Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.Mit pochendem Herzen kam ich auf dem Der Mann sah mich mit einem sonderbaren Mit pochendem Herzen kam ich auf dem Der Mann ſah mich mit einem ſonderbaren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0123" n="117"/> <p>Mit pochendem Herzen kam ich auf dem<lb/> Landgute an. Alles verrieth Geſchmack in der<lb/> Anlage, Reichthum und Überfluß, und ich dachte<lb/> an meine druͤckende Armuth. Ein kleines Bauer¬<lb/> maͤdchen zeigte mir den Weg nach der Wohnung<lb/> der Herrſchaft; ich waͤhlte den Weg durch den<lb/> weitlaͤufigen Garten, und oͤffnete die hohe eiſerne<lb/> Gitterthuͤre, welche dahin fuͤhrte. In einer ſchat¬<lb/> tigen Lindenallee promenirte ein langer, hagerer<lb/> Mann, deſſen Kleidung den Eigenthuͤmer der<lb/> herrlichen Beſitzungen nicht verrieth. Auch hatte<lb/> man mir Herrn Maiberg als einen corpulenten<lb/> Mann geſchildert; dieſer konnte es nicht ſein.<lb/> Ich trat dem Manne naͤher, fragte, ob er mich<lb/> nicht an Herrn Maiberg weiſen koͤnne, den ich<lb/> zu ſprechen wuͤnſche, und ob er ſelbſt etwa zu<lb/> dem Hauſe deſſelben gehoͤre.</p><lb/> <p>Der Mann ſah mich mit einem ſonderbaren<lb/> Laͤchlen an, und erwiederte, er gehoͤre allerdings<lb/> zum Hauſe, allein Herr Maiberg waͤre in Ge¬<lb/> ſchaͤften jetzt nicht zu ſprechen. Er mogte bemer¬<lb/> ken, wie unangenehm mir dies ſei, und fragte<lb/> daher, was mein Anliegen waͤre. Ich trug meine<lb/> Sache kurz vor, und als der hagere Spatzier¬<lb/> gaͤnger freundlicher wurde, holte ich aus meiner<lb/> Taſche den quaͤſtionirten Actenauszug. Aber da<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [117/0123]
Mit pochendem Herzen kam ich auf dem
Landgute an. Alles verrieth Geſchmack in der
Anlage, Reichthum und Überfluß, und ich dachte
an meine druͤckende Armuth. Ein kleines Bauer¬
maͤdchen zeigte mir den Weg nach der Wohnung
der Herrſchaft; ich waͤhlte den Weg durch den
weitlaͤufigen Garten, und oͤffnete die hohe eiſerne
Gitterthuͤre, welche dahin fuͤhrte. In einer ſchat¬
tigen Lindenallee promenirte ein langer, hagerer
Mann, deſſen Kleidung den Eigenthuͤmer der
herrlichen Beſitzungen nicht verrieth. Auch hatte
man mir Herrn Maiberg als einen corpulenten
Mann geſchildert; dieſer konnte es nicht ſein.
Ich trat dem Manne naͤher, fragte, ob er mich
nicht an Herrn Maiberg weiſen koͤnne, den ich
zu ſprechen wuͤnſche, und ob er ſelbſt etwa zu
dem Hauſe deſſelben gehoͤre.
Der Mann ſah mich mit einem ſonderbaren
Laͤchlen an, und erwiederte, er gehoͤre allerdings
zum Hauſe, allein Herr Maiberg waͤre in Ge¬
ſchaͤften jetzt nicht zu ſprechen. Er mogte bemer¬
ken, wie unangenehm mir dies ſei, und fragte
daher, was mein Anliegen waͤre. Ich trug meine
Sache kurz vor, und als der hagere Spatzier¬
gaͤnger freundlicher wurde, holte ich aus meiner
Taſche den quaͤſtionirten Actenauszug. Aber da
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