149. Die Königsbirne von Neapel. Royale de Naples*). Fig. 149.
Diese, der allergrösten Birnen eine, hat eine kreiselför- mige, meist aber etwas birnförmige Gestalt, und ist 5 Zoll lang und 41/4 Zoll breit. Die gröste Dicke ist 2/3 über der Mitte nach der Blume, dahin sie sich schön und platt zurundet. Nach dem Stiel biegt sie sich sanft ein, und macht so gleich an diesem Einbug eine kurze, abge- stumpfte Spitze, welche 3/4 Zoll Länge beträgt, und ohne welche sie kugelrund wäre. -- Die starke, offene Blu- me stehet in einer geräumigen, flachen Einsenkung, und der 11/4 Zoll lange, starke Stiel sitzt in einem klei- nen Grübchen auf der stumpfen Spitze. -- Die Schale, welche anfänglich lange grün bleibt, wird gegen die La- gerreife grüngelblich, ohne alle Röthe auf der Sonnen- seite. Nur am Spalier erzogene Früchte werden hell- gelb, und bekommen auch bey heißen Sommern einen
*) Es ist zu bedauren, daß diese große, prächtige Birne, -- die bis zu 2 Pfund schwer werden kann, und zur vortrefflich- sten Butterbirne, wie sie in Neapel ist, die Erwartung be- rechtigte -- nunmehro in unserem Teutschland in die Classe der blos wirthschaftlichen Birnen sich herabsetzen lassen muß. Weder in Stutgart, dahin der Baum als eine delikate Beurre (und zwar als ein königl. Geschenk,) zuerst geschickt worden, noch am Rhein und Main kommt sie zu ihrer Güte. Allein der Fehler liegt blos daran, daß wir keine Italienische Sonne haben.
Winterbirnen. Taf. 22.
Tafel 22.
149. Die Königsbirne von Neapel. Royale de Naples*). Fig. 149.
Dieſe, der allergröſten Birnen eine, hat eine kreiſelför- mige, meiſt aber etwas birnförmige Geſtalt, und iſt 5 Zoll lang und 4¼ Zoll breit. Die gröſte Dicke iſt ⅔ über der Mitte nach der Blume, dahin ſie ſich ſchön und platt zurundet. Nach dem Stiel biegt ſie ſich ſanft ein, und macht ſo gleich an dieſem Einbug eine kurze, abge- ſtumpfte Spitze, welche ¾ Zoll Länge beträgt, und ohne welche ſie kugelrund wäre. — Die ſtarke, offene Blu- me ſtehet in einer geräumigen, flachen Einſenkung, und der 1¼ Zoll lange, ſtarke Stiel ſitzt in einem klei- nen Grübchen auf der ſtumpfen Spitze. — Die Schale, welche anfänglich lange grün bleibt, wird gegen die La- gerreife grüngelblich, ohne alle Röthe auf der Sonnen- ſeite. Nur am Spalier erzogene Früchte werden hell- gelb, und bekommen auch bey heißen Sommern einen
*) Es iſt zu bedauren, daß dieſe große, prächtige Birne, — die bis zu 2 Pfund ſchwer werden kann, und zur vortrefflich- ſten Butterbirne, wie ſie in Neapel iſt, die Erwartung be- rechtigte — nunmehro in unſerem Teutſchland in die Claſſe der blos wirthſchaftlichen Birnen ſich herabſetzen laſſen muß. Weder in Stutgart, dahin der Baum als eine delikate Beurré (und zwar als ein königl. Geſchenk,) zuerſt geſchickt worden, noch am Rhein und Main kommt ſie zu ihrer Güte. Allein der Fehler liegt blos daran, daß wir keine Italieniſche Sonne haben.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><pbfacs="#f0615"n="567"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Winterbirnen</hi>. Taf. 22.</fw><lb/><p><hirendition="#g">Tafel</hi> 22.</p></div><lb/><divn="7"><head>149. <hirendition="#g">Die Königsbirne von Neapel</hi>. <hirendition="#aq">Royale<lb/>
