Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.2. Anm. Jn Funks Abhandlung de sono et tono, welche sich auch deutsch im Leivziger Ma- gazin für Naturlehre und Mathematik 1781 befindet, ist der Ausdruck mancher Schriftsteller: ein Ton entstehe aus der Vergleichung mehrer Schälle, welcher nichts anders bedeuten soll, als man sehe bey dem Worte: Ton, blos auf die mehrere oder mindere Geschwindigkeit, gänzlich mißverstanden worden. 7. Die Akustik untersucht 1) die Zeitverhältnisse der schwingenden Bewegungen überhaupt, ohne auf die Ei- genschaften und Gestaltveränderungen der zirternden Körper Rücksicht zu nehmen, und dieser Theil wird die Tonlehie genannt. 2) die Schwingungsgesetze eines jeden elastischen Körpers, 3) die Verbreitung des Schalles, 4) die Empfindung desselben vermittelst der Gehörwerkzeuge. Diese Ordnung wird in gegenwärtiger Schrift befolgt werden. Die allgemeine Ton- Anm. Es ist ganz unrichtig, wenn die Lehre vom Schalle in den meisten physischen Lehrbüchern bey der Lehre von der Luft abgehandelt wird, indem andere elastische Körper ebensowohl als die Luft, und manche noch mehr im Stande sind zu schallen, und den Schall anderer Körper zu ver- breiten. Schicklicher wird es also seyn, diesen Theil der Naturlehre bey der Lehre von der Bewegung abzuhandeln, und zwar zunächst bey der Lehre von den Pendelschwingungen, mit der sie in naher Beziehung steht. 2. Anm. Jn Funks Abhandlung de sono et tono, welche ſich auch deutſch im Leivziger Ma- gazin fuͤr Naturlehre und Mathematik 1781 befindet, iſt der Ausdruck mancher Schriftſteller: ein Ton entſtehe aus der Vergleichung mehrer Schaͤlle, welcher nichts anders bedeuten ſoll, als man ſehe bey dem Worte: Ton, blos auf die mehrere oder mindere Geſchwindigkeit, gaͤnzlich mißverſtanden worden. 7. Die Akuſtik unterſucht 1) die Zeitverhaͤltniſſe der ſchwingenden Bewegungen uͤberhaupt, ohne auf die Ei- genſchaften und Geſtaltveraͤnderungen der zirternden Koͤrper Ruͤckſicht zu nehmen, und dieſer Theil wird die Tonlehie genannt. 2) die Schwingungsgeſetze eines jeden elaſtiſchen Koͤrpers, 3) die Verbreitung des Schalles, 4) die Empfindung deſſelben vermittelſt der Gehoͤrwerkzeuge. Dieſe Ordnung wird in gegenwaͤrtiger Schrift befolgt werden. Die allgemeine Ton- Anm. Es iſt ganz unrichtig, wenn die Lehre vom Schalle in den meiſten phyſiſchen Lehrbuͤchern bey der Lehre von der Luft abgehandelt wird, indem andere elaſtiſche Koͤrper ebenſowohl als die Luft, und manche noch mehr im Stande ſind zu ſchallen, und den Schall anderer Koͤrper zu ver- breiten. Schicklicher wird es alſo ſeyn, dieſen Theil der Naturlehre bey der Lehre von der Bewegung abzuhandeln, und zwar zunaͤchſt bey der Lehre von den Pendelſchwingungen, mit der ſie in naher Beziehung ſteht. <TEI> <text> <front> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0038" n="4"/> <list> <item>2. <hi rendition="#g">Anm.</hi> Jn <hi rendition="#g">Funks</hi> Abhandlung <hi rendition="#aq">de sono et tono,</hi> welche ſich auch deutſch im Leivziger Ma-<lb/> gazin fuͤr Naturlehre und Mathematik 1781 befindet, iſt der Ausdruck mancher Schriftſteller:<lb/> ein Ton entſtehe aus der Vergleichung mehrer Schaͤlle, welcher nichts anders bedeuten ſoll, als<lb/> man ſehe bey dem Worte: Ton, blos auf die mehrere oder mindere Geſchwindigkeit, gaͤnzlich<lb/> mißverſtanden worden.</item> </list> </div><lb/> <div n="2"> <head>7.</head><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Akuſtik</hi> unterſucht</p><lb/> <list> <item>1) die <hi rendition="#g">Zeitverhaͤltniſſe</hi> der ſchwingenden Bewegungen uͤberhaupt, ohne auf die Ei-<lb/> genſchaften und Geſtaltveraͤnderungen der zirternden Koͤrper Ruͤckſicht zu nehmen,<lb/> und dieſer Theil wird die <hi rendition="#g">Tonlehie</hi> genannt.</item><lb/> <item>2) die <hi rendition="#g">Schwingungsgeſetze</hi> eines jeden elaſtiſchen Koͤrpers,</item><lb/> <item>3) die <hi rendition="#g">Verbreitung des Schalles,</hi></item><lb/> <item>4) die <hi rendition="#g">Empfindung</hi> deſſelben vermittelſt der Gehoͤrwerkzeuge.</item> </list><lb/> <p>Dieſe Ordnung wird in gegenwaͤrtiger Schrift befolgt werden. 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2. Anm. Jn Funks Abhandlung de sono et tono, welche ſich auch deutſch im Leivziger Ma-
gazin fuͤr Naturlehre und Mathematik 1781 befindet, iſt der Ausdruck mancher Schriftſteller:
ein Ton entſtehe aus der Vergleichung mehrer Schaͤlle, welcher nichts anders bedeuten ſoll, als
man ſehe bey dem Worte: Ton, blos auf die mehrere oder mindere Geſchwindigkeit, gaͤnzlich
mißverſtanden worden.
7.
Die Akuſtik unterſucht
1) die Zeitverhaͤltniſſe der ſchwingenden Bewegungen uͤberhaupt, ohne auf die Ei-
genſchaften und Geſtaltveraͤnderungen der zirternden Koͤrper Ruͤckſicht zu nehmen,
und dieſer Theil wird die Tonlehie genannt.
2) die Schwingungsgeſetze eines jeden elaſtiſchen Koͤrpers,
3) die Verbreitung des Schalles,
4) die Empfindung deſſelben vermittelſt der Gehoͤrwerkzeuge.
Dieſe Ordnung wird in gegenwaͤrtiger Schrift befolgt werden. Die allgemeine Ton-
lehre kann man fuͤglich den arichmeriſchen Theil, die Lehren von den Schwingungsge-
ſetzen elaſtiſcher Koͤrper und von der Verbreitung des Schalleſ den mechaniſchen Theil,
und die Lehre von der Empfindung des Schalles den phyſiologiſchen Theil der Akuſtik
nennen.
Anm. Es iſt ganz unrichtig, wenn die Lehre vom Schalle in den meiſten phyſiſchen Lehrbuͤchern
bey der Lehre von der Luft abgehandelt wird, indem andere elaſtiſche Koͤrper ebenſowohl als die
Luft, und manche noch mehr im Stande ſind zu ſchallen, und den Schall anderer Koͤrper zu ver-
breiten. Schicklicher wird es alſo ſeyn, dieſen Theil der Naturlehre bey der Lehre von der
Bewegung abzuhandeln, und zwar zunaͤchſt bey der Lehre von den Pendelſchwingungen, mit der
ſie in naher Beziehung ſteht.
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