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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

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von der histor. Erkentniß überhaupt.
stande sehr vieler Stellen der heiligen Schrifft ge-
ben werden? oder wird dieselbe nicht vielmehr
höchst nöthig seyn?

§. 36.
Was die allgemeine Betrachtung der histori-
schen Erkentniß denen Geschichten
nutzet?

Endlich und vornehmlich, die Erkentniß der
Geschichte selbst beruhet zwar hauptsächlich auf
vielen und guten Urkunden und Nachrichten; und
wenn sie darinnen klar und deutlich vorgetragen
werden, so kan man sie gar wohl erlernen und
verstehen, ohne eben mit einer allgemeinen Ein-
leitung zur historischen Erkentniß versehen zu seyn.
Allein, haben wir auch allemahl die Nachrichten
in der Beschaffenheit, wie sie in Absicht auf den
blossen Unterricht beschaffen seyn sollten? Finden
wir nicht öffters an statt der trockenen Erzeh-
lungen, woraus eigentlich die Geschichte erlernet
werden sollten, nur sinnreiche Beschreibungen
und Nachrichten, woraus die wahre und eigent-
liche
Beschaffenheit der Sache, gleichsam als
aus einer Hülle erst ausgewickelt und ausgelegt
werden muß? finden wir nicht öffters statt deut-
licher
Nachrichten nur dunckele? und erlernen
wir nicht vieles so gar nur aus Spuren? Bey
allen diesen Stücken sind gewiß allgemeine Re-
geln der historischen Erkentniß nöthig; woferne
man sie unter einander verstehen, und vor sich
selbst nicht nach einem blossen Gutdüncken verfah-
ren will. Erfordert nicht ferner die Gewißheit

der
B 4

von der hiſtor. Erkentniß uͤberhaupt.
ſtande ſehr vieler Stellen der heiligen Schrifft ge-
ben werden? oder wird dieſelbe nicht vielmehr
hoͤchſt noͤthig ſeyn?

§. 36.
Was die allgemeine Betrachtung der hiſtori-
ſchen Erkentniß denen Geſchichten
nutzet?

Endlich und vornehmlich, die Erkentniß der
Geſchichte ſelbſt beruhet zwar hauptſaͤchlich auf
vielen und guten Urkunden und Nachrichten; und
wenn ſie darinnen klar und deutlich vorgetragen
werden, ſo kan man ſie gar wohl erlernen und
verſtehen, ohne eben mit einer allgemeinen Ein-
leitung zur hiſtoriſchen Erkentniß verſehen zu ſeyn.
Allein, haben wir auch allemahl die Nachrichten
in der Beſchaffenheit, wie ſie in Abſicht auf den
bloſſen Unterricht beſchaffen ſeyn ſollten? Finden
wir nicht oͤffters an ſtatt der trockenen Erzeh-
lungen, woraus eigentlich die Geſchichte erlernet
werden ſollten, nur ſinnreiche Beſchreibungen
und Nachrichten, woraus die wahre und eigent-
liche
Beſchaffenheit der Sache, gleichſam als
aus einer Huͤlle erſt ausgewickelt und ausgelegt
werden muß? finden wir nicht oͤffters ſtatt deut-
licher
Nachrichten nur dunckele? und erlernen
wir nicht vieles ſo gar nur aus Spuren? Bey
allen dieſen Stuͤcken ſind gewiß allgemeine Re-
geln der hiſtoriſchen Erkentniß noͤthig; woferne
man ſie unter einander verſtehen, und vor ſich
ſelbſt nicht nach einem bloſſen Gutduͤncken verfah-
ren will. Erfordert nicht ferner die Gewißheit

der
B 4
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[23/0059] von der hiſtor. Erkentniß uͤberhaupt. ſtande ſehr vieler Stellen der heiligen Schrifft ge- ben werden? oder wird dieſelbe nicht vielmehr hoͤchſt noͤthig ſeyn? §. 36. Was die allgemeine Betrachtung der hiſtori- ſchen Erkentniß denen Geſchichten nutzet? Endlich und vornehmlich, die Erkentniß der Geſchichte ſelbſt beruhet zwar hauptſaͤchlich auf vielen und guten Urkunden und Nachrichten; und wenn ſie darinnen klar und deutlich vorgetragen werden, ſo kan man ſie gar wohl erlernen und verſtehen, ohne eben mit einer allgemeinen Ein- leitung zur hiſtoriſchen Erkentniß verſehen zu ſeyn. Allein, haben wir auch allemahl die Nachrichten in der Beſchaffenheit, wie ſie in Abſicht auf den bloſſen Unterricht beſchaffen ſeyn ſollten? Finden wir nicht oͤffters an ſtatt der trockenen Erzeh- lungen, woraus eigentlich die Geſchichte erlernet werden ſollten, nur ſinnreiche Beſchreibungen und Nachrichten, woraus die wahre und eigent- liche Beſchaffenheit der Sache, gleichſam als aus einer Huͤlle erſt ausgewickelt und ausgelegt werden muß? finden wir nicht oͤffters ſtatt deut- licher Nachrichten nur dunckele? und erlernen wir nicht vieles ſo gar nur aus Spuren? Bey allen dieſen Stuͤcken ſind gewiß allgemeine Re- geln der hiſtoriſchen Erkentniß noͤthig; woferne man ſie unter einander verſtehen, und vor ſich ſelbſt nicht nach einem bloſſen Gutduͤncken verfah- ren will. Erfordert nicht ferner die Gewißheit der B 4

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Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/59>, abgerufen am 23.11.2024.