Diese empfehlungswerthe, große und vortreffliche Tafelfrucht nimmt gerne, wie sonst häufig der Fall ist, auf einem und demselben Baum zweierlei Formen an: theils etwas hoch zugespitzt, theils etwas breit und nach der Blume stumpf abgekürzt. Die Wölbung nach der Blume ist also immer stark abnehmend, und behalt nur einen schmalen Rand, da die um den Stiel breit ist, und die Frucht flach aufstehet. Hochaussehende Früchte sind gewöhnlich bis gegen 3 Zoll breit und fast eben so hoch; die breitgedrücktere aber in ihrer Vollkommenheit gegen einen halben Zoll niedriger. -- Die Blume, die sich mit langen spitzen Blättchen schließet, sitzt in einer geräumigen, ziemlich seichten Einsenkung, mit vie- len feinen Falten und Rippchen umgeben, wovon meh- rere zwar sanft, aber doch sichtbar als feine Rippen über die Frucht hinlaufen. Der Stiel ist oft kurz und ste- het der Frucht gleich, oder er ist einen halben Zoll lang und raget etwas hervor. Seine Höhle ist tief, und ist mit einem zimmtfarbigen Rost tapezieret, der oft in Strahlen bis auf die Stielwölbung sich heraufziehet. -- Die Schale ist schön zitronengelb, und bekommt auf der Sonnenseite einen blaßrothen Anflug, der die Schön- heit des Apfels nicht wenig erhöhet. Bisweilen siehet man nur einige feine weißgraue Puncte, die mit einem röthlichen Kreis umgeben sind. -- Das Fleisch ist sehr weiß, etwas locker, feinkörnicht, sehr saftig, und von einem erfrischenden, süßweinigten, angenehmen Geschmack. Das Kernhaus ist offen und geräumig,
16
C. Winter-Renetten. Taf. 10.
183. Die Zitronenrenette. Rein. de Citron.
Dieſe empfehlungswerthe, große und vortreffliche Tafelfrucht nimmt gerne, wie ſonſt häufig der Fall iſt, auf einem und demſelben Baum zweierlei Formen an: theils etwas hoch zugeſpitzt, theils etwas breit und nach der Blume ſtumpf abgekürzt. Die Wölbung nach der Blume iſt alſo immer ſtark abnehmend, und behalt nur einen ſchmalen Rand, da die um den Stiel breit iſt, und die Frucht flach aufſtehet. Hochausſehende Früchte ſind gewöhnlich bis gegen 3 Zoll breit und faſt eben ſo hoch; die breitgedrücktere aber in ihrer Vollkommenheit gegen einen halben Zoll niedriger. — Die Blume, die ſich mit langen ſpitzen Blättchen ſchließet, ſitzt in einer geräumigen, ziemlich ſeichten Einſenkung, mit vie- len feinen Falten und Rippchen umgeben, wovon meh- rere zwar ſanft, aber doch ſichtbar als feine Rippen über die Frucht hinlaufen. Der Stiel iſt oft kurz und ſte- het der Frucht gleich, oder er iſt einen halben Zoll lang und raget etwas hervor. Seine Höhle iſt tief, und iſt mit einem zimmtfarbigen Roſt tapezieret, der oft in Strahlen bis auf die Stielwölbung ſich heraufziehet. — Die Schale iſt ſchön zitronengelb, und bekommt auf der Sonnenſeite einen blaßrothen Anflug, der die Schön- heit des Apfels nicht wenig erhöhet. Bisweilen ſiehet man nur einige feine weißgraue Puncte, die mit einem röthlichen Kreis umgeben ſind. — Das Fleiſch iſt ſehr weiß, etwas locker, feinkörnicht, ſehr ſaftig, und von einem erfriſchenden, ſüßweinigten, angenehmen Geſchmack. Das Kernhaus iſt offen und geräumig,
16
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><pbfacs="#f0289"n="241"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">C</hi>. <hirendition="#g">Winter</hi>-<hirendition="#g">Renetten</hi>. Taf. 10.</fw><lb/><divn="6"><head>183. <hirendition="#g">Die Zitronenrenette</hi>. <hirendition="#aq">Rein</hi>. <hirendition="#aq">de Citron.</hi></head><lb/><p>Dieſe empfehlungswerthe, große und vortreffliche<lb/>
