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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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hörern botanische Excursionen u. s. w. um mich dadurch in der Folge zu einer Professur zu
legitimiren, wozu damals einige Aussichten vorhanden waren. Für Naturkunde hatte ich
besonders deshalb eine vorzügliche Neigung, weil ich hoffte, durch mancherley Untersuchungen
ihr einigen Zuwachs verschaffen zu können. Ueberhaupt fühlte ich einen unwiederstehlichen
Trieb in mir, durch irgend etwas, es sey durch wissenschaftliche Entdeckungen, oder durch eine
Erfindung, oder sonst durch eine von dem gewöhnlichen Gange der Dinge abweichende Unter-
nehmung mich bemerkbar zumachen *), welche kleine Eitelkeit man sehr verzeihlich finden wird,
da sie mich zu mehrerer Anstrengung antrieb, und eine entfernte Hoffnung ihrer Erfüllung allein
im Stande war, zu verhindern, daß ich durch die Umstände nicht ganz niedergedrückt ward.

Ziemlich spät, nähmlich erst im 19ten Jahre hatte ich angefangen etwas Klavierspie-
len zu erlernen, und las nachher verschiedene Schriften über die Tonkunst, wobey ich fand,
daß die physisch-mathematischen Voraussetzungen derselben weit mangelhafter waren bearbeitet
worden, als manche andere Fächer der Naturkunde, weshalb ich glaubte, daß darin am
meisten würde zu entdecken seyn. Bey einigen Versuchen, die ich über die bekannten Schwin-
gungen der Saiten, und über die von Daniel Bernoulli und L. Euler zuerst bestimmten
Schwingungen eines Stabes anstellte, stimmte die Erfahrung mit der Theorie völlig überein,
bey manchen klingenden Körpern ward das nicht von der Erfahrung bestätigt, was darüber
gesagt war, und über die Schwingungsarten und Tonverhältnisse verschiedener Arten von
klingenden Körpern fand ich nirgends Belehrung. Unter andern hatte ich bemerkt, daß eine
jede nicht gar zu kleine Glas- oder Metallscheibe mannigfaltige Töne gab, wenn ich sie an
verschiedenen Stellen hielt und anschlug, und wünschte den Grund dieser noch von niemanden
untersuchten Verschiedenheit der Töne zu wissen. Jch spannte eine messingene Scheibe, die
zu einer Schleifmaschine gehörte, an einem in ihrer Mitte befindlichen Zapfen in einen Schrau-
benstock, und bemerkte, daß durch Striche mit dem Violinbogen sich darauf verschiedene Töne
hervorbringen ließen, die stärker und anhaltender waren, als man sie durch Anschlagen erhal-
ten kann. Daß nicht nur Saiten, sondern auch andere elastische Körper durch Streichen mit
dem Violinbogen zum Klingen können gebracht werden, ist keine Erfindung von mir, indem
die Eisenvioline längst bekannt war, und ich auch Nachrichten von einem in Jtalien vom

*) - - - - tentanda via est, qua me quoque possim
Tollere humo
- - - fiel mir dabey öfters ein.

hoͤrern botaniſche Excurſionen u. ſ. w. um mich dadurch in der Folge zu einer Profeſſur zu
legitimiren, wozu damals einige Ausſichten vorhanden waren. Fuͤr Naturkunde hatte ich
beſonders deshalb eine vorzuͤgliche Neigung, weil ich hoffte, durch mancherley Unterſuchungen
ihr einigen Zuwachs verſchaffen zu koͤnnen. Ueberhaupt fuͤhlte ich einen unwiederſtehlichen
Trieb in mir, durch irgend etwas, es ſey durch wiſſenſchaftliche Entdeckungen, oder durch eine
Erfindung, oder ſonſt durch eine von dem gewoͤhnlichen Gange der Dinge abweichende Unter-
nehmung mich bemerkbar zumachen *), welche kleine Eitelkeit man ſehr verzeihlich finden wird,
da ſie mich zu mehrerer Anſtrengung antrieb, und eine entfernte Hoffnung ihrer Erfuͤllung allein
im Stande war, zu verhindern, daß ich durch die Umſtaͤnde nicht ganz niedergedruͤckt ward.

