suchen und zu schicken; sondern es gibt auch zutheuerst bisweilen einen sogenannten guten Freund, -- ob- schon von hellem Kopf, in dem aber eine schwarze Seele steckt, -- der uns geflissentlich mit falschen Sorten aus mancherlei schändlichen Absichten hinter- gehet, und nicht bedenkt, wie viel er der Ehre eines redlichen Mannes, wie viel der Wissenschaft, wie viel er andern Gartenfreunden schade. Eine Reihe von Jahren gehöret oft dazu, seine Baumschule zu sichten, und hundert Schwierigkeiten zu bekämpfen; zumal, da die Pomologie ein Studium ist, in welchem man, -- wie bey allen Wissenschaften, die es mit der Natur, einem Ausfluß der unerreichbaren Gottheit, zu thun haben, -- nie auslernt. Es wird daher ein jeder, der diese Wissenschaft liebt und sie zu vervollkommnen sucht, und nicht von einem eitlen Autorstolz beseelet ist, der sich untrüglich zu seyn glaubt, und deswegen mit einem egoistischen Ton spricht, -- sich nicht schä- men, täglich zu lernen, und auch seine gemachte Irr- striche zu bekennen, und zur Aufklärung der Pomo- logie die nachher entdeckte Richtigkeit darzulegen. -- Daß nun aber manche in diesem Werk beschriebene
Vorbericht.
ſuchen und zu ſchicken; ſondern es gibt auch zutheuerſt bisweilen einen ſogenannten guten Freund, — ob- ſchon von hellem Kopf, in dem aber eine ſchwarze Seele ſteckt, — der uns gefliſſentlich mit falſchen Sorten aus mancherlei ſchändlichen Abſichten hinter- gehet, und nicht bedenkt, wie viel er der Ehre eines redlichen Mannes, wie viel der Wiſſenſchaft, wie viel er andern Gartenfreunden ſchade. Eine Reihe von Jahren gehöret oft dazu, ſeine Baumſchule zu ſichten, und hundert Schwierigkeiten zu bekämpfen; zumal, da die Pomologie ein Studium iſt, in welchem man, — wie bey allen Wiſſenſchaften, die es mit der Natur, einem Ausfluß der unerreichbaren Gottheit, zu thun haben, — nie auslernt. Es wird daher ein jeder, der dieſe Wiſſenſchaft liebt und ſie zu vervollkommnen ſucht, und nicht von einem eitlen Autorſtolz beſeelet iſt, der ſich untrüglich zu ſeyn glaubt, und deswegen mit einem egoiſtiſchen Ton ſpricht, — ſich nicht ſchä- men, täglich zu lernen, und auch ſeine gemachte Irr- ſtriche zu bekennen, und zur Aufklärung der Pomo- logie die nachher entdeckte Richtigkeit darzulegen. — Daß nun aber manche in dieſem Werk beſchriebene
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0013"n="XIII"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Vorbericht</hi>.</fw><lb/>ſuchen und zu ſchicken; ſondern es gibt auch zutheuerſt<lb/>
bisweilen einen <hirendition="#g">ſogenannten</hi> guten Freund, — ob-<lb/>ſchon von hellem Kopf, in dem aber eine ſchwarze<lb/>
Seele ſteckt, — der uns gefliſſentlich mit falſchen<lb/>
Sorten aus mancherlei ſchändlichen Abſichten hinter-<lb/>
gehet, und nicht bedenkt, wie viel er der Ehre eines<lb/>
redlichen Mannes, wie viel der Wiſſenſchaft, wie viel<lb/>
er andern Gartenfreunden ſchade. Eine Reihe von<lb/>
Jahren gehöret oft dazu, ſeine Baumſchule zu ſichten,<lb/>
und hundert Schwierigkeiten zu bekämpfen; zumal, da<lb/>
die Pomologie ein Studium iſt, in welchem man, —<lb/>
wie bey allen Wiſſenſchaften, die es mit der Natur,<lb/>
einem Ausfluß der unerreichbaren Gottheit, zu thun<lb/>
haben, — nie auslernt. Es wird daher ein jeder,<lb/>
der dieſe Wiſſenſchaft liebt und ſie zu vervollkommnen<lb/>ſucht, und nicht von einem eitlen Autorſtolz beſeelet<lb/>
iſt, der ſich untrüglich zu ſeyn glaubt, und deswegen<lb/>
mit einem egoiſtiſchen Ton ſpricht, —ſich nicht ſchä-<lb/>
men, täglich zu lernen, und auch ſeine gemachte Irr-<lb/>ſtriche zu bekennen, und zur Aufklärung der Pomo-<lb/>
logie die nachher entdeckte Richtigkeit darzulegen. —<lb/>
Daß nun aber manche in dieſem Werk beſchriebene<lb/></p></div></body></text></TEI>
[XIII/0013]
Vorbericht.
ſuchen und zu ſchicken; ſondern es gibt auch zutheuerſt
bisweilen einen ſogenannten guten Freund, — ob-
ſchon von hellem Kopf, in dem aber eine ſchwarze
Seele ſteckt, — der uns gefliſſentlich mit falſchen
Sorten aus mancherlei ſchändlichen Abſichten hinter-
gehet, und nicht bedenkt, wie viel er der Ehre eines
redlichen Mannes, wie viel der Wiſſenſchaft, wie viel
er andern Gartenfreunden ſchade. Eine Reihe von
Jahren gehöret oft dazu, ſeine Baumſchule zu ſichten,
und hundert Schwierigkeiten zu bekämpfen; zumal, da
die Pomologie ein Studium iſt, in welchem man, —
wie bey allen Wiſſenſchaften, die es mit der Natur,
einem Ausfluß der unerreichbaren Gottheit, zu thun
haben, — nie auslernt. Es wird daher ein jeder,
der dieſe Wiſſenſchaft liebt und ſie zu vervollkommnen
ſucht, und nicht von einem eitlen Autorſtolz beſeelet
iſt, der ſich untrüglich zu ſeyn glaubt, und deswegen
mit einem egoiſtiſchen Ton ſpricht, — ſich nicht ſchä-
men, täglich zu lernen, und auch ſeine gemachte Irr-
ſtriche zu bekennen, und zur Aufklärung der Pomo-
logie die nachher entdeckte Richtigkeit darzulegen. —
Daß nun aber manche in dieſem Werk beſchriebene
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. XIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/13>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.