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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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[kan]n außer der bisher erwähnten Bewegungsart, wo er ganz hin und herschwingt, auch andere
Schwingungsarten annehhmen, bey denen er sich in mehrere schwingende Theile eintheilt, welche
durch ruhig bleibende Stellen von einander abgesondert sind, er giebt dabey auch verschiedene
Töne, die mit folgenden Zahlen übereinkommen: 4, 25, 69, 136, 225 u. s. w. wie im
5ten Abschwitte des folgenden Theils wird weiter gezeigt werden, welchen ich denen, die Versuche
dieser Art anstellen wollen, erst zu lesen anrathe. Wenn man nun den Stab so in den Schrau-
benstock gespannt hat, daß man, wenn er ganz schwingt, 4 Schwingungen in einer Secunde
zählt, so wird [der] 2te Ton noch nicht hörbar seyn, der dritte aber wird etwas tiefer als Contra D,
der 4te wird ungefähr Cis, der 5te B seyn, u. s. w. welche Töne man bey dem gehörigen Ver-
fahren durch Streichen mit dem Violinbogen leicht wird erhalten können. Eben so, wenn man
die Länge des Stabes um die Hälfte verkürzt, daß er bey seiner einfachsten Bewegungsart
16 Schwingungen in einer Secunde macht, so wird er bey der 2ten Bewegungsart, bey wel-
cher ungefähr in der Entfernung des dritten Theils von dem freyen Ende eine feste Stelle ist,
100 Schwingungen machen, wober man ungefähr Contra Gis hören wird u. s. w. So werden,
auf welche Art man auch durch Abzählen die Schwingungszahlen der Töne mag zu bestimmen
suchen, die Resultate immer bey gehörigem Verfahren mit den oben angegebenen Zahlen überein-
kommen.
2. Anm. Sauveur hat in der Hist. de l'Acad. de Paris 1700. die Jdee vorgetragen, daß man
einen firen Ton annehmen möchte, damit ein Tonstück an jedem Orte, und zu jeder Zeit in
einerley Tonhöhe könne ausgeführt werden. Er schlägt dazu den Ton vor, welcher 100 Schwin-
gungen (also weil er Doppelschwingunen meynt, 200 einfache Schwingungen) in einer Secunde
macht, und von einer 5 Pariser Fuß langen Orgelpfeife soll gegeben werden; er würde nach ältern
Angaben mit dem A, bey gegenwärtiger höheren Stimmung aber ungefähr mit dem Gis überein-
treffen. Es möchten aber wohl weder Pfeifen noch Saiten dazu tanglich seyn, weil beyde zu
vielen Veränderungen unterworfen sind; jeder für sich elastische Körper möchte sich hierzu besser
schicken, wie denn die gewöhnlichen Stimmgabeln einigermaßen schon diese Absicht erfüllen. Das
untrüglichste Mittel, einen solchen festen Ton zu erhalten, würde unstreitig ein solcher Stab seyn,
wie vorher beschrieben worden. Die kleinen Ausdehnungen und Zasammenziehungen durch Wärme
und Kälte sind viel zu unbeträchtlich, als daß man bey einem solchen Stabe eine Veränderung des
Tones bemerken würde, und wenn man ja die äußerste Genauigkeit verlangt, so dürfte nur der
Grad des Thermometers zugleich mit bestimmt werden.


[kan]n außer der biſher erwaͤhnten Bewegungsart, wo er ganz hin und herſchwingt, auch andere
Schwingungsarten annehhmen, bey denen er ſich in mehrere ſchwingende Theile eintheilt, welche
durch ruhig bleibende Stellen von einander abgeſondert ſind, er giebt dabey auch verſchiedene
Toͤne, die mit folgenden Zahlen uͤbereinkommen: 4, 25, 69, 136⅑, 225 u. ſ. w. wie im
5ten Abſchwitte des folgenden Theils wird weiter gezeigt werden, welchen ich denen, die Verſuche
dieſer Art anſtellen wollen, erſt zu leſen anrathe. Wenn man nun den Stab ſo in den Schrau-
benſtock geſpannt hat, daß man, wenn er ganz ſchwingt, 4 Schwingungen in einer Secunde
zaͤhlt, ſo wird [der] 2te Ton noch nicht hoͤrbar ſeyn, der dritte aber wird etwas tiefer als Contra D,
der 4te wird ungefaͤhr Cis, der 5te B ſeyn, u. ſ. w. welche Toͤne man bey dem gehoͤrigen Ver-
fahren durch Streichen mit dem Violinbogen leicht wird erhalten koͤnnen. Eben ſo, wenn man
die Laͤnge des Stabes um die Haͤlfte verkuͤrzt, daß er bey ſeiner einfachſten Bewegungsart
16 Schwingungen in einer Secunde macht, ſo wird er bey der 2ten Bewegungsart, bey wel-
cher ungefaͤhr in der Entfernung des dritten Theils von dem freyen Ende eine feſte Stelle iſt,
100 Schwingungen machen, wober man ungefaͤhr Contra Gis hoͤren wird u. ſ. w. So werden,
auf welche Art man auch durch Abzaͤhlen die Schwingungszahlen der Toͤne mag zu beſtimmen
ſuchen, die Reſultate immer bey gehoͤrigem Verfahren mit den oben angegebenen Zahlen uͤberein-
kommen.
2. Anm. Sauveur hat in der Hist. de l’Acad. de Paris 1700. die Jdee vorgetragen, daß man
einen firen Ton annehmen moͤchte, damit ein Tonſtuͤck an jedem Orte, und zu jeder Zeit in
einerley Tonhoͤhe koͤnne ausgefuͤhrt werden. Er ſchlaͤgt dazu den Ton vor, welcher 100 Schwin-
gungen (alſo weil er Doppelſchwingunen meynt, 200 einfache Schwingungen) in einer Secunde
macht, und von einer 5 Pariſer Fuß langen Orgelpfeife ſoll gegeben werden; er wuͤrde nach aͤltern
Angaben mit dem A, bey gegenwaͤrtiger hoͤheren Stimmung aber ungefaͤhr mit dem Gis uͤberein-
treffen. Es moͤchten aber wohl weder Pfeifen noch Saiten dazu tanglich ſeyn, weil beyde zu
vielen Veraͤnderungen unterworfen ſind; jeder fuͤr ſich elaſtiſche Koͤrper moͤchte ſich hierzu beſſer
ſchicken, wie denn die gewoͤhnlichen Stimmgabeln einigermaßen ſchon dieſe Abſicht erfuͤllen. Das
untruͤglichſte Mittel, einen ſolchen feſten Ton zu erhalten, wuͤrde unſtreitig ein ſolcher Stab ſeyn,
wie vorher beſchrieben worden. Die kleinen Ausdehnungen und Zaſammenziehungen durch Waͤrme
und Kaͤlte ſind viel zu unbetraͤchtlich, als daß man bey einem ſolchen Stabe eine Veraͤnderung des
Tones bemerken wuͤrde, und wenn man ja die aͤußerſte Genauigkeit verlangt, ſo duͤrfte nur der
Grad des Thermometers zugleich mit beſtimmt werden.


