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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Entdeckungen über die Theorie des Klanges. Leipzig, 1787.

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ger Klang, oder als wesentliche Bestandtheile des Grundtones, wie einige
behaupten, sondern als mehrere von dem Grundtone und von einander ganz
verschiedene Klänge anzusehen, die an der nämlichen Saite zu gleicher Zeit,
eben so, wie an mehreren Saiten, Statt finden können. Auch Blasinstru-
mente s können mehrere Töne zu gleicher Zeit geben, die, wenn das untere
Ende offen ist, in Verhältnissen der natürlichen Reihe ganzer Zahlen ste-
hen, wenn aber das untere Ende gedeckt ist, mit den ungeraden Zahlen
übereinkommen. Es zeigt solches die Erfahrung sehr leicht, wenn man et-
was stärker bläst, als zu Hervorbringung des Grundtones, und etwas
schwächer, als zu einer bestimmten Hervorbringung des nächsten Tones er-
fordert wird. Die darinnen befindliche Luft, welche den klingenden Körper
vorstellt, kann nämlich zwo oder mehrere Schwingungsarten zugleich an-
nehmen, ohne daß eine der andern hinderlich ist. Wenn bey dem Grund-
tone einer Pfeife oder eines andern Blasinstruments auch alle Vorsicht an-
gewendet wird, um denselben ganz rein zu erhalten, glaube ich doch das
Mitklingen des nächstfolgenden Tones schwach, aber doch ziemlich deutlich,
hören zu können; ob dasselbe aber unter allen Umständen Statt finde, ob

auch,
richt gegeben, und gesagt, es enthalte so viel neues, und berichtige so viel ir-
riges, daß es billig als das wichtigste Werk in diesem Fache angesehen wer-
den könne. Sauveur hat meines Wissens zuerst brauchbare Versuche über
die harmonischen Töne einer Saite angestellt, und selbige in der Histoire und
den Memoires der Pariser Academie der Wissenschaften auf 1701. bekannt
gemacht.
s Man findet über die Töne der Blasinstrumente weitere Belchrung in der
theorie des tons de l'Orgue von Daniel Bernoulli, welche in den Memoires
der Pariser Academie der Wissenschaften auf 1762. befindlich ist; und in einer
Abhandlung von Lambert, sur les tons des flutes, in den neuen Memoires
der Berliner Academie der Wissenschaften auf 1775.
J 3

ger Klang, oder als weſentliche Beſtandtheile des Grundtones, wie einige
behaupten, ſondern als mehrere von dem Grundtone und von einander ganz
verſchiedene Klaͤnge anzuſehen, die an der naͤmlichen Saite zu gleicher Zeit,
eben ſo, wie an mehreren Saiten, Statt finden koͤnnen. Auch Blasinſtru-
mente s koͤnnen mehrere Toͤne zu gleicher Zeit geben, die, wenn das untere
Ende offen iſt, in Verhaͤltniſſen der natuͤrlichen Reihe ganzer Zahlen ſte-
hen, wenn aber das untere Ende gedeckt iſt, mit den ungeraden Zahlen
uͤbereinkommen. Es zeigt ſolches die Erfahrung ſehr leicht, wenn man et-
was ſtaͤrker blaͤſt, als zu Hervorbringung des Grundtones, und etwas
ſchwaͤcher, als zu einer beſtimmten Hervorbringung des naͤchſten Tones er-
fordert wird. Die darinnen befindliche Luft, welche den klingenden Koͤrper
vorſtellt, kann naͤmlich zwo oder mehrere Schwingungsarten zugleich an-
nehmen, ohne daß eine der andern hinderlich iſt. Wenn bey dem Grund-
tone einer Pfeife oder eines andern Blasinſtruments auch alle Vorſicht an-
gewendet wird, um denſelben ganz rein zu erhalten, glaube ich doch das
Mitklingen des naͤchſtfolgenden Tones ſchwach, aber doch ziemlich deutlich,
hoͤren zu koͤnnen; ob daſſelbe aber unter allen Umſtaͤnden Statt finde, ob

auch,
richt gegeben, und geſagt, es enthalte ſo viel neues, und berichtige ſo viel ir-
riges, daß es billig als das wichtigſte Werk in dieſem Fache angeſehen wer-
den koͤnne. Sauveur hat meines Wiſſens zuerſt brauchbare Verſuche uͤber
die harmoniſchen Toͤne einer Saite angeſtellt, und ſelbige in der Hiſtoire und
den Mémoires der Pariſer Academie der Wiſſenſchaften auf 1701. bekannt
gemacht.
s Man findet uͤber die Toͤne der Blasinſtrumente weitere Belchrung in der
théorie des tons de l’Orgue von Daniel Bernoulli, welche in den Mémoires
der Pariſer Academie der Wiſſenſchaften auf 1762. befindlich iſt; und in einer
Abhandlung von Lambert, ſur les tons des flutes, in den neuen Mémoires
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[69/0077] ger Klang, oder als weſentliche Beſtandtheile des Grundtones, wie einige behaupten, ſondern als mehrere von dem Grundtone und von einander ganz verſchiedene Klaͤnge anzuſehen, die an der naͤmlichen Saite zu gleicher Zeit, eben ſo, wie an mehreren Saiten, Statt finden koͤnnen. Auch Blasinſtru- mente s koͤnnen mehrere Toͤne zu gleicher Zeit geben, die, wenn das untere Ende offen iſt, in Verhaͤltniſſen der natuͤrlichen Reihe ganzer Zahlen ſte- hen, wenn aber das untere Ende gedeckt iſt, mit den ungeraden Zahlen uͤbereinkommen. Es zeigt ſolches die Erfahrung ſehr leicht, wenn man et- was ſtaͤrker blaͤſt, als zu Hervorbringung des Grundtones, und etwas ſchwaͤcher, als zu einer beſtimmten Hervorbringung des naͤchſten Tones er- fordert wird. Die darinnen befindliche Luft, welche den klingenden Koͤrper vorſtellt, kann naͤmlich zwo oder mehrere Schwingungsarten zugleich an- nehmen, ohne daß eine der andern hinderlich iſt. Wenn bey dem Grund- tone einer Pfeife oder eines andern Blasinſtruments auch alle Vorſicht an- gewendet wird, um denſelben ganz rein zu erhalten, glaube ich doch das Mitklingen des naͤchſtfolgenden Tones ſchwach, aber doch ziemlich deutlich, hoͤren zu koͤnnen; ob daſſelbe aber unter allen Umſtaͤnden Statt finde, ob auch, r s Man findet uͤber die Toͤne der Blasinſtrumente weitere Belchrung in der théorie des tons de l’Orgue von Daniel Bernoulli, welche in den Mémoires der Pariſer Academie der Wiſſenſchaften auf 1762. befindlich iſt; und in einer Abhandlung von Lambert, ſur les tons des flutes, in den neuen Mémoires der Berliner Academie der Wiſſenſchaften auf 1775. r richt gegeben, und geſagt, es enthalte ſo viel neues, und berichtige ſo viel ir- riges, daß es billig als das wichtigſte Werk in dieſem Fache angeſehen wer- den koͤnne. Sauveur hat meines Wiſſens zuerſt brauchbare Verſuche uͤber die harmoniſchen Toͤne einer Saite angeſtellt, und ſelbige in der Hiſtoire und den Mémoires der Pariſer Academie der Wiſſenſchaften auf 1701. bekannt gemacht. J 3

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Entdeckungen über die Theorie des Klanges. Leipzig, 1787, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_klang_1787/77>, abgerufen am 02.05.2024.