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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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so kann z. B. C bisweilen als sol, bisweilen als fa, ein andermahl als ut erschemen, und so ge-
sungen werden; man nennt also den Ton den wir C nennen, C sol fa ut; d heißt aus eben der
Ursache D la sol re, die übrigen Töne heißen: E la mi, F fa ut, G sol re ut, A la mi re,
der Ton, den wir b nennen, heißt B fa, und der den wir h nennen, heißt B mi. Die Erhö-
hung eines Tones wird durch diesis und die Erniedrigung durch bemolle ausgedrückt, z. B. cis
heißt C sol fa ut diesis, des heißt D la sol re bemolle, u. s. w.
Jn Frankreich werden nicht sowohl die Töne einer diatonischen Tonleiter, sender vielmehr
die Töne c, d, e, f, g, a, h durch ut, re, mi, fa, sol, la, si ausgedrückt, und eine Er-
höhung durch diese, eine Erniedrigung durch bemol. So würde z. B. cis heißen ut diese, des
würde heißen re bemol.
Jm Englischen und Holländischen bedient man sich der Benennungen c, d, e, f, g,
a, b, c,
die Erhöhungen drückt man im Englischen durch sharp und im Holländischen durch kruis
aus, und die Erniedrigungen im Englischen durch flat, im Holländischen durch mol, welches also
in anderer Bedeutung, als im Deutschen, genommen wird.
Die deutschen Benennungen sind unstreitig die bequemsten, weil das mit einer Sylbe aus-
gedrückt wird, was Andere viel weitläuftiger ausdrücken. Nur würde es schicklicher seyn, wenn
der Ton, welchen man h nennt, so wie es von Ausländern geschieht, b genennt würde, man
müßte sodann anstatt b, bes, und anstatt his, bis sagen. J. F. Schwanenberg hat darüber
eine Abhandlung (über die Unnütz- und Unschicklichkeit des H im mustkalischen Alphabete, Wien
und Leipzig 1797. 8.) herausgegeben, es hat auch schon Leepold Mozart in seiner Violinschule
sich dieser Ausdrücke bedient; auch in der musikalischen Zeitung 1799. No. 41. befindet sich ein Auf-
satz von J. J. Klein, in welchem diese Aenderung empfohlen wird. Es ist aber wohl nicht zu
erwarten, daß die einmahl eingeführte Gewohnheit möchte allgemein abgeändert werden.
21.

Die Ursache, warum man alle erhöhte und erniedrigte Jntervalle nöthig hat, ist,
weil die Mannigfaltigkeit erfordert, jeden Ton wieder als Grundton ansehen zu können,
in welchen Fällen die Tonleiter c d e f g a h c nicht die nöthigen Fortschreitungen enthält.
Wenn man z. B. den Ton g als Grundton ansieht, und ihm seine diatonische Tonleiter
g, a, h, c, d, e u. s. w. geben will, wied die Fortschreitung von der sechsten Stufe zur
siebenten (von e bis f) nur einen großen halben Ton betragen, da sie doch einen ganzen
Ton betragen soll, es ist also nöthig, den Ton f um einen kleinen halben Ton zu erhöhen.
Eben so, wenn man die diatonische Tonleiter des Tones d verlangt, werden die Töne f
und c müssen in fis und cis verwandelt werden, und so muß, je weiter man quintenweise
fortschreitet, bey jeder folgenden Tonleiter die Zahl der zu erhöhenden Töne immer um einen
anwachsen. Eben dieselbe Bewandniß hat es mit dem zu erniedrigenden Töuen. Wenn

