig. 76. allem Ansehn nach nichts anders, als eine Verzerrung von 4|2 mit einwärts-
gehenden und Fig. 77. eine Verzerrung von 4|2 mit auswärtsgehenden Krümmungen der
äußern Linien. Es giebt auch Fig. 76. einen etwas tiefern Ton, als Fig. 77, so wie allemahl
bey Schwingungsarten, die entweder mit einwärts oder auswärts gebogenen Krümmungen
der äußern Linien erscheinen, im ersten Falle der Ton tiefer ist. Jn meiner Schrift: Ent-
deckungen über die Theorie des Klanges habe ich sowohl S. 58, als auch in den Kupfertafeln
beyde Figuren durch ein Versehen in Ansehung des Tones mit einander verwechselt. Fig. 76.
ist leicht zu erhalten, wenn man die Scheibe in der Mitte hält, oder in dem Falle, daß sie zu
groß ist, um mit zwey Fingerspitzen in der Mitte gehalten zu werden, sie auf eine nicht allzu-
harte Unterlage (etwa ein Stückchen Kork oder zusammengedrehtes Papier) mit einer Finger-
spitze aufdrückt, und, damit nicht etwa Fig. 64. erscheine, sondern sich an jeder Seite noch
eine krumme Linie bilde, eine Stelle, wohin eine solche Linie fällt, mit noch einem Finger
gelinde berührt, und an der nächsten Stelle des Randes mitten an einer Seite streicht.
Fig. 77. erhält man, wenn man eine Stelle einer Knotenlinie hält und zugleich eine Stelle
einer andern Linie zunächst an einer Ecke mit einem Finger berührt, und an der nächsten Ecke
stre[ich]t. Es ist diese Figur, so wie alle solche, wo nirgends zwey Knotenlinien einander

erſtern Falle, iſt die Geſtalt meiſtens, wie Fig. 73. a; aber bey einer kleinen Verruͤckung der
gehaltenen Stelle nach außen kann ſie auch als vier ſolche Linien, Fig. 73. b, erſcheinen. Ganz
gerade wollten ſich die Linien nie zeigen.

Bey 4|1 koͤnnen alle Linien gerade ſeyn, wie bey Fig. 74. a; man haͤlt die Scheibe
an der naͤchſten Stelle, wo die beyden Linien ſich ſchneiden, und ſtreicht entweder an derſelben
Seite naͤher nach der Ecke zu, oder an der rechten Seite zwiſchen zwey Linien. Bey veraͤn-
derten Verfahren koͤnnen faſt an jeder Quadratſcheibe die Linien ſo verzerrt werden, daß
Fig. 74. b daraus wird; man haͤlt, um dieſes zu bewuͤrken, die Scheibe naͤher an einer Ecke,
da wo die zwey Linien ſich ſchneiden, und ſtreicht an der naͤchſten Stelle des Randes zwiſchen
zwey Linien. Der Ton iſt bey beyden ganz einerley, ſo verſchieden dieſe Figuren ſich auch
zeigen; ich habe einigemahl den Uebergang der einen Figur zur andern wahrgenommen.

3|3 erſcheint meiſtens regelmaͤßig, wie Fig. 75, kann ſich aber bisweilen auch in
6 ſchiefe wellenfoͤrmige Linien verwandeln, ſo wie ich aͤhnliche Verzerrungen ſchon bey 2|1,
2|2 und 3|2 gezeigt habe.

4|2 habe ich an einer Quadratſcheibe nie mit geraden Linien erhalten koͤnnen, es iſt
aber Fig. 76. allem Anſehn nach nichts anders, als eine Verzerrung von 4|2 mit einwaͤrts-
gehenden und Fig. 77. eine Verzerrung von 4|2 mit auswaͤrtsgehenden Kruͤmmungen der
aͤußern Linien. Es giebt auch Fig. 76. einen etwas tiefern Ton, als Fig. 77, ſo wie allemahl
bey Schwingungsarten, die entweder mit einwaͤrts oder auswaͤrts gebogenen Kruͤmmungen
der aͤußern Linien erſcheinen, im erſten Falle der Ton tiefer iſt. Jn meiner Schrift: Ent-
deckungen uͤber die Theorie des Klanges habe ich ſowohl S. 58, als auch in den Kupfertafeln
beyde Figuren durch ein Verſehen in Anſehung des Tones mit einander verwechſelt. Fig. 76.
iſt leicht zu erhalten, wenn man die Scheibe in der Mitte haͤlt, oder in dem Falle, daß ſie zu
groß iſt, um mit zwey Fingerſpitzen in der Mitte gehalten zu werden, ſie auf eine nicht allzu-
harte Unterlage (etwa ein Stuͤckchen Kork oder zuſammengedrehtes Papier) mit einer Finger-
ſpitze aufdruͤckt, und, damit nicht etwa Fig. 64. erſcheine, ſondern ſich an jeder Seite noch
eine krumme Linie bilde, eine Stelle, wohin eine ſolche Linie faͤllt, mit noch einem Finger
gelinde beruͤhrt, und an der naͤchſten Stelle des Randes mitten an einer Seite ſtreicht.
Fig. 77. erhaͤlt man, wenn man eine Stelle einer Knotenlinie haͤlt und zugleich eine Stelle
einer andern Linie zunaͤchſt an einer Ecke mit einem Finger beruͤhrt, und an der naͤchſten Ecke
ſtre[ich]t. Es iſt dieſe Figur, ſo wie alle ſolche, wo nirgends zwey Knotenlinien einander

