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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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Bewegung dauert so lange fort, bis sie durch irgend einen innern oder äußern Widerstand
gehindert wird. Ein Körper kann elastisch seyn 1) durch Spannung, wie eine Saite
oder überhaupt jeder biegsame Körper, 2) durch Zusammendrückung, wie die
Luft oder überhaupt ausdehnbar flüssige Materien durch den Druck der Athmosphäre.
3) durch seinen innern Zusammenhang, wie z. B. ein Stab von Glas, Eisen,
Holz, oder eine Glecke, und überhaupt jeder steife Körper.

3.

Wenn eine zitternde Bewegung soll hörbar seyn, wird erfordert

1) daß sie schnell genug geschehe. Man nimmt gemeiniglich an, daß wenigstens un-
gefähr 30 Schwingungen in einer Secunde geschehen müssen, wenn eine schwingende
Bewegung von den menschlichen Gehörwerkzeugen soll empfunden werden.
2) daß diese Bewegung stark genug sey. Die Stärke, mit welcher sie auf das Gehör
würkt, kann abhängen von der Größe und von der Elasticität des zitternden Körpers,
von der Kraft, mit welcher er in Bewegung gesetzt wird, von der Entfernung des-
selben, und von der Leitungsfähigkeit der Materien, durch welche die Bewegung bis
zu den Gehörwerkzeugen verbreitet wird.
3) daß die Gehörwerkzeuge eine hierzu taugliche Beschaffenheit haben. Es können diese
bey Menschen und sonst bey verschiedenen Thierarten so verschieden seyn, daß schon
deshalb sich keine absolute Gränze der Hörbarkeit angeben läßt.

Wenn eine zitternde Bewegung auch nicht im Stande ist, auf das Gehör zu würken,
so richtet sie sich doch nach eben denselben Gesetzen, wie die hörbaren Schwingungen, und
ist also davon nicht wesentlich verschieden. Wenn z. B. eine gespannte Saite so lang ist, daß
sie 4 Schwingungen in einer Secunde macht, so kann man die Gestaltveränderungen sehen und
die Schwingungen zählen, man hört aber nichts. Verkürzt man die Saite immer um die
Hälfte, so daß sie nach und nach 8, 16 und immer mehrere Schwingungen in einer Secuude
machen muß, so wird man erst ungefähr von 32 an eine Würkung auf das Gehör bemerken,
obgleich vorher ebendieselben Naturgesetze Statt fanden.

4.

Hörbare Schwingungen eines elastischen Körpers nennt man einen Schall. Die
Akustik ist die Lehre vom Schalle.

Bewegung dauert ſo lange fort, bis ſie durch irgend einen innern oder aͤußern Widerſtand
gehindert wird. Ein Koͤrper kann elaſtiſch ſeyn 1) durch Spannung, wie eine Saite
oder uͤberhaupt jeder biegſame Koͤrper, 2) durch Zuſammendruͤckung, wie die
Luft oder uͤberhaupt ausdehnbar fluͤſſige Materien durch den Druck der Athmoſphaͤre.
3) durch ſeinen innern Zuſammenhang, wie z. B. ein Stab von Glas, Eiſen,
Holz, oder eine Glecke, und uͤberhaupt jeder ſteife Koͤrper.

3.

Wenn eine zitternde Bewegung ſoll hoͤrbar ſeyn, wird erfordert

1) daß ſie ſchnell genug geſchehe. Man nimmt gemeiniglich an, daß wenigſtens un-
gefaͤhr 30 Schwingungen in einer Secunde geſchehen muͤſſen, wenn eine ſchwingende
Bewegung von den menſchlichen Gehoͤrwerkzeugen ſoll empfunden werden.
2) daß dieſe Bewegung ſtark genug ſey. Die Staͤrke, mit welcher ſie auf das Gehoͤr
wuͤrkt, kann abhaͤngen von der Groͤße und von der Elaſticitaͤt des zitternden Koͤrpers,
von der Kraft, mit welcher er in Bewegung geſetzt wird, von der Entfernung deſ-
ſelben, und von der Leitungsfaͤhigkeit der Materien, durch welche die Bewegung bis
zu den Gehoͤrwerkzeugen verbreitet wird.
3) daß die Gehoͤrwerkzeuge eine hierzu taugliche Beſchaffenheit haben. Es koͤnnen dieſe
bey Menſchen und ſonſt bey verſchiedenen Thierarten ſo verſchieden ſeyn, daß ſchon
deshalb ſich keine abſolute Graͤnze der Hoͤrbarkeit angeben laͤßt.