ſo kann z. B. C bisweilen als sol, bisweilen als fa, ein andermahl als ut erſchemen, und ſo ge-
ſungen werden; man nennt alſo den Ton den wir C nennen, C sol fa ut; d heißt aus eben der
Urſache D la sol re, die uͤbrigen Toͤne heißen: E la mi, F fa ut, G sol re ut, A la mi re,
der Ton, den wir b nennen, heißt B fa, und der den wir h nennen, heißt B mi. Die Erhoͤ-
hung eines Tones wird durch diesis und die Erniedrigung durch bemolle ausgedruͤckt, z. B. cis
heißt C sol fa ut diesis, des heißt D la sol re bemolle, u. ſ. w.
Jn Frankreich werden nicht ſowohl die Toͤne einer diatoniſchen Tonleiter, ſender vielmehr
die Toͤne c, d, e, f, g, a, h durch ut, ré, mi, fa, sol, la, si ausgedruͤckt, und eine Er-
hoͤhung durch dièse, eine Erniedrigung durch bémol. So wuͤrde z. B. cis heißen ut dièse, des
wuͤrde heißen ré bémol.
Jm Engliſchen und Hollaͤndiſchen bedient man ſich der Benennungen c, d, e, f, g,
a, b, c,
die Erhoͤhungen druͤckt man im Engliſchen durch sharp und im Hollaͤndiſchen durch kruis
aus, und die Erniedrigungen im Engliſchen durch flat, im Hollaͤndiſchen durch mol, welches alſo
in anderer Bedeutung, als im Deutſchen, genommen wird.
Die deutſchen Benennungen ſind unſtreitig die bequemſten, weil das mit einer Sylbe aus-
gedruͤckt wird, was Andere viel weitlaͤuftiger ausdruͤcken. Nur wuͤrde es ſchicklicher ſeyn, wenn
der Ton, welchen man h nennt, ſo wie es von Auslaͤndern geſchieht, b genennt wuͤrde, man
muͤßte ſodann anſtatt b, bes, und anſtatt his, bis ſagen. J. F. Schwanenberg hat daruͤber
eine Abhandlung (uͤber die Unnuͤtz- und Unſchicklichkeit des H im muſtkaliſchen Alphabete, Wien
und Leipzig 1797. 8.) herausgegeben, es hat auch ſchon Leepold Mozart in ſeiner Violinſchule
ſich dieſer Ausdruͤcke bedient; auch in der muſikaliſchen Zeitung 1799. No. 41. befindet ſich ein Auf-
ſatz von J. J. Klein, in welchem dieſe Aenderung empfohlen wird. Es iſt aber wohl nicht zu
erwarten, daß die einmahl eingefuͤhrte Gewohnheit moͤchte allgemein abgeaͤndert werden.
21.

Die Urſache, warum man alle erhoͤhte und erniedrigte Jntervalle noͤthig hat, iſt,
weil die Mannigfaltigkeit erfordert, jeden Ton wieder als Grundton anſehen zu koͤnnen,
in welchen Faͤllen die Tonleiter c d e f g a h c nicht die noͤthigen Fortſchreitungen enthaͤlt.
Wenn man z. B. den Ton g als Grundton anſieht, und ihm ſeine diatoniſche Tonleiter
g, a, h, c, d, e u. ſ. w. geben will, wied die Fortſchreitung von der ſechsten Stufe zur
ſiebenten (von e bis f) nur einen großen halben Ton betragen, da ſie doch einen ganzen
Ton betragen ſoll, es iſt alſo noͤthig, den Ton f um einen kleinen halben Ton zu erhoͤhen.
Eben ſo, wenn man die diatoniſche Tonleiter des Tones d verlangt, werden die Toͤne f
und c muͤſſen in fis und cis verwandelt werden, und ſo muß, je weiter man quintenweiſe
fortſchreitet, bey jeder folgenden Tonleiter die Zahl der zu erhoͤhenden Toͤne immer um einen
anwachſen. Eben dieſelbe Bewandniß hat es mit dem zu erniedrigenden Toͤuen. Wenn