Tafelfrucht nimmt gerne, wie ſonſt häufig der Fall iſt,<lb/>
auf einem und demſelben Baum zweierlei Formen an:<lb/>
theils etwas hoch zugeſpitzt, theils etwas breit und nach<lb/>
der Blume ſtumpf abgekürzt. Die Wölbung nach der<lb/>
Blume iſt alſo immer ſtark abnehmend, und behalt nur<lb/>
einen ſchmalen Rand, da die um den Stiel breit iſt,<lb/>
und die Frucht flach aufſtehet. Hochausſehende Früchte<lb/>ſind gewöhnlich bis gegen 3 Zoll breit und faſt eben ſo<lb/>
hoch; die breitgedrücktere aber in ihrer Vollkommenheit<lb/>
gegen einen halben Zoll niedriger. — Die <hirendition="#g">Blume</hi>,<lb/>
die ſich mit langen ſpitzen Blättchen ſchließet, ſitzt in<lb/>
einer geräumigen, ziemlich ſeichten Einſenkung, mit vie-<lb/>
len feinen Falten und Rippchen umgeben, wovon meh-<lb/>
rere zwar ſanft, aber doch ſichtbar als feine Rippen über<lb/>
die Frucht hinlaufen. Der <hirendition="#g">Stiel</hi> iſt oft kurz und ſte-<lb/>
het der Frucht gleich, oder er iſt einen halben Zoll lang<lb/>
und raget etwas hervor. Seine Höhle iſt tief, und iſt<lb/>
mit einem zimmtfarbigen Roſt tapezieret, der oft in<lb/>
Strahlen bis auf die Stielwölbung ſich heraufziehet. —<lb/>
Die <hirendition="#g">Schale</hi> iſt ſchön zitronengelb, und bekommt auf<lb/>
der Sonnenſeite einen blaßrothen Anflug, der die Schön-<lb/>
heit des Apfels nicht wenig erhöhet. Bisweilen ſiehet<lb/>
man nur einige feine weißgraue Puncte, die mit einem<lb/>
röthlichen Kreis umgeben ſind. — Das <hirendition="#g">Fleiſch</hi> iſt<lb/>ſehr weiß, etwas locker, feinkörnicht, ſehr ſaftig, und<lb/>
von einem erfriſchenden, ſüßweinigten, angenehmen<lb/>
Geſchmack. Das <hirendition="#g">Kernhaus</hi> iſt offen und geräumig,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">16</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[241/0289]
C. Winter-Renetten. Taf. 10.
183. Die Zitronenrenette. Rein. de Citron.
Dieſe empfehlungswerthe, große und vortreffliche
Tafelfrucht nimmt gerne, wie ſonſt häufig der Fall iſt,
auf einem und demſelben Baum zweierlei Formen an:
theils etwas hoch zugeſpitzt, theils etwas breit und nach
der Blume ſtumpf abgekürzt. Die Wölbung nach der
Blume iſt alſo immer ſtark abnehmend, und behalt nur
einen ſchmalen Rand, da die um den Stiel breit iſt,
und die Frucht flach aufſtehet. Hochausſehende Früchte
ſind gewöhnlich bis gegen 3 Zoll breit und faſt eben ſo
hoch; die breitgedrücktere aber in ihrer Vollkommenheit
gegen einen halben Zoll niedriger. — Die Blume,
die ſich mit langen ſpitzen Blättchen ſchließet, ſitzt in
einer geräumigen, ziemlich ſeichten Einſenkung, mit vie-
len feinen Falten und Rippchen umgeben, wovon meh-
rere zwar ſanft, aber doch ſichtbar als feine Rippen über
die Frucht hinlaufen. Der Stiel iſt oft kurz und ſte-
het der Frucht gleich, oder er iſt einen halben Zoll lang
und raget etwas hervor. Seine Höhle iſt tief, und iſt
mit einem zimmtfarbigen Roſt tapezieret, der oft in
Strahlen bis auf die Stielwölbung ſich heraufziehet. —
Die Schale iſt ſchön zitronengelb, und bekommt auf
der Sonnenſeite einen blaßrothen Anflug, der die Schön-
heit des Apfels nicht wenig erhöhet. Bisweilen ſiehet
man nur einige feine weißgraue Puncte, die mit einem
röthlichen Kreis umgeben ſind. — Das Fleiſch iſt
ſehr weiß, etwas locker, feinkörnicht, ſehr ſaftig, und
von einem erfriſchenden, ſüßweinigten, angenehmen
Geſchmack. Das Kernhaus iſt offen und geräumig,
16
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/289>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.