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Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809.

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Vorbericht.
suchen und zu schicken; sondern es gibt auch zutheuerst
bisweilen einen sogenannten guten Freund, -- ob-
schon von hellem Kopf, in dem aber eine schwarze
Seele steckt, -- der uns geflissentlich mit falschen
Sorten aus mancherlei schändlichen Absichten hinter-
gehet, und nicht bedenkt, wie viel er der Ehre eines
redlichen Mannes, wie viel der Wissenschaft, wie viel
er andern Gartenfreunden schade. Eine Reihe von
Jahren gehöret oft dazu, seine Baumschule zu sichten,
und hundert Schwierigkeiten zu bekämpfen; zumal, da
die Pomologie ein Studium ist, in welchem man, --
wie bey allen Wissenschaften, die es mit der Natur,
einem Ausfluß der unerreichbaren Gottheit, zu thun
haben, -- nie auslernt. Es wird daher ein jeder,
der diese Wissenschaft liebt und sie zu vervollkommnen
sucht, und nicht von einem eitlen Autorstolz beseelet
ist, der sich untrüglich zu seyn glaubt, und deswegen
mit einem egoistischen Ton spricht, -- sich nicht schä-
men, täglich zu lernen, und auch seine gemachte Irr-
striche zu bekennen, und zur Aufklärung der Pomo-
logie die nachher entdeckte Richtigkeit darzulegen. --
Daß nun aber manche in diesem Werk beschriebene

Vorbericht.
ſuchen und zu ſchicken; ſondern es gibt auch zutheuerſt
bisweilen einen ſogenannten guten Freund, — ob-
ſchon von hellem Kopf, in dem aber eine ſchwarze
Seele ſteckt, — der uns gefliſſentlich mit falſchen
Sorten aus mancherlei ſchändlichen Abſichten hinter-
gehet, und nicht bedenkt, wie viel er der Ehre eines
redlichen Mannes, wie viel der Wiſſenſchaft, wie viel
er andern Gartenfreunden ſchade. Eine Reihe von
Jahren gehöret oft dazu, ſeine Baumſchule zu ſichten,
und hundert Schwierigkeiten zu bekämpfen; zumal, da
die Pomologie ein Studium iſt, in welchem man, —
wie bey allen Wiſſenſchaften, die es mit der Natur,
einem Ausfluß der unerreichbaren Gottheit, zu thun
haben, — nie auslernt. Es wird daher ein jeder,
der dieſe Wiſſenſchaft liebt und ſie zu vervollkommnen
ſucht, und nicht von einem eitlen Autorſtolz beſeelet
iſt, der ſich untrüglich zu ſeyn glaubt, und deswegen
mit einem egoiſtiſchen Ton ſpricht, — ſich nicht ſchä-
men, täglich zu lernen, und auch ſeine gemachte Irr-
ſtriche zu bekennen, und zur Aufklärung der Pomo-
logie die nachher entdeckte Richtigkeit darzulegen. —
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[XIII/0013] Vorbericht. ſuchen und zu ſchicken; ſondern es gibt auch zutheuerſt bisweilen einen ſogenannten guten Freund, — ob- ſchon von hellem Kopf, in dem aber eine ſchwarze Seele ſteckt, — der uns gefliſſentlich mit falſchen Sorten aus mancherlei ſchändlichen Abſichten hinter- gehet, und nicht bedenkt, wie viel er der Ehre eines redlichen Mannes, wie viel der Wiſſenſchaft, wie viel er andern Gartenfreunden ſchade. Eine Reihe von Jahren gehöret oft dazu, ſeine Baumſchule zu ſichten, und hundert Schwierigkeiten zu bekämpfen; zumal, da die Pomologie ein Studium iſt, in welchem man, — wie bey allen Wiſſenſchaften, die es mit der Natur, einem Ausfluß der unerreichbaren Gottheit, zu thun haben, — nie auslernt. Es wird daher ein jeder, der dieſe Wiſſenſchaft liebt und ſie zu vervollkommnen ſucht, und nicht von einem eitlen Autorſtolz beſeelet iſt, der ſich untrüglich zu ſeyn glaubt, und deswegen mit einem egoiſtiſchen Ton ſpricht, — ſich nicht ſchä- men, täglich zu lernen, und auch ſeine gemachte Irr- ſtriche zu bekennen, und zur Aufklärung der Pomo- logie die nachher entdeckte Richtigkeit darzulegen. — Daß nun aber manche in dieſem Werk beſchriebene

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Zitationshilfe: Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. XIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/13>, abgerufen am 21.11.2024.