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[21/0055] ſo kann z. B. C bisweilen als sol, bisweilen als fa, ein andermahl als ut erſchemen, und ſo ge- ſungen werden; man nennt alſo den Ton den wir C nennen, C sol fa ut; d heißt aus eben der Urſache D la sol re, die uͤbrigen Toͤne heißen: E la mi, F fa ut, G sol re ut, A la mi re, der Ton, den wir b nennen, heißt B fa, und der den wir h nennen, heißt B mi. Die Erhoͤ- hung eines Tones wird durch diesis und die Erniedrigung durch bemolle ausgedruͤckt, z. B. cis heißt C sol fa ut diesis, des heißt D la sol re bemolle, u. ſ. w. Jn Frankreich werden nicht ſowohl die Toͤne einer diatoniſchen Tonleiter, ſender vielmehr die Toͤne c, d, e, f, g, a, h durch ut, ré, mi, fa, sol, la, si ausgedruͤckt, und eine Er- hoͤhung durch dièse, eine Erniedrigung durch bémol. So wuͤrde z. B. cis heißen ut dièse, des wuͤrde heißen ré bémol. Jm Engliſchen und Hollaͤndiſchen bedient man ſich der Benennungen c, d, e, f, g, a, b, c, die Erhoͤhungen druͤckt man im Engliſchen durch sharp und im Hollaͤndiſchen durch kruis aus, und die Erniedrigungen im Engliſchen durch flat, im Hollaͤndiſchen durch mol, welches alſo in anderer Bedeutung, als im Deutſchen, genommen wird. Die deutſchen Benennungen ſind unſtreitig die bequemſten, weil das mit einer Sylbe aus- gedruͤckt wird, was Andere viel weitlaͤuftiger ausdruͤcken. Nur wuͤrde es ſchicklicher ſeyn, wenn der Ton, welchen man h nennt, ſo wie es von Auslaͤndern geſchieht, b genennt wuͤrde, man muͤßte ſodann anſtatt b, bes, und anſtatt his, bis ſagen. J. F. Schwanenberg hat daruͤber eine Abhandlung (uͤber die Unnuͤtz- und Unſchicklichkeit des H im muſtkaliſchen Alphabete, Wien und Leipzig 1797. 8.) herausgegeben, es hat auch ſchon Leepold Mozart in ſeiner Violinſchule ſich dieſer Ausdruͤcke bedient; auch in der muſikaliſchen Zeitung 1799. No. 41. befindet ſich ein Auf- ſatz von J. J. Klein, in welchem dieſe Aenderung empfohlen wird. Es iſt aber wohl nicht zu erwarten, daß die einmahl eingefuͤhrte Gewohnheit moͤchte allgemein abgeaͤndert werden. 21. Die Urſache, warum man alle erhoͤhte und erniedrigte Jntervalle noͤthig hat, iſt, weil die Mannigfaltigkeit erfordert, jeden Ton wieder als Grundton anſehen zu koͤnnen, in welchen Faͤllen die Tonleiter c d e f g a h c nicht die noͤthigen Fortſchreitungen enthaͤlt. Wenn man z. B. den Ton g als Grundton anſieht, und ihm ſeine diatoniſche Tonleiter g, a, h, c, d, e u. ſ. w. geben will, wied die Fortſchreitung von der ſechsten Stufe zur ſiebenten (von e bis f) nur einen großen halben Ton betragen, da ſie doch einen ganzen Ton betragen ſoll, es iſt alſo noͤthig, den Ton f um einen kleinen halben Ton zu erhoͤhen. Eben ſo, wenn man die diatoniſche Tonleiter des Tones d verlangt, werden die Toͤne f und c muͤſſen in fis und cis verwandelt werden, und ſo muß, je weiter man quintenweiſe fortſchreitet, bey jeder folgenden Tonleiter die Zahl der zu erhoͤhenden Toͤne immer um einen anwachſen. Eben dieſelbe Bewandniß hat es mit dem zu erniedrigenden Toͤuen. Wenn

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/55>, abgerufen am 27.11.2024.