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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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Denen, die aus Theilnahme gefragt haben, oder auch noch fragen möchten, ob ich
denn wirklich auf meinen Reisen den gewünschten Vortheil gefunden habe, antworte ich, daß
jede Reise mir zwar keine Reichthümer, aber doch mehr Vortheil als Schaden gebracht hat,
so daß ich bey meinen nicht allzugroßen Prätensionen und Bedürfnissen damit zufrieden seyn
kann. Vielleicht hätte ich bisweilen noch mehr Vortheil erhalten können, wenn ich etwas von
der Unbescheidenheit und Zudringlichkeit, die mancher Tonkünstler, eben nicht zur Ehre der
Kunst, sich zu Schulden kommen läßt, hätte anwenden wollen. Uebrigens finde ich auch viel
belohnendes in der von so manchen vorzüglichen Personen genossenen guten Aufnahme, die
mir gewiß alle unvergeßlich sind, ohngeachtet ich auf meinen Reisen nichts weiter, als den
Tag der Ankunft an einem Orte, und den Tag der Abreise angemerkt habe. Auch kommt
mir bey meinen Reisen sowohl wie bey meinen Arbeiten eine feste Gesundheit, wie auch eine
durch die ehemaligen Verhältnisse und durch die Vereitelung vieler Wünsche zur Gewohnheit
gewordene Unempfindlichkeit gegen manches Unangenehme, aber desto mehrere Empfänglichkeit
für jede Art von angenehmen Eindrücken sehr wohl zu Statten.



Denen, die aus Theilnahme gefragt haben, oder auch noch fragen moͤchten, ob ich
denn wirklich auf meinen Reiſen den gewuͤnſchten Vortheil gefunden habe, antworte ich, daß
jede Reiſe mir zwar keine Reichthuͤmer, aber doch mehr Vortheil als Schaden gebracht hat,
ſo daß ich bey meinen nicht allzugroßen Praͤtenſionen und Beduͤrfniſſen damit zufrieden ſeyn
kann. Vielleicht haͤtte ich bisweilen noch mehr Vortheil erhalten koͤnnen, wenn ich etwas von
der Unbeſcheidenheit und Zudringlichkeit, die mancher Tonkuͤnſtler, eben nicht zur Ehre der
Kunſt, ſich zu Schulden kommen laͤßt, haͤtte anwenden wollen. Uebrigens finde ich auch viel
belohnendes in der von ſo manchen vorzuͤglichen Perſonen genoſſenen guten Aufnahme, die
mir gewiß alle unvergeßlich ſind, ohngeachtet ich auf meinen Reiſen nichts weiter, als den
Tag der Ankunft an einem Orte, und den Tag der Abreiſe angemerkt habe. Auch kommt
mir bey meinen Reiſen ſowohl wie bey meinen Arbeiten eine feſte Geſundheit, wie auch eine
durch die ehemaligen Verhaͤltniſſe und durch die Vereitelung vieler Wuͤnſche zur Gewohnheit
gewordene Unempfindlichkeit gegen manches Unangenehme, aber deſto mehrere Empfaͤnglichkeit
fuͤr jede Art von angenehmen Eindruͤcken ſehr wohl zu Statten.



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[XXII/0024] Denen, die aus Theilnahme gefragt haben, oder auch noch fragen moͤchten, ob ich denn wirklich auf meinen Reiſen den gewuͤnſchten Vortheil gefunden habe, antworte ich, daß jede Reiſe mir zwar keine Reichthuͤmer, aber doch mehr Vortheil als Schaden gebracht hat, ſo daß ich bey meinen nicht allzugroßen Praͤtenſionen und Beduͤrfniſſen damit zufrieden ſeyn kann. Vielleicht haͤtte ich bisweilen noch mehr Vortheil erhalten koͤnnen, wenn ich etwas von der Unbeſcheidenheit und Zudringlichkeit, die mancher Tonkuͤnſtler, eben nicht zur Ehre der Kunſt, ſich zu Schulden kommen laͤßt, haͤtte anwenden wollen. Uebrigens finde ich auch viel belohnendes in der von ſo manchen vorzuͤglichen Perſonen genoſſenen guten Aufnahme, die mir gewiß alle unvergeßlich ſind, ohngeachtet ich auf meinen Reiſen nichts weiter, als den Tag der Ankunft an einem Orte, und den Tag der Abreiſe angemerkt habe. Auch kommt mir bey meinen Reiſen ſowohl wie bey meinen Arbeiten eine feſte Geſundheit, wie auch eine durch die ehemaligen Verhaͤltniſſe und durch die Vereitelung vieler Wuͤnſche zur Gewohnheit gewordene Unempfindlichkeit gegen manches Unangenehme, aber deſto mehrere Empfaͤnglichkeit fuͤr jede Art von angenehmen Eindruͤcken ſehr wohl zu Statten.

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. XXII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/24>, abgerufen am 24.11.2024.