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[37/0071] kann außer der biſher erwaͤhnten Bewegungsart, wo er ganz hin und herſchwingt, auch andere Schwingungsarten annehhmen, bey denen er ſich in mehrere ſchwingende Theile eintheilt, welche durch ruhig bleibende Stellen von einander abgeſondert ſind, er giebt dabey auch verſchiedene Toͤne, die mit folgenden Zahlen uͤbereinkommen: 4, 25, 69[FORMEL], 136⅑, 225 u. ſ. w. wie im 5ten Abſchwitte des folgenden Theils wird weiter gezeigt werden, welchen ich denen, die Verſuche dieſer Art anſtellen wollen, erſt zu leſen anrathe. Wenn man nun den Stab ſo in den Schrau- benſtock geſpannt hat, daß man, wenn er ganz ſchwingt, 4 Schwingungen in einer Secunde zaͤhlt, ſo wird der 2te Ton noch nicht hoͤrbar ſeyn, der dritte aber wird etwas tiefer als Contra D, der 4te wird ungefaͤhr Cis, der 5te B ſeyn, u. ſ. w. welche Toͤne man bey dem gehoͤrigen Ver- fahren durch Streichen mit dem Violinbogen leicht wird erhalten koͤnnen. Eben ſo, wenn man die Laͤnge des Stabes um die Haͤlfte verkuͤrzt, daß er bey ſeiner einfachſten Bewegungsart 16 Schwingungen in einer Secunde macht, ſo wird er bey der 2ten Bewegungsart, bey wel- cher ungefaͤhr in der Entfernung des dritten Theils von dem freyen Ende eine feſte Stelle iſt, 100 Schwingungen machen, wober man ungefaͤhr Contra Gis hoͤren wird u. ſ. w. So werden, auf welche Art man auch durch Abzaͤhlen die Schwingungszahlen der Toͤne mag zu beſtimmen ſuchen, die Reſultate immer bey gehoͤrigem Verfahren mit den oben angegebenen Zahlen uͤberein- kommen. 2. Anm. Sauveur hat in der Hist. de l’Acad. de Paris 1700. die Jdee vorgetragen, daß man einen firen Ton annehmen moͤchte, damit ein Tonſtuͤck an jedem Orte, und zu jeder Zeit in einerley Tonhoͤhe koͤnne ausgefuͤhrt werden. Er ſchlaͤgt dazu den Ton vor, welcher 100 Schwin- gungen (alſo weil er Doppelſchwingunen meynt, 200 einfache Schwingungen) in einer Secunde macht, und von einer 5 Pariſer Fuß langen Orgelpfeife ſoll gegeben werden; er wuͤrde nach aͤltern Angaben mit dem A, bey gegenwaͤrtiger hoͤheren Stimmung aber ungefaͤhr mit dem Gis uͤberein- treffen. Es moͤchten aber wohl weder Pfeifen noch Saiten dazu tanglich ſeyn, weil beyde zu vielen Veraͤnderungen unterworfen ſind; jeder fuͤr ſich elaſtiſche Koͤrper moͤchte ſich hierzu beſſer ſchicken, wie denn die gewoͤhnlichen Stimmgabeln einigermaßen ſchon dieſe Abſicht erfuͤllen. Das untruͤglichſte Mittel, einen ſolchen feſten Ton zu erhalten, wuͤrde unſtreitig ein ſolcher Stab ſeyn, wie vorher beſchrieben worden. Die kleinen Ausdehnungen und Zaſammenziehungen durch Waͤrme und Kaͤlte ſind viel zu unbetraͤchtlich, als daß man bey einem ſolchen Stabe eine Veraͤnderung des Tones bemerken wuͤrde, und wenn man ja die aͤußerſte Genauigkeit verlangt, ſo duͤrfte nur der Grad des Thermometers zugleich mit beſtimmt werden.

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/71>, abgerufen am 29.11.2024.