Sorten, nicht mit der Beschreibung in meinen ältern Gartenschriften übereinkommen, hat diese Ursachen: Theils glaubte ich anfänglich freylich nicht, so nöthig zu seyn, die Obstsorten so genau und critisch zu be- obachten und zu untersuchen, als nachher bey den Disharmonien der Pomologen nöthig wurde, und konnte sie auch der nöthigen Kürze wegen nicht so ge- nau beschreiben, als hier in diesem Werk erforderlich ist: theils habe diejenigen Sorten, welche nicht mit den Beschreibungen der alten und neuern Pomologen übereinstimmten, ausgemerzet und mir die ächtesten Sorten beygelegt, und desfalls mancherley Kosten, Mühe und unzählige Briefe mich nicht dauren lassen.
Freylich möchte mir mancher Critiker hierbey den Vorwurf machen: ich hätte die Sorten nicht eher beschreiben und erst nachher die Berichtigung bekannt machen sollen. - - Allein wenn ich viele Jahre hätte zuwarten, und diese Zeit blos zur genauesten Prü- fung aller und jeder Sorten anwenden wollen, so würde ich denjenigen Nutzen für die Pomologie nicht haben stiften, und den Eifer für diese edle und nütz- liche Wissenschaft nicht frühe genug wecken kön-
Vorbericht.
Sorten, nicht mit der Beſchreibung in meinen ältern Gartenſchriften übereinkommen, hat dieſe Urſachen: Theils glaubte ich anfänglich freylich nicht, ſo nöthig zu ſeyn, die Obſtſorten ſo genau und critiſch zu be- obachten und zu unterſuchen, als nachher bey den Disharmonien der Pomologen nöthig wurde, und konnte ſie auch der nöthigen Kürze wegen nicht ſo ge- nau beſchreiben, als hier in dieſem Werk erforderlich iſt: theils habe diejenigen Sorten, welche nicht mit den Beſchreibungen der alten und neuern Pomologen übereinſtimmten, ausgemerzet und mir die ächteſten Sorten beygelegt, und desfalls mancherley Koſten, Mühe und unzählige Briefe mich nicht dauren laſſen.
Freylich möchte mir mancher Critiker hierbey den Vorwurf machen: ich hätte die Sorten nicht eher beſchreiben und erſt nachher die Berichtigung bekannt machen ſollen. - - Allein wenn ich viele Jahre hätte zuwarten, und dieſe Zeit blos zur genaueſten Prü- fung aller und jeder Sorten anwenden wollen, ſo würde ich denjenigen Nutzen für die Pomologie nicht haben ſtiften, und den Eifer für dieſe edle und nütz- liche Wiſſenſchaft nicht frühe genug wecken kön-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0014"n="XIV"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Vorbericht</hi>.</fw><lb/>
Sorten, nicht mit der Beſchreibung in meinen ältern<lb/>
Gartenſchriften übereinkommen, hat dieſe Urſachen:<lb/>
Theils glaubte ich anfänglich freylich nicht, ſo nöthig<lb/>
zu ſeyn, die Obſtſorten ſo genau und critiſch zu be-<lb/>
obachten und zu unterſuchen, als nachher bey den<lb/>
Disharmonien der Pomologen nöthig wurde, und<lb/>
konnte ſie auch der nöthigen Kürze wegen nicht ſo ge-<lb/>
nau beſchreiben, als hier in dieſem Werk erforderlich<lb/>
iſt: theils habe diejenigen Sorten, welche nicht mit<lb/>
den Beſchreibungen der alten und neuern Pomologen<lb/>
übereinſtimmten, ausgemerzet und mir die ächteſten<lb/>
Sorten beygelegt, und desfalls mancherley Koſten,<lb/>
Mühe und unzählige Briefe mich nicht dauren laſſen.</p><lb/><p>Freylich möchte mir mancher Critiker hierbey<lb/>
den Vorwurf machen: ich hätte die Sorten nicht eher<lb/>
beſchreiben und erſt nachher die Berichtigung bekannt<lb/>
machen ſollen. - - Allein wenn ich viele Jahre hätte<lb/>
zuwarten, und dieſe Zeit blos zur genaueſten Prü-<lb/>
fung aller und jeder Sorten anwenden wollen, ſo<lb/>
würde ich denjenigen Nutzen für die Pomologie nicht<lb/>
haben ſtiften, und den Eifer für dieſe edle und nütz-<lb/>
liche Wiſſenſchaft nicht frühe genug wecken kön-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[XIV/0014]
Vorbericht.
Sorten, nicht mit der Beſchreibung in meinen ältern
Gartenſchriften übereinkommen, hat dieſe Urſachen:
Theils glaubte ich anfänglich freylich nicht, ſo nöthig
zu ſeyn, die Obſtſorten ſo genau und critiſch zu be-
obachten und zu unterſuchen, als nachher bey den
Disharmonien der Pomologen nöthig wurde, und
konnte ſie auch der nöthigen Kürze wegen nicht ſo ge-
nau beſchreiben, als hier in dieſem Werk erforderlich
iſt: theils habe diejenigen Sorten, welche nicht mit
den Beſchreibungen der alten und neuern Pomologen
übereinſtimmten, ausgemerzet und mir die ächteſten
Sorten beygelegt, und desfalls mancherley Koſten,
Mühe und unzählige Briefe mich nicht dauren laſſen.
Freylich möchte mir mancher Critiker hierbey
den Vorwurf machen: ich hätte die Sorten nicht eher
beſchreiben und erſt nachher die Berichtigung bekannt
machen ſollen. - - Allein wenn ich viele Jahre hätte
zuwarten, und dieſe Zeit blos zur genaueſten Prü-
fung aller und jeder Sorten anwenden wollen, ſo
würde ich denjenigen Nutzen für die Pomologie nicht
haben ſtiften, und den Eifer für dieſe edle und nütz-
liche Wiſſenſchaft nicht frühe genug wecken kön-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. XIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/14>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.