de Naples</hi><noteplace="foot"n="*)">Es iſt zu bedauren, daß dieſe große, prächtige Birne, —<lb/>
die bis zu 2 Pfund ſchwer werden kann, und zur vortrefflich-<lb/>ſten Butterbirne, wie ſie in Neapel iſt, die Erwartung be-<lb/>
rechtigte — nunmehro in unſerem Teutſchland in die Claſſe<lb/>
der blos wirthſchaftlichen Birnen ſich herabſetzen laſſen muß.<lb/>
Weder in Stutgart, dahin der Baum als eine delikate <hirendition="#aq">Beurré</hi><lb/>
(und zwar als ein königl. Geſchenk,) zuerſt geſchickt worden,<lb/>
noch am Rhein und Main kommt ſie zu ihrer Güte. Allein<lb/>
der Fehler liegt blos daran, daß wir keine Italieniſche Sonne<lb/>
haben.</note>. Fig. 149.</head><lb/><p>Dieſe, der allergröſten Birnen eine, hat eine kreiſelför-<lb/>
mige, meiſt aber etwas birnförmige Geſtalt, und iſt<lb/>
5 Zoll lang und 4¼ Zoll breit. Die gröſte Dicke iſt ⅔<lb/>
über der Mitte nach der Blume, dahin ſie ſich ſchön und<lb/>
platt zurundet. Nach dem Stiel biegt ſie ſich ſanft ein,<lb/>
und macht ſo gleich an dieſem Einbug eine kurze, abge-<lb/>ſtumpfte Spitze, welche ¾ Zoll Länge beträgt, und ohne<lb/>
welche ſie kugelrund wäre. — Die ſtarke, offene <hirendition="#g">Blu</hi>-<lb/><hirendition="#g">me</hi>ſtehet in einer geräumigen, flachen Einſenkung,<lb/>
und der 1¼ Zoll lange, ſtarke <hirendition="#g">Stiel</hi>ſitzt in einem klei-<lb/>
nen Grübchen auf der ſtumpfen Spitze. — Die <hirendition="#g">Schale</hi>,<lb/>
welche anfänglich lange grün bleibt, wird gegen die La-<lb/>
gerreife grüngelblich, ohne alle Röthe auf der Sonnen-<lb/>ſeite. Nur am Spalier erzogene Früchte werden hell-<lb/>
gelb, und bekommen auch bey heißen Sommern einen<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[567/0615]
Winterbirnen. Taf. 22.
Tafel 22.
149. Die Königsbirne von Neapel. Royale
de Naples *). Fig. 149.
Dieſe, der allergröſten Birnen eine, hat eine kreiſelför-
mige, meiſt aber etwas birnförmige Geſtalt, und iſt
5 Zoll lang und 4¼ Zoll breit. Die gröſte Dicke iſt ⅔
über der Mitte nach der Blume, dahin ſie ſich ſchön und
platt zurundet. Nach dem Stiel biegt ſie ſich ſanft ein,
und macht ſo gleich an dieſem Einbug eine kurze, abge-
ſtumpfte Spitze, welche ¾ Zoll Länge beträgt, und ohne
welche ſie kugelrund wäre. — Die ſtarke, offene Blu-
me ſtehet in einer geräumigen, flachen Einſenkung,
und der 1¼ Zoll lange, ſtarke Stiel ſitzt in einem klei-
nen Grübchen auf der ſtumpfen Spitze. — Die Schale,
welche anfänglich lange grün bleibt, wird gegen die La-
gerreife grüngelblich, ohne alle Röthe auf der Sonnen-
ſeite. Nur am Spalier erzogene Früchte werden hell-
gelb, und bekommen auch bey heißen Sommern einen
*) Es iſt zu bedauren, daß dieſe große, prächtige Birne, —
die bis zu 2 Pfund ſchwer werden kann, und zur vortrefflich-
ſten Butterbirne, wie ſie in Neapel iſt, die Erwartung be-
rechtigte — nunmehro in unſerem Teutſchland in die Claſſe
der blos wirthſchaftlichen Birnen ſich herabſetzen laſſen muß.
Weder in Stutgart, dahin der Baum als eine delikate Beurré
(und zwar als ein königl. Geſchenk,) zuerſt geſchickt worden,
noch am Rhein und Main kommt ſie zu ihrer Güte. Allein
der Fehler liegt blos daran, daß wir keine Italieniſche Sonne
haben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/615>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.