Ziemlich ſpaͤt, naͤhmlich erſt im 19ten Jahre hatte ich angefangen etwas Klavierſpie-
len zu erlernen, und las nachher verſchiedene Schriften uͤber die Tonkunſt, wobey ich fand,
daß die phyſiſch-mathematiſchen Vorausſetzungen derſelben weit mangelhafter waren bearbeitet
worden, als manche andere Faͤcher der Naturkunde, weshalb ich glaubte, daß darin am
meiſten wuͤrde zu entdecken ſeyn. Bey einigen Verſuchen, die ich uͤber die bekannten Schwin-
gungen der Saiten, und uͤber die von Daniel Bernoulli und L. Euler zuerſt beſtimmten
Schwingungen eines Stabes anſtellte, ſtimmte die Erfahrung mit der Theorie voͤllig uͤberein,
bey manchen klingenden Koͤrpern ward das nicht von der Erfahrung beſtaͤtigt, was daruͤber
geſagt war, und uͤber die Schwingungsarten und Tonverhaͤltniſſe verſchiedener Arten von
klingenden Koͤrpern fand ich nirgends Belehrung. Unter andern hatte ich bemerkt, daß eine
jede nicht gar zu kleine Glas- oder Metallſcheibe mannigfaltige Toͤne gab, wenn ich ſie an
verſchiedenen Stellen hielt und anſchlug, und wuͤnſchte den Grund dieſer noch von niemanden
unterſuchten Verſchiedenheit der Toͤne zu wiſſen. Jch ſpannte eine meſſingene Scheibe, die
zu einer Schleifmaſchine gehoͤrte, an einem in ihrer Mitte befindlichen Zapfen in einen Schrau-
benſtock, und bemerkte, daß durch Striche mit dem Violinbogen ſich darauf verſchiedene Toͤne
hervorbringen ließen, die ſtaͤrker und anhaltender waren, als man ſie durch Anſchlagen erhal-
ten kann. Daß nicht nur Saiten, ſondern auch andere elaſtiſche Koͤrper durch Streichen mit
dem Violinbogen zum Klingen koͤnnen gebracht werden, iſt keine Erfindung von mir, indem
die Eiſenvioline laͤngſt bekannt war, und ich auch Nachrichten von einem in Jtalien vom

*) – – – – tentanda via est, qua me quoque possim
Tollere humo
– – – fiel mir dabey oͤfters ein.
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[XVI/0018] hoͤrern botaniſche Excurſionen u. ſ. w. um mich dadurch in der Folge zu einer Profeſſur zu legitimiren, wozu damals einige Ausſichten vorhanden waren. Fuͤr Naturkunde hatte ich beſonders deshalb eine vorzuͤgliche Neigung, weil ich hoffte, durch mancherley Unterſuchungen ihr einigen Zuwachs verſchaffen zu koͤnnen. Ueberhaupt fuͤhlte ich einen unwiederſtehlichen Trieb in mir, durch irgend etwas, es ſey durch wiſſenſchaftliche Entdeckungen, oder durch eine Erfindung, oder ſonſt durch eine von dem gewoͤhnlichen Gange der Dinge abweichende Unter- nehmung mich bemerkbar zumachen *), welche kleine Eitelkeit man ſehr verzeihlich finden wird, da ſie mich zu mehrerer Anſtrengung antrieb, und eine entfernte Hoffnung ihrer Erfuͤllung allein im Stande war, zu verhindern, daß ich durch die Umſtaͤnde nicht ganz niedergedruͤckt ward. Ziemlich ſpaͤt, naͤhmlich erſt im 19ten Jahre hatte ich angefangen etwas Klavierſpie- len zu erlernen, und las nachher verſchiedene Schriften uͤber die Tonkunſt, wobey ich fand, daß die phyſiſch-mathematiſchen Vorausſetzungen derſelben weit mangelhafter waren bearbeitet worden, als manche andere Faͤcher der Naturkunde, weshalb ich glaubte, daß darin am meiſten wuͤrde zu entdecken ſeyn. Bey einigen Verſuchen, die ich uͤber die bekannten Schwin- gungen der Saiten, und uͤber die von Daniel Bernoulli und L. Euler zuerſt beſtimmten Schwingungen eines Stabes anſtellte, ſtimmte die Erfahrung mit der Theorie voͤllig uͤberein, bey manchen klingenden Koͤrpern ward das nicht von der Erfahrung beſtaͤtigt, was daruͤber geſagt war, und uͤber die Schwingungsarten und Tonverhaͤltniſſe verſchiedener Arten von klingenden Koͤrpern fand ich nirgends Belehrung. Unter andern hatte ich bemerkt, daß eine jede nicht gar zu kleine Glas- oder Metallſcheibe mannigfaltige Toͤne gab, wenn ich ſie an verſchiedenen Stellen hielt und anſchlug, und wuͤnſchte den Grund dieſer noch von niemanden unterſuchten Verſchiedenheit der Toͤne zu wiſſen. Jch ſpannte eine meſſingene Scheibe, die zu einer Schleifmaſchine gehoͤrte, an einem in ihrer Mitte befindlichen Zapfen in einen Schrau- benſtock, und bemerkte, daß durch Striche mit dem Violinbogen ſich darauf verſchiedene Toͤne hervorbringen ließen, die ſtaͤrker und anhaltender waren, als man ſie durch Anſchlagen erhal- ten kann. Daß nicht nur Saiten, ſondern auch andere elaſtiſche Koͤrper durch Streichen mit dem Violinbogen zum Klingen koͤnnen gebracht werden, iſt keine Erfindung von mir, indem die Eiſenvioline laͤngſt bekannt war, und ich auch Nachrichten von einem in Jtalien vom *) – – – – tentanda via est, qua me quoque possim Tollere humo – – – fiel mir dabey oͤfters ein.

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. XVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/18>, abgerufen am 24.11.2024.