Wenn eine zitternde Bewegung auch nicht im Stande iſt, auf das Gehoͤr zu wuͤrken,
ſo richtet ſie ſich doch nach eben denſelben Geſetzen, wie die hoͤrbaren Schwingungen, und
iſt alſo davon nicht weſentlich verſchieden. Wenn z. B. eine geſpannte Saite ſo lang iſt, daß
ſie 4 Schwingungen in einer Secunde macht, ſo kann man die Geſtaltveraͤnderungen ſehen und
die Schwingungen zaͤhlen, man hoͤrt aber nichts. Verkuͤrzt man die Saite immer um die
Haͤlfte, ſo daß ſie nach und nach 8, 16 und immer mehrere Schwingungen in einer Secuude
machen muß, ſo wird man erſt ungefaͤhr von 32 an eine Wuͤrkung auf das Gehoͤr bemerken,
obgleich vorher ebendieſelben Naturgeſetze Statt fanden.

4.

Hoͤrbare Schwingungen eines elaſtiſchen Koͤrpers nennt man einen Schall. Die
Akuſtik iſt die Lehre vom Schalle.

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[2/0036] Bewegung dauert ſo lange fort, bis ſie durch irgend einen innern oder aͤußern Widerſtand gehindert wird. Ein Koͤrper kann elaſtiſch ſeyn 1) durch Spannung, wie eine Saite oder uͤberhaupt jeder biegſame Koͤrper, 2) durch Zuſammendruͤckung, wie die Luft oder uͤberhaupt ausdehnbar fluͤſſige Materien durch den Druck der Athmoſphaͤre. 3) durch ſeinen innern Zuſammenhang, wie z. B. ein Stab von Glas, Eiſen, Holz, oder eine Glecke, und uͤberhaupt jeder ſteife Koͤrper. 3. Wenn eine zitternde Bewegung ſoll hoͤrbar ſeyn, wird erfordert 1) daß ſie ſchnell genug geſchehe. Man nimmt gemeiniglich an, daß wenigſtens un- gefaͤhr 30 Schwingungen in einer Secunde geſchehen muͤſſen, wenn eine ſchwingende Bewegung von den menſchlichen Gehoͤrwerkzeugen ſoll empfunden werden. 2) daß dieſe Bewegung ſtark genug ſey. Die Staͤrke, mit welcher ſie auf das Gehoͤr wuͤrkt, kann abhaͤngen von der Groͤße und von der Elaſticitaͤt des zitternden Koͤrpers, von der Kraft, mit welcher er in Bewegung geſetzt wird, von der Entfernung deſ- ſelben, und von der Leitungsfaͤhigkeit der Materien, durch welche die Bewegung bis zu den Gehoͤrwerkzeugen verbreitet wird. 3) daß die Gehoͤrwerkzeuge eine hierzu taugliche Beſchaffenheit haben. Es koͤnnen dieſe bey Menſchen und ſonſt bey verſchiedenen Thierarten ſo verſchieden ſeyn, daß ſchon deshalb ſich keine abſolute Graͤnze der Hoͤrbarkeit angeben laͤßt. Wenn eine zitternde Bewegung auch nicht im Stande iſt, auf das Gehoͤr zu wuͤrken, ſo richtet ſie ſich doch nach eben denſelben Geſetzen, wie die hoͤrbaren Schwingungen, und iſt alſo davon nicht weſentlich verſchieden. Wenn z. B. eine geſpannte Saite ſo lang iſt, daß ſie 4 Schwingungen in einer Secunde macht, ſo kann man die Geſtaltveraͤnderungen ſehen und die Schwingungen zaͤhlen, man hoͤrt aber nichts. Verkuͤrzt man die Saite immer um die Haͤlfte, ſo daß ſie nach und nach 8, 16 und immer mehrere Schwingungen in einer Secuude machen muß, ſo wird man erſt ungefaͤhr von 32 an eine Wuͤrkung auf das Gehoͤr bemerken, obgleich vorher ebendieſelben Naturgeſetze Statt fanden. 4. Hoͤrbare Schwingungen eines elaſtiſchen Koͤrpers nennt man einen Schall. Die Akuſtik iſt die Lehre vom Schalle.

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/36>, abgerufen am 26.11.2024.