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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

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v. d. Ausbreitung u. Fortpflantzung etc.
Dieses kan ein Cörper, der wegen seiner beson-
dern Beschaffenheit, die Aufmercksamkeit an sich
ziehet, und wenn man seine Bedeutung nicht
weiß, uns gleichsam im Wege ist. Es kan aber
auch eine Ceremonie, oder Fest seyn, welches we-
gen des damit verknüpften Vergnügens, von de-
nen die das Andencken davon haben, gerne wie-
der gefeyert wird: Bey welcher Gelegenheit, die
zarteste Jugend von der alten Geschichte unterrich-
tet, und dadurch zugleich zu abermahliger Feyer
zu seiner Zeit präparirt, und ermuntert wird.
Selbst schrifftliche Urkunden, und Brieffe kön-
nen eine Geschichte nicht lange fortpflantzen, wo
nicht Gelehrte sind, die dafür besondere Sorge
tragen. Sie bestehen nicht lange, weil sie bey
den vielen Veränderungen der Menschen, und ih-
ren Wanderungen, nebst Kriegen, Feuerflam-
men, und Wasserfluthen gar leicht verlohren und
verzehrt werden. Drey bis vier hundert Jahr,
ist eine gar zu lange Zeit, darinnen sich die Perso-
nen, und ihre Umstände gar zu offte verändern,
als daß sich auch Brieffe erhalten sollten, wofer-
ne nicht Gelehrte, als Behüter und Beschützer
derselben, sie vor solchen Unfällen mit beson-
derm Fleisse und Eyfer bewahren. Auch hier-
bey aber hat die göttliche Vorsorge ihre besondere
Wege und Obhuth, daß gewisse Nachrichten nicht
untergegangen sind.

§. 36.
Erneuerung der Geschichte.

Wenn die Nachkommen nun aufhören sich
einer altwerdenden Geschichte anzunehmen, so ge-

hen
N 2

v. d. Ausbreitung u. Fortpflantzung ꝛc.
Dieſes kan ein Coͤrper, der wegen ſeiner beſon-
dern Beſchaffenheit, die Aufmerckſamkeit an ſich
ziehet, und wenn man ſeine Bedeutung nicht
weiß, uns gleichſam im Wege iſt. Es kan aber
auch eine Ceremonie, oder Feſt ſeyn, welches we-
gen des damit verknuͤpften Vergnuͤgens, von de-
nen die das Andencken davon haben, gerne wie-
der gefeyert wird: Bey welcher Gelegenheit, die
zarteſte Jugend von der alten Geſchichte unterrich-
tet, und dadurch zugleich zu abermahliger Feyer
zu ſeiner Zeit praͤparirt, und ermuntert wird.
Selbſt ſchrifftliche Urkunden, und Brieffe koͤn-
nen eine Geſchichte nicht lange fortpflantzen, wo
nicht Gelehrte ſind, die dafuͤr beſondere Sorge
tragen. Sie beſtehen nicht lange, weil ſie bey
den vielen Veraͤnderungen der Menſchen, und ih-
ren Wanderungen, nebſt Kriegen, Feuerflam-
men, und Waſſerfluthen gar leicht verlohren und
verzehrt werden. Drey bis vier hundert Jahr,
iſt eine gar zu lange Zeit, darinnen ſich die Perſo-
nen, und ihre Umſtaͤnde gar zu offte veraͤndern,
als daß ſich auch Brieffe erhalten ſollten, wofer-
ne nicht Gelehrte, als Behuͤter und Beſchuͤtzer
derſelben, ſie vor ſolchen Unfaͤllen mit beſon-
derm Fleiſſe und Eyfer bewahren. Auch hier-
bey aber hat die goͤttliche Vorſorge ihre beſondere
Wege und Obhuth, daß gewiſſe Nachrichten nicht
untergegangen ſind.

§. 36.
Erneuerung der Geſchichte.

Wenn die Nachkommen nun aufhoͤren ſich
einer altwerdenden Geſchichte anzunehmen, ſo ge-

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[195/0231] v. d. Ausbreitung u. Fortpflantzung ꝛc. Dieſes kan ein Coͤrper, der wegen ſeiner beſon- dern Beſchaffenheit, die Aufmerckſamkeit an ſich ziehet, und wenn man ſeine Bedeutung nicht weiß, uns gleichſam im Wege iſt. Es kan aber auch eine Ceremonie, oder Feſt ſeyn, welches we- gen des damit verknuͤpften Vergnuͤgens, von de- nen die das Andencken davon haben, gerne wie- der gefeyert wird: Bey welcher Gelegenheit, die zarteſte Jugend von der alten Geſchichte unterrich- tet, und dadurch zugleich zu abermahliger Feyer zu ſeiner Zeit praͤparirt, und ermuntert wird. Selbſt ſchrifftliche Urkunden, und Brieffe koͤn- nen eine Geſchichte nicht lange fortpflantzen, wo nicht Gelehrte ſind, die dafuͤr beſondere Sorge tragen. Sie beſtehen nicht lange, weil ſie bey den vielen Veraͤnderungen der Menſchen, und ih- ren Wanderungen, nebſt Kriegen, Feuerflam- men, und Waſſerfluthen gar leicht verlohren und verzehrt werden. Drey bis vier hundert Jahr, iſt eine gar zu lange Zeit, darinnen ſich die Perſo- nen, und ihre Umſtaͤnde gar zu offte veraͤndern, als daß ſich auch Brieffe erhalten ſollten, wofer- ne nicht Gelehrte, als Behuͤter und Beſchuͤtzer derſelben, ſie vor ſolchen Unfaͤllen mit beſon- derm Fleiſſe und Eyfer bewahren. Auch hier- bey aber hat die goͤttliche Vorſorge ihre beſondere Wege und Obhuth, daß gewiſſe Nachrichten nicht untergegangen ſind. §. 36. Erneuerung der Geſchichte. Wenn die Nachkommen nun aufhoͤren ſich einer altwerdenden Geſchichte anzunehmen, ſo ge- hen N 2

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Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/231>, abgerufen am 24.11.2024.