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[135/0169] erſtern Falle, iſt die Geſtalt meiſtens, wie Fig. 73. a; aber bey einer kleinen Verruͤckung der gehaltenen Stelle nach außen kann ſie auch als vier ſolche Linien, Fig. 73. b, erſcheinen. Ganz gerade wollten ſich die Linien nie zeigen. Bey 4|1 koͤnnen alle Linien gerade ſeyn, wie bey Fig. 74. a; man haͤlt die Scheibe an der naͤchſten Stelle, wo die beyden Linien ſich ſchneiden, und ſtreicht entweder an derſelben Seite naͤher nach der Ecke zu, oder an der rechten Seite zwiſchen zwey Linien. Bey veraͤn- derten Verfahren koͤnnen faſt an jeder Quadratſcheibe die Linien ſo verzerrt werden, daß Fig. 74. b daraus wird; man haͤlt, um dieſes zu bewuͤrken, die Scheibe naͤher an einer Ecke, da wo die zwey Linien ſich ſchneiden, und ſtreicht an der naͤchſten Stelle des Randes zwiſchen zwey Linien. Der Ton iſt bey beyden ganz einerley, ſo verſchieden dieſe Figuren ſich auch zeigen; ich habe einigemahl den Uebergang der einen Figur zur andern wahrgenommen. 3|3 erſcheint meiſtens regelmaͤßig, wie Fig. 75, kann ſich aber bisweilen auch in 6 ſchiefe wellenfoͤrmige Linien verwandeln, ſo wie ich aͤhnliche Verzerrungen ſchon bey 2|1, 2|2 und 3|2 gezeigt habe. 4|2 habe ich an einer Quadratſcheibe nie mit geraden Linien erhalten koͤnnen, es iſt aber Fig. 76. allem Anſehn nach nichts anders, als eine Verzerrung von 4|2 mit einwaͤrts- gehenden und Fig. 77. eine Verzerrung von 4|2 mit auswaͤrtsgehenden Kruͤmmungen der aͤußern Linien. Es giebt auch Fig. 76. einen etwas tiefern Ton, als Fig. 77, ſo wie allemahl bey Schwingungsarten, die entweder mit einwaͤrts oder auswaͤrts gebogenen Kruͤmmungen der aͤußern Linien erſcheinen, im erſten Falle der Ton tiefer iſt. Jn meiner Schrift: Ent- deckungen uͤber die Theorie des Klanges habe ich ſowohl S. 58, als auch in den Kupfertafeln beyde Figuren durch ein Verſehen in Anſehung des Tones mit einander verwechſelt. Fig. 76. iſt leicht zu erhalten, wenn man die Scheibe in der Mitte haͤlt, oder in dem Falle, daß ſie zu groß iſt, um mit zwey Fingerſpitzen in der Mitte gehalten zu werden, ſie auf eine nicht allzu- harte Unterlage (etwa ein Stuͤckchen Kork oder zuſammengedrehtes Papier) mit einer Finger- ſpitze aufdruͤckt, und, damit nicht etwa Fig. 64. erſcheine, ſondern ſich an jeder Seite noch eine krumme Linie bilde, eine Stelle, wohin eine ſolche Linie faͤllt, mit noch einem Finger gelinde beruͤhrt, und an der naͤchſten Stelle des Randes mitten an einer Seite ſtreicht. Fig. 77. erhaͤlt man, wenn man eine Stelle einer Knotenlinie haͤlt und zugleich eine Stelle einer andern Linie zunaͤchſt an einer Ecke mit einem Finger beruͤhrt, und an der naͤchſten Ecke ſtreicht. Es iſt dieſe Figur, ſo wie alle ſolche, wo nirgends zwey Knotenlinien einander

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/169>, abgerufen am 17.05.2024.