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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Entdeckungen über die Theorie des Klanges. Leipzig, 1787.

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Manche der einfachsten Klänge dieser Art, als fig. 26. und 27, fig. 28.
bis 31, fig. 32, fig. 38. und 39, wird man auch erhalten können, wenn
man an einer Stelle, wo der äuserste Kreiß, und eine der Linien einander
durchschneiden, die Scheibe mit dem Daumen und noch einem Finger fest-
hält, ohne sie an etwas anzustemmen, zugleich aber mit einem dritten Fin-
ger irgend eine Stelle des zweyten Kreißes unterwärts berührt, und an ei-
ner schicklichen Stelle streicht. Bey dieser Verfahrungsart nähern sich die
Kreiße etwas mehr der zirkelförmigen Gestalt; bey manchen Figuren habe
ich sie verschiedenemal ganz zirkelförmig gesehen. So ist fig. 26, wenn ich
bey a, wo der äußere Kreiß und die gerade Linie einander durchschneiden,
die Scheibe mit dem Daumen und einem andern Finger hielt, und mit einem
dritten Finger derselben Hand eine Stelle des zweyten Kreißes unterwärts
berührte, verschiedenemal, wie fig. 27; so sind 2 Kreiße mit 2 Linien fig.
28. wie fig. 31; 3 Kreiße von einer geraden Linie durchschnitten fig. 38.
wie fig. 39. erschienen. Diese Verfahrungsart ist aber nur bey kleinen
Scheiben anzuwenden; bey großen Scheiben würde es zu ermüdend und öf-
ters nicht wohl möglich seyn, sie nahe an dem einen Ende in so wenigen
Punkten fest genug zu halten, daß sie bey dem Streichen horizontal blieben;
man muß sich also in diesem Falle der erstgedachten Art zu verfahren bedie-
nen, welche auch bey den größten Scheiben anwendbar, und zu Hervorbrin-
gung mehrerer Klänge dienlich ist.

Alle diese Klänge sind außer dem, daß die Bogen der Kreiße mehr
oder weniger gekrümmt sind, noch vielen andern Abänderungen ihrer Figur
unterworfen. Aeuserst selten durchschneiden alle Linien einander in der Mit-
te, wie es eigentlich ihre Bestimmung zu erfordern scheint, und ich solches
z. B. bey fig. 35. vorgestellt habe: mehrentheils trennen sich die Linien in
der Mitte, und gehen mannigfaltige Verbindungen mit einander ein, wo-

von

Manche der einfachſten Klaͤnge dieſer Art, als fig. 26. und 27, fig. 28.
bis 31, fig. 32, fig. 38. und 39, wird man auch erhalten koͤnnen, wenn
man an einer Stelle, wo der aͤuſerſte Kreiß, und eine der Linien einander
durchſchneiden, die Scheibe mit dem Daumen und noch einem Finger feſt-
haͤlt, ohne ſie an etwas anzuſtemmen, zugleich aber mit einem dritten Fin-
ger irgend eine Stelle des zweyten Kreißes unterwaͤrts beruͤhrt, und an ei-
ner ſchicklichen Stelle ſtreicht. Bey dieſer Verfahrungsart naͤhern ſich die
Kreiße etwas mehr der zirkelfoͤrmigen Geſtalt; bey manchen Figuren habe
ich ſie verſchiedenemal ganz zirkelfoͤrmig geſehen. So iſt fig. 26, wenn ich
bey a, wo der aͤußere Kreiß und die gerade Linie einander durchſchneiden,
die Scheibe mit dem Daumen und einem andern Finger hielt, und mit einem
dritten Finger derſelben Hand eine Stelle des zweyten Kreißes unterwaͤrts
beruͤhrte, verſchiedenemal, wie fig. 27; ſo ſind 2 Kreiße mit 2 Linien fig.
28. wie fig. 31; 3 Kreiße von einer geraden Linie durchſchnitten fig. 38.
wie fig. 39. erſchienen. Dieſe Verfahrungsart iſt aber nur bey kleinen
Scheiben anzuwenden; bey großen Scheiben wuͤrde es zu ermuͤdend und oͤf-
ters nicht wohl moͤglich ſeyn, ſie nahe an dem einen Ende in ſo wenigen
Punkten feſt genug zu halten, daß ſie bey dem Streichen horizontal blieben;
man muß ſich alſo in dieſem Falle der erſtgedachten Art zu verfahren bedie-
nen, welche auch bey den groͤßten Scheiben anwendbar, und zu Hervorbrin-
gung mehrerer Klaͤnge dienlich iſt.

