Die Schale ist zart, weißgelb bey der vollen Zeitigung, und Anfangs grünlichgelb, und ist alsdann mit einer Menge grüner Puncte übersäet. Wenn aber diese Frucht vollkommen zeitig und weißgelb ist, so sind diese gelbe Puncte verschwunden, und nicht mehr zu sehen. Sel- ten haben einige subtile rothe Streifchen auf der obern Wölbung um die Blume. -- Das Fleisch ist weiß, halbbrüchig, saftig und etwas süß, und hat nichts von Gewürz. -- Die Frucht wird bald morsch und hält sich kaum 6 Tage. Sie kann aber in solchem morschen Zu- stand sehr gut zu Essig gekeltert werden, und hat das Besondere und Eigene, daß sie alsdann einen ganz vor- trefflichen, dem besten Weinessig gleichenden Essig gibt. Wenn hingegen diese Birnen grün vom Baum weg, (da man sie mit der Scheere in der Mitte der Stiele ab- schneidet,) gekeltert werden, so wird der Essig gerne schwarz, als wenn Stücke Eisen im Essigfaß gelegen wären.
Der Baum dieser kleinen Birne wird sehr groß, und hängt sich klümpigvoll Früchte, da oft 5, 6 auf einem Fruchtkuchen stehen. Er setzt auch selten ein Jahr in der Tragbarkeit aus. Seine Sommertriebe sind mittelmäßig stark, roth, unpunctirt: die Augen klein, schmal, aber sehr lang und spitz, und haben sehr hoch vorstehende Augenträger. Das Blatt ist klein, oval, sehr dunkelgrün, nur gegen die Spitze fein gezähnt, und hat einen außerordentlich langen, zarten Blattstiel.
A. Sommerbirnen. Taf. 19.
Die Schale iſt zart, weißgelb bey der vollen Zeitigung, und Anfangs grünlichgelb, und iſt alsdann mit einer Menge grüner Puncte überſäet. Wenn aber dieſe Frucht vollkommen zeitig und weißgelb iſt, ſo ſind dieſe gelbe Puncte verſchwunden, und nicht mehr zu ſehen. Sel- ten haben einige ſubtile rothe Streifchen auf der obern Wölbung um die Blume. — Das Fleiſch iſt weiß, halbbrüchig, ſaftig und etwas ſüß, und hat nichts von Gewürz. — Die Frucht wird bald morſch und hält ſich kaum 6 Tage. Sie kann aber in ſolchem morſchen Zu- ſtand ſehr gut zu Eſſig gekeltert werden, und hat das Beſondere und Eigene, daß ſie alsdann einen ganz vor- trefflichen, dem beſten Weineſſig gleichenden Eſſig gibt. Wenn hingegen dieſe Birnen grün vom Baum weg, (da man ſie mit der Scheere in der Mitte der Stiele ab- ſchneidet,) gekeltert werden, ſo wird der Eſſig gerne ſchwarz, als wenn Stücke Eiſen im Eſſigfaß gelegen wären.
Der Baum dieſer kleinen Birne wird ſehr groß, und hängt ſich klümpigvoll Früchte, da oft 5, 6 auf einem Fruchtkuchen ſtehen. Er ſetzt auch ſelten ein Jahr in der Tragbarkeit aus. Seine Sommertriebe ſind mittelmäßig ſtark, roth, unpunctirt: die Augen klein, ſchmal, aber ſehr lang und ſpitz, und haben ſehr hoch vorſtehende Augenträger. Das Blatt iſt klein, oval, ſehr dunkelgrün, nur gegen die Spitze fein gezähnt, und hat einen außerordentlich langen, zarten Blattſtiel.
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A. Sommerbirnen. Taf. 19.
Die Schale iſt zart, weißgelb bey der vollen Zeitigung,
und Anfangs grünlichgelb, und iſt alsdann mit einer
Menge grüner Puncte überſäet. Wenn aber dieſe Frucht
vollkommen zeitig und weißgelb iſt, ſo ſind dieſe gelbe
Puncte verſchwunden, und nicht mehr zu ſehen. Sel-
ten haben einige ſubtile rothe Streifchen auf der obern
Wölbung um die Blume. — Das Fleiſch iſt weiß,
halbbrüchig, ſaftig und etwas ſüß, und hat nichts von
Gewürz. — Die Frucht wird bald morſch und hält ſich
kaum 6 Tage. Sie kann aber in ſolchem morſchen Zu-
ſtand ſehr gut zu Eſſig gekeltert werden, und hat das
Beſondere und Eigene, daß ſie alsdann einen ganz vor-
trefflichen, dem beſten Weineſſig gleichenden Eſſig gibt.
Wenn hingegen dieſe Birnen grün vom Baum weg,
(da man ſie mit der Scheere in der Mitte der Stiele ab-
ſchneidet,) gekeltert werden, ſo wird der Eſſig gerne
ſchwarz, als wenn Stücke Eiſen im Eſſigfaß gelegen
wären.
Der Baum dieſer kleinen Birne wird ſehr groß,
und hängt ſich klümpigvoll Früchte, da oft 5, 6 auf
einem Fruchtkuchen ſtehen. Er ſetzt auch ſelten ein
Jahr in der Tragbarkeit aus. Seine Sommertriebe
ſind mittelmäßig ſtark, roth, unpunctirt: die Augen
klein, ſchmal, aber ſehr lang und ſpitz, und haben ſehr
hoch vorſtehende Augenträger. Das Blatt iſt klein,
oval, ſehr dunkelgrün, nur gegen die Spitze fein gezähnt,
und hat einen außerordentlich langen, zarten Blattſtiel.
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Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/559>, abgerufen am 24.11.2024.
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