Alle dieſe Klaͤnge ſind außer dem, daß die Bogen der Kreiße mehr
oder weniger gekruͤmmt ſind, noch vielen andern Abaͤnderungen ihrer Figur
unterworfen. Aeuſerſt ſelten durchſchneiden alle Linien einander in der Mit-
te, wie es eigentlich ihre Beſtimmung zu erfordern ſcheint, und ich ſolches
z. B. bey fig. 35. vorgeſtellt habe: mehrentheils trennen ſich die Linien in
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[40/0048] Manche der einfachſten Klaͤnge dieſer Art, als fig. 26. und 27, fig. 28. bis 31, fig. 32, fig. 38. und 39, wird man auch erhalten koͤnnen, wenn man an einer Stelle, wo der aͤuſerſte Kreiß, und eine der Linien einander durchſchneiden, die Scheibe mit dem Daumen und noch einem Finger feſt- haͤlt, ohne ſie an etwas anzuſtemmen, zugleich aber mit einem dritten Fin- ger irgend eine Stelle des zweyten Kreißes unterwaͤrts beruͤhrt, und an ei- ner ſchicklichen Stelle ſtreicht. Bey dieſer Verfahrungsart naͤhern ſich die Kreiße etwas mehr der zirkelfoͤrmigen Geſtalt; bey manchen Figuren habe ich ſie verſchiedenemal ganz zirkelfoͤrmig geſehen. So iſt fig. 26, wenn ich bey a, wo der aͤußere Kreiß und die gerade Linie einander durchſchneiden, die Scheibe mit dem Daumen und einem andern Finger hielt, und mit einem dritten Finger derſelben Hand eine Stelle des zweyten Kreißes unterwaͤrts beruͤhrte, verſchiedenemal, wie fig. 27; ſo ſind 2 Kreiße mit 2 Linien fig. 28. wie fig. 31; 3 Kreiße von einer geraden Linie durchſchnitten fig. 38. wie fig. 39. erſchienen. Dieſe Verfahrungsart iſt aber nur bey kleinen Scheiben anzuwenden; bey großen Scheiben wuͤrde es zu ermuͤdend und oͤf- ters nicht wohl moͤglich ſeyn, ſie nahe an dem einen Ende in ſo wenigen Punkten feſt genug zu halten, daß ſie bey dem Streichen horizontal blieben; man muß ſich alſo in dieſem Falle der erſtgedachten Art zu verfahren bedie- nen, welche auch bey den groͤßten Scheiben anwendbar, und zu Hervorbrin- gung mehrerer Klaͤnge dienlich iſt. Alle dieſe Klaͤnge ſind außer dem, daß die Bogen der Kreiße mehr oder weniger gekruͤmmt ſind, noch vielen andern Abaͤnderungen ihrer Figur unterworfen. Aeuſerſt ſelten durchſchneiden alle Linien einander in der Mit- te, wie es eigentlich ihre Beſtimmung zu erfordern ſcheint, und ich ſolches z. B. bey fig. 35. vorgeſtellt habe: mehrentheils trennen ſich die Linien in der Mitte, und gehen mannigfaltige Verbindungen mit einander ein, wo- von

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Entdeckungen über die Theorie des Klanges. Leipzig, 1787, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_klang_1787/48>, abgerufen am 